Auf der Glocke ist ein Schattenriss von einem Menschen mit Holzwerkzeugen (Zimmermann) abgebildet. Der Holzarbeiter knüpft an eine vertraute Arbeit vieler vergangener Generationen an. Diese Silhouette bietet für die jeweilige Betrachterin/ dem Betrachter die Möglichkeit, sich selbst ein Bild vom Hl. Josef zu machen.
Wer sind unsere Vorbilder/ Vaterfiguren?
Für den als Heinrich Josef in dieser Kirche getauften Kollerschlager Künstler war es ein „Zimmermann der Kunstgeschichte“ der Künstler Joseph Beuys. Eine von beiden gemeinsam ausgeführte Zersägung der bereits preisgekrönten Holzskulptur „Tunnel“ ist dabei ein markanter Punkt im künstlerischen Schaffen vom damaligen Schüler und wird in der Gestaltung thematisiert. So hat jede ihre und jeder seine Geschichten zu erzählen – diese Glocke trägt sie weiter.
Im Zentrum der Gestaltung ist eine Frau auf der Mondsichel und (Welt)Kugel stehend dargestellt und verweist auf die im biblischen Buch der Apokalypse beschriebene Frau. Die dargestellte Mandorla wird in der Kunstgeschichte auch als Schnittmenge zwischen göttlicher und weltlicher Dimension gesehen, die gerade im Menschen Maria, die das göttliche Kind in sich trägt, exemplarisch wurde. Dahinter ist der Engel Gabriel, der Maria die Geburt Christi verkündet zu sehen. Seine Flügel umspannen die gesamte Glocke, gleichsam einem Mantel unter dem Zuflucht und Schutz gewährleistet ist.
An den Enden der Flügel ist der folgende Text zu lesen, den einerseits der Engel sprechen könnte, aber andererseits auch die Glocke durch ihr Läuten meinen kann.
Was hörst du als Erstes?
Bevor du geboren wirst – den Herzschlag der Mutter. Den Rhythmus. Wach auf! Du Traurige wohnst im Liebling. Der Satz „Meine Seele preist die Größe des Herrn.“ wird im oberen Band um die Glocke geführt. Mit dem Klang der Glocke wird so auch die Botschaft verkündet und der „Mantel“ über die Pfarrkirche Kollerschlag ausgebreitet.
Welche Bedeutung hat das Fernsehen/ der Film in unserer unmittelbaren Umwelt? Wie werden heute Feuerwehren in den Medien dargestellt bzw. welche Rolle spielen sie darin?
Der Patron für die Feuerwehren, der Heilige Florian, ist auch sichtbares Thema der Glockengestaltung. In einem ersten Schritt wurde mit einem örtlichen Feuerwehrmann ein Film gedreht, später davon einzelne Filmstandbilder in einer schlüssigen Bildabfolge auf der Glocke appliziert. Damit wird eine aktuelle Geschichte erzählt, die sowohl den Inhalt als auch die Ausdrucksform thematisiert. Bei keinem anderen Heiligen können wir so schlüssig die jeweilige Zeit in ihrer formalen Darstellung festmachen. Interessanterweise wurde gerade bei der Figur des Hl. Florian, immer großer Wert auf eine zeitgenössische Gestaltung dieses - speziell für Oberösterreich wichtigen - Heiligen gelegt. Damit reiht sich die Kollerschlager Glockengestaltung in eine lange Tradition ein und schreibt diese weiter fort. Der Dienst der Florianijünger ist aktuell wie eh und jeh.
Ausgangspunkt für die Auseinandersetzung und Realisierung war der historische Hintergrund vom Hl. Vitus. Was bedeutet es für uns heute als 7-jähriges Kind für seine Glaubensüberzeugung zu sterben?
Diese und viele weitere Fragen rund um seine Person wurden mit der zweiten Volksschulklasse Kollerschlag im Religionsunterricht diskutiert. Das Ergebnis der Auseinandersetzung sind von den Schulkindern gezeichnete Vorlagen (der heilige mit seinen Attributen), die vom Künstler in Reliefform auf den Glockenmantel umgesetzt wurden. Sie artikulieren einen unmittelbaren Zugang zur Geschichte des Hl. Vitus. Die gezeichnete Erinnerung der Kinder aus Kollerschlag ist damit für lange Zeit sicht- und hörbar.
Manfred Schöller übernimmt als Grundlage für die Gestaltung der Glocke das Kopftuch von Mutter Theresa. Die allgemein bekannten blauen Streifen ihres Sari, eines indischen Gewandes, werden im entsprechenden Größenverhältnis auf die Glocke übertragen. Diese reduzierte Gestaltung soll auch ein Verweis auf ihr „einfaches und schlichtes Leben“ sein.
Dem gegenüber steht ihr unermüdliches und selbstloses Engagement für die Hilfsbedürftigen in ihrer Umgebung. Der Text ist in drei Sprachen (Albanisch, Hindi, Deutsch) übersetzt worden und thematisiert damit den albanischen Geburts- und indischen Wirkungsort von Mutter Theresa sowie auch den Standort der Glocken: Kollerschlag.