Hirnforschung
Letztes Jahr kam unser Jüngster zur Erstkommunion
und ich war Tischmutter für eine Gruppe.
Sechs Buben wuchsen mir in dieser Zeit ans Herz.
Vor dem ersten Treffen fragte ich mich allerdings ernsthaft, wie ich diese Kinder für die Erstkommunion überhaupt motivieren könnte.
Was kann einem Achtjährigen dieses Fest eigentlich bedeuten – heute, in einer Zeit, in der ein Event das nächste jagt?
Da hat mir eine Erkenntnis des Hirnforschers Gerald Hüther weitergeholfen: Jedes Kind kommt mit zwei positiven Lernerfahrungen aus der vorgeburtlichen Zeit auf die Welt, die es auch im weiteren Leben wiederfinden möchte:
- Erstens: „Ich bin eng verbunden mit jemandem, ich gehöre zu jemandem“.
- Zweitens: „Ich wachse jeden Tag ein Stück über mich hinaus.“
Genau diese beiden Grunderfahrungen werden auch mit der Erstkommunion angesprochen:
- Erstens: Mit diesem Fest werden die Kinder noch enger in die Gemeinschaft der Christen und Christinnen aufgenommen. Mit dem Brot des Lebens (Hostie), das sie nun erstmals zu essen bekommen, zeigt sich die innige Nähe der göttlichen Liebe zu uns Menschen. Innigste Verbundenheit.
- Und zweitens: Die Erstkommunion kann als Initiationsritus in die christliche Gemeinschaft verstanden werden.
Initiationsriten verweisen in allen Religionen darauf, dass die Älteren das Wachsen der Jüngeren anerkennen. „Weil Ihr jetzt schon große Kinder seid, deshalb könnt ihr schon mehr von unserer Religion verstehen und deshalb bekommt ihr jetzt auch das heilige Brot zu essen.“ Das habe ich also den sechs Buben zu erklären versucht: Weil ihr jetzt schon groß seid, wird es ein besonderes Fest für euch geben, bei dem ihr dann ganz zu den Christen und Christinnen gehört und Jesus euch besonders nahe ist!
Mag. Dr. Silvia Habringer-Hagleitner, Professorin an der Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz
Vgl. auch Hörimpuls: https://www.dioezese-linz.at/portal/impulse/hoerimpulse/article/122670.html