Statistik 2020

Systemrelevant – Bibliotheken im Krisenmodus
Text: Christian Dandl
Im Jänner 2020 war der Begriff „systemrelevant“ in Österreich ebenso wenig systemrelevant wie die Öffentlichen Bibliotheken. Beides hat Corona entscheidend verändert.
LESEN IST SYSTEMRELEVANT
Ein Jahr Pandemie hat die Sicht auf die Bedeutung der Bibliotheken Ende 2020 verändert.
Lesen ist zweifellos systemrelevant, keine Bildung und Kultur ohne unsere Sprache. Darüber hinaus haben sich viele Angebote Öffentlicher Bibliotheken in Zeiten eingeschränkten sozialen Lebens gut bewährt. Ein Spielnachmittag in der Familie, gemeinsames Vorlesen am Abend, ein DVD zum Zeitvertreib oder Sachbücher für das Homeschooling haben die Büchereien durch ihre Services ermöglicht. Bibliotheken sind für ein gutes Leben höchst relevant.
Das spiegelt sich auch in der Statistik 2020 wieder die, entgegen anfänglicher Befürchtungen, nicht den totalen Einbruch gebracht hat. Natürlich haben sich die Veranstaltungen um knapp zwei Drittel reduziert und die Zahl der Teilnehmer:innen um 75 Prozent. Pro Bücherei wurden 2020 durchschnittlich „nur“ sechs Veranstaltungen (2019: 18) durchgeführt. Im engem Zusammenhang damit steht der Rückgang der Besucher:innen von zwei auf eineinhalb Millionen.
NEUE KREATIVE ANGEBOTE
Konträr entwickelten sich bei vielen Bibliotheken die Entlehnzahlen. Nicht einen Absturz, sondern spürbares Wachstum wies die Statistik einzelner Bibliotheken aus. Einerseits haben sich Benutzer:innen vor den Schließungen umfangreich mit Medien eingedeckt und andererseits wurden mit Lieferservice und Click&Collect neue Wege des Verleihs entwickelt.
Finanziell haben die Schließungen Spuren hinterlassen. Die Einnahmen haben sich von 1.5 auf 1.1 Millionen Euro reduziert. Teilweise konnte dies durch eine zusätzliche Unterstützung des Landes OÖ ausgeglichen werden. Auch Ausgabenseitig wurden die Investitionen in Medien und Bibliotheksausstattung 2020 spürbar reduziert.
KONSTANT GUTES MEDIENANGEBOT
Seit vielen Jahren liegt der Medienbestand der oberösterreichischen Bibliotheken konstant bei rund zwei Millionen. Kinder –und Jugendliteratur machen 40 Prozent aus, Belletristik rund 30 und Sachbücher gut 15 Prozent. AV-Medien, Spiele und Zeitschriften ergänzen mit 15 Prozent das Medienangebot. Hier spiegeln sich einerseits die Benutzer:innen wieder die über 40 Prozent Kinder sind und andererseits die viele kleinen Bibliotheken, die nur sehr begrenzt Sachbücher anbieten können.
Die Zahl der Mitarbeiter:innen in den Bibliotheken ist mit rund 3.200 gleichgeblieben, aber die ausgebildeten Bibliothekar:innen haben sich verringert, ebenso wie die Zahl der Weiterbildungsstunden. Neben den Veranstaltungen war hier mit weit über 50 Prozent der signifikanteste Rückgang im Jahr 2020 zu verzeichnen.
Hier können Sie einen Blick in die Bibliotheksstatistik 2020 werfen. |