Lasst die Kinder zu mir kommen… (Mk 10,13-16)
Kinder haben einen Platz im Gottesdienst
Der klassische Sonntagsgottesdienst (ob Messe oder Wort-Gottes-Feier ist auf Erwachsene ausgerichtet. Damit wir Kindern das Mitfeiern ermöglichen, damit sich Kinder und Familien in unseren Gottesdiensten willkommen fühlen, braucht es Elemente im Sonntagsgottesdienst und eigene Feiern, die dem religiösen Verständnis und der Entwicklungsstufe der Kinder angepasst sind. In jedem Sonntagsgottesdienst soll es zumindest ein Element für die Kinder geben, mit dem sie angesprochen und wahrgenommen werden, wie z. B. die Einladung an die Mädchen und Buben ist, zum Vater unser einen Kreis um den Altar zu bilden. Ebenso braucht es Kinder- oder Familiengottesdienste die als Ganzes die Kinder in den Mittelpunkt stellen und auf ihre Bedürfnisse ausgerichtet sind.
Kinder haben ein Gespür für das Religiöse
Kinder machen von Anfang an spirituelle Erfahrungen, sie haben eine Begabung für das Religiösem, einen „Draht zu Gott“. Kinder auf diesen Weg des Glauben-Entdeckens zu begleiten, heißt ihre Wahrnehmungen und Erfahrungen ernst nehmen, den Mädchen und Buben auf Augenhöhe zu begegnen und sich von ihnen inspirieren zu lassen.
In kindgerecht gestalteten Gottesdiensten können Kinder diese religiösen Erfahrungen in ein größeres Ganzes einordnen, von Gottes Gegenwart erfahren, eine größere kirchliche Gemeinschaft erleben, der die eigene Familie angehört. Gleichzeitig kann kindgerechtes Feiern „Lust auf mehr“ machen und Inspirationsquelle für das religiöse Leben in der Familie sein!
Wir können den Mädchen und Buben ermöglichen, in die reiche Tradition unseres jahrtausendealten Feierns hineinzuwachsen. Das meint aber nicht, ihnen nur Erwachsenengebete und -lieder zu lernen oder sie manchmal kurze Texte lesen zu lassen.
Beteiligung mit allen Sinnen und dem ganzen Sein
Ein Hineinwachsen gelingt nur dann, wenn die Kinder verstehen können, was im Gottesdienst passiert, wenn sie innerlich mitkommen, wenn sie persönlich angesprochen sind – mit Hirn, Hand und Herz. Das heißt auch, dass sie möglichst aktiv beteiligt sind am gemeinsamen Feiern. Kinder sind gleichwertige Mitfeiernde und brauchen andere Formen des Feiern und Betens als wir Erwachsene. Mit Kindern verwandelt sich das Feiern, es muss sich die Sprache im Gottesdienst verändern, es werden andere Lieder gesungen, es wird mehr Wert auf Gesten und Zeichen und die sinnenhafte Wahrnehmung gelegt, die Länge des Gottesdienstes der Aufmerksamkeitsspanne der Kinder angepasst.
Wenn sich eine Pfarre auf die Kinder im Gottesdienst einlässt
Wenn wir wollen, dass auch Kinder den Gottesdienst als „Quelle und Mittelpunkt ihres Lebens“ erfahren (2. Vat), dann müssen Kinder erfahren, dass sie jenseits vorzeigbarer Leistung angenommen sind. Sie brauchen das Wohlwollen der Pfarrgemeinde und der Gottesdienstgemeinde.
Wenn sich eine Pfarre auf die Kinder im Gottesdienst einlässt, dann ist sie in guter Gesellschaft: „Jesus stellte ein Kind in ihre Mitte, nahm es in seine Arme und sagte: Wer ein solches Kind um meinetwillen aufnimmt, der nimmt mich auf.“ (Mk 9, 36.37a).
Wenn sich eine Pfarre auf die Kinder im Gottesdienst einlässt, dann kommt sie oft als Ganzes in Bewegung. Diese Bewegung verursacht natürlich Reibungsflächen und es kommen unterschiedliche Verständnisse von dem, was und wie Gottesdienst zu sein hat, zum Vorschein. Ebenso wie verschiedene Theologien und verschiedene Erziehungsstile aufeinander prallen. Es ist verlockend, dem Gespräch aus dem Weg zu gehen, indem man die Gottesdienstgemeinden möglichst trennt. Für eine Trennung der verschiedenen Gottesdienstgemeinden sprechen auch noch andere Gründe: das Andachtsbedürfnis der einen, der Bewegungsbedürfnis der Kinder, dem Schutz der Kinder (und Eltern) vor weniger wohlwollenden Gemeindemitgliedern, Empfindlichkeiten bzgl. der Lautstärke,… Dennoch soll deutlich werden: Es ist EINE Gemeinde, die da miteinander feiert und diese soll nicht völlig auseinander fallen.
Denn Gott ist dort, wo die Kinder bei uns sind, wo sie fragen, zappeln und spielen.