Ich kann nicht immer gut sein!
Wir würden ja gerne friedlich und freundlich und hilfsbereit sein. Aber wir können das nicht immer. Kinder leiden darunter genauso wie wir Erwachsene. Das Christentum hat eine Kultur entwickelt, die dieses Leiden aufgreift. Wir Christen und Christinnen tun uns genauso schwer mit dem Gutsein wie alle anderen Menschen. Aber wir haben ein Ritual, das uns den Neubeginn möglich macht: das Sakrament der Versöhnung. In einer gemeinsamen Feier oder in einem persönlichen Gespräch mit einem Priester trauen wir uns zu unserem „Nicht-immer-gut-sein-Können“ zu stehen. Wir müssen nicht länger so tun, als seien wir unfehlbar und perfekt. Für Jesus galt es als normal und selbstverständlich, dass Menschen miteinander in Konflikte geraten und aneinander schuldig werden. Wichtig war ihm, dass Menschen danach einander verzeihen, einander die Schuld vergeben, so wie der Gott, an den er glaubte, den Menschen das Nicht-gut-sein-Können vergibt. Kinder, die mit dem Sakrament der Versöhnung feinfühlig vertraut gemacht werden, nehmen diese Botschaft gerne auf. Sie spüren: Gott nimmt mich so, wie ich bin.
Nach einem Text von Mag. Dr. Silvia Habringer-Hagleitner, Professorin an der Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz.
Impuls mit Ihrem Kind:
Im engen Zusammenleben der letzten Wochen hat sich vielleicht einiges angestaut. Weder Eltern noch Kinder konnten immer „gut“ sein. Es tut gut gemeinsam auf diese Zeit zurück zu blicken und Konflikte hinter sich zu lassen. Schreiben oder zeichnen Sie und die Kinder auf, was sie loslassen möchten, wo sie „gefehlt“ haben - wo das Gutsein gefehlt hat. Wer mag kann es auch aussprechen. Danach verbrennen Sie die Zettel am Lagerfeuer oder im Feuerkorb, halten sich an den Händen und sagen einander zu: Wir sind (wieder) gut miteinander. Es tut gut zu wissen: Meine Liebe für dich wird immer bleiben.