Mit Mary Fernety und Christoph Herndler konnte für die Gestaltung des Orgelprospektes ein Künstlerpaar gewonnen werden das in der Zusammenarbeit und im Zusammenspiel unterschiedlicher künstlerischer Herangehensweisen - mit der Kenntnis der Orgel als Klangdenkmal und dem Blick auf das Prospekt als eigenständiges Kunstwerk - ein überzeugendes Gestaltungskonzept erarbeitete. Der ausdrückliche Wunsch des Orgelkomitees nach einem Orgelprospekt in zeitgenössischer künstlerischer Sprache wird durch ein Kunstwerk, das sich aus den Bezugnahmen von Orgelform, Raum und inhaltlichen Aspekten erschließt, auf vorbildhafte Weise eingelöst. Das künstlerische Konzept basiert auf der Wirkung eines eigenständigen „Tafelbildes“, das die Form des Prospektes als Grundlage aufnimmt. Die vorgegebene Form der Orgel wurde dabei nicht verändert.
Für ihr Gestaltungskonzept haben Fernety/Herndler die charakteristische „Strenge“ und Linearität der gotischen Architektur, wie sie insbesondere durch die Mittelpfeiler zum Ausdruck kommt, sowie das Prinzip der Konstruktion aufgenommen. Die Linearität findet sich in der Schauseite sowie an den Seitenflächen der Orgel in Form von Streifen, die durch die Orgelpfeifen unterbrochen werden. Zudem spielt der Einfall des Lichts, ein weiterer wesentlicher Aspekt gotischer Raumwirkung, eine zentrale Rolle in der Wirkung der Farbfläche des Orgelprospektes.
Das Orgelprospekt des Künstlerduos Fernety/Herndler eröffnet durch unterschiedliche Zugänge und Aspekte, jene der Beschäftigung mit Farbe, Fläche und Licht der Malerin Mary Fernety sowie jene der Auseinandersetzung mit Komposition und Notation im Kontext von zeitgenössischer (Orgel-) musik bei Christoph Herndler ein Kunstwerk, das den Kirchenraum mit neuen Sinnschichten bereichert.
Als räumliches Pendant zu „Bruder Feuer“ im Chor bietet sich mit der Gestaltung, insbesondere den Blautönen und der Streifenkomposition, im Kontext des Sonnengesangs des Hl. Franziskus auch eine Interpretation als „Schwester Wasser“ an. Die „kühle“ Farbgebung sowie der Effekt der metallischen Pigmente erinnern wiederum an das Glitzern von Schneekristallen und stellen eine Verbindung zum Kirchenpatrozinium Maria Schnee her.
Dr.in Martina Gelsinger, Kunstreferentin