Erstkommunion – Vom Unsichtbaren im Sichtbaren, von der Liebe im Brot
Oder trinken Sie eine Tasse Tee bevor Sie eine halbe Stunde Yoga machen? Jede und jeder von uns hat seine alltäglichen Rituale, die dem Tag Struktur und Ordnung geben.
Als Ritual bezeichnet man einen festgelegten, sich wiederholenden Handlungsablauf, der eine symbolische Bedeutung besitzt:
Nach der Tasse Kaffee und der Tageszeitung bin ich bereit für den Tag, komme was wolle. Rituale begleiten uns nicht nur im Alltag, sondern auch an „Festtagen“: die besondere Art, den Hochzeitstag zu begehen oder das ganz bestimmte Festmenü zu Weihnachten.
Ein Ritual gibt uns die Möglichkeit, uns mit Grundfragen der menschlichen Existenz symbolisch auseinanderzusetzen: Wie will ich Beziehungen leben? Was gibt mir ein Gefühl von Sicherheit? Wie gehe ich damit um, dass ich einmal sterben werde? Woran glaube ich jenseits der sichtbaren Wirklichkeit?
Die Erstkommunion ist ein religiöses Ritual.
Ihr Kind empfängt zum ersten Mal das Sakrament der Eucharistie. Als Sakrament bezeichnen wir Christ*innen ein Ritual / einen Ritus, der uns in einem sichtbaren Zeichen die unsichtbare Wirklichkeit Gottes spüren lässt: Im gemeinsamen Mahl, im Essen des Brotes, der Hostie (als sichtbares Zeichen) erfahren wir die Gemeinschaft mit Gott, mit Jesus (als unsichtbare Wirklichkeit).
Sakramente sind Geschenke Gottes; Sie machen seine Liebe und Zuwendung zu den Menschen sichtbar; sie zeigen, dass Gott mitten in der Welt lebt und wirkt.
Die Sakramente Taufe und Eucharistie verbindet ein tiefer Zusammenhang durch Gottes Zusage: Ich habe dich in meine Gemeinschaft gerufen und ich lasse dich nicht allein. Ich bin für dich da – ich schenke mich dir ganz. Im Brot der Eucharistie wird diese Zusage leibhaft erfahrbar.
Der Reifen eines Rades wird gehalten von den Speichen,
aber die Leere zwischen ihnen
gibt seiner Form den wahren Sinn.
Aus nassem Ton formt man Gefäße,
aber die Leere in ihnen
ermöglicht das Füllen der Krüge.
Aus Holz zimmert man Fenster und Türen,
aber die Leere in ihnen
macht das Haus bewohnbar.
So ist das Sichtbare zwar von Nutzen,
doch das Wesentliche bleibt unsichtbar.
Lao-Tse
Impuls mit Ihrem Kind:
Mein Sohn sagte neulich beim Essen: „Hmm, ist das lecker. Ich weiß schon warum: Weil der Papa da ganz viel Liebe reingetan hat.“ Das ist mittlerweile so klar wie Kloßbrühe: Wenn etwas besonders gut ist, ist ganz viel Liebe drin. Kennen Sie das nicht auch? Wenn Sie das Kochen nicht so freut, wird es oft auch nicht so gut…
Backen Sie mit Ihrem Kind Brot oder machen Sie einen einfachen Topfenaufstrich miteinander. Geben Sie möglichst viel Liebe hinein. Teilen Sie es am Familientisch und erzählen Sie von der Liebe, die sie hineingebacken/gemixt haben. Vielleicht schmeckt es ja besonders gut?
Michaela Druckenthaner