Samstag 13. Juli 2024

Pfarrkirche Linz-Kleinmünchen Hl. Quirinus

 

Quirinustor, Franziskustor und Wilbirgtor von Gerhard Knogler 2006

 

Der Kirchenbau samt umliegender Grünanlage ist ein charakteristisches Zeugnis des ausgehenden Historismus. Anlässlich des 100-Jahr-Jubiläums der Kirchweihe sollte die Eingangsituation zur Kirche neu gestaltet werden. Die Prämisse von Gerhard Knogler, der damit beauftragt wurde, war es, mit den neuen Toren dem kompakten, stilistisch einheitlichen Außeneindruck des stattlichen Baus gerecht zu werden. Die drei Tore sind in Aluguss ausgeführt und weisen einen matten, metallischen Glanz auf. Die Mittelachse der Tore ist jeweils ist durch eine schmale Griffleiste betont, die den Eintretenden bzw. die Eintretende mit einem Psalmzitat empfängt. Die Flügel der einzelnen Tore sind jeweils in drei quadratische Felder gegliedert. Jedes Tor trägt in Augenhöhe am rechten Torflügel eine Tafel aus verzinktem Stahlblech, in deren Oberfläche der Name des Torpatrons eingeritzt ist. Zusätzlich befindet sich am linken Torflügel ein darauf Bezug nehmendes Symbol.


Das Haupttor ist dem Kirchenpatron, dem heiligen Quirinus, Bischof in Siscia/Kroatien, geweiht. Das Franziskusportal an der Nordseite weist in Richtung Wasserwald und greift das Thema Schöpfungsverantwortung auf. In unmittelbarer Verbindung mit dem Stift St. Florian, von dem die Pfarre betreut wird, steht die selige Wilbirg, der das Südtor gewidmet ist – eine Klausnerin, die im 13. Jahrhundert dort lebte. An der Schwelle in den Kirchenraum trägt das Tor die bezeichnende Inschrift „Wende dein Ohr mir zu“ (Psalm 130).

 

Pfarrkirche Linz-Kleinmünchen Hl. Quirinus. © Ulrich Kehrer
Pfarrkirche Linz-Kleinmünchen Hl. Quirinus. © Ulrich Kehrer
Pfarrkirche Linz-Kleinmünchen Hl. Quirinus. © Ulrich Kehrer

 

 

An der Schwelle 
Drei neue Tore von Gerhard Knogler für die Pfarrkirche

St. Quirinus-Linz/Kleinmünchen

 

Äußerste Sparsamkeit, Deutlichkeit, Knappheit, Konzentration fordert er von seiner Arbeit. Mit diesen Worten beschreibt der 2003 verstorbene Literat Heimrad Bäcker die zentralen Aspekte des Werkes von Gerhard Knogler. Diese Charakterisierung, äußerste Sparsamkeit in der Verwendung bildhafter Elemente, Deutlichkeit in der Sprache der Texte und eine Konzentration auf wenige formale Elemente trifft auch auf das jüngste Werk des Künstlers, die Gestaltung der drei Tore für die Pfarrkirche St. Quirinus in Linz/Kleinmünchen, zu.


Gerhard Knogler lässt sich mit seinen Arbeiten auf keine Kunstgattung festschreiben.
Zeichnungen, Objekte, Skulpturen, Plastiken, Installationen finden sich ebenso wie Arbeiten aus Gefundenem oder Entdecktem.


Die drei Kirchentore für Linz/Kleinmünchen sind nach der Gestaltung von Ambo und Sedes für die Pfarrkirche von Wernstein am Inn 1999 (Altarraum von Karl Prantl 1967) sein zweiter kirchlicher Auftrag. Das Innviertel und Linz sind auch zentrale Orte im Leben von Gerhard Knogler: Im Innviertel, in Ort im Innkreis, wurde er 1943 geboren, dort verbrachte er seine Kindheit und Jugend. In Linz studierte er in den 1960er Jahren bei Alfons Ortner und Helmuth Gsöllpointner an der Hochschule für Gestaltung und heutigen Kunstuniversität Linz. Hier war Knogler, der auch als Vertreter der oberösterreichischen Avantgarde bezeichnet wird, bis 2005 drei Jahrzehnte lang als Lehrender tätig.

 

Die Vergabe des Auftrages für die Kirchentore wurde aufgrund eines geladenen Wettbewerbs entschieden, der vom Kunstreferat der Diözese Linz ausgeschrieben wurde. Die Eingangsituation zur Kirche sollte anlässlich des 100-Jahr-Jubiläums der Kirchweihe neu gestaltet werden. Während der Kirchenraum in der Purifizierungs- und Modernisierungsphase Ende der 1960er Jahre stark in Mitleidenschaft gezogen wurde und sich heute weitgehend als Resultat einer Renovierung und Umgestaltung aus dem Jahre 1988 zeigt, ist der Außenbau samt umliegender Grünanlage ein charakteristisches Zeugnis des ausgehenden Historismus.


Knoglers Prämisse war es, mit den neuen Toren dem kompakten, stilistisch einheitlichen Außeneindruck des stattlichen Baus gerecht zu werden. Anhaltspunkt für die Farbigkeit der Tore war der graue Granitsockel, der Stabilität vermittelt. Von Beginn an stand für ihn außer Zweifel, dass er als Künstler zugunsten einer Gesamtkomposition zurücktreten wird. Dass bei der Auswahl des Materials die Entscheidung auf Metall fiel, war nach der eingehenden Beschäftigung mit dem Außenkörper bald klar: Die Tore, deren Flügel durch jeweils drei quadratische Felder gegliedert sind, sollten durch die Herstellung in Aluguss einen matten, metallischen Glanz erhalten. 

 

Neben der Farbe spielen formale Qualitäten, wie etwa die Betonung der Mittelachse durch die Griffleiste, eine wesentliche Rolle. Die schmale Griffleiste, die zunächst nur ein kompositorisches Element bildete, bot sich als Schriftträger an. „Meine Überlegung war, etwas zu machen, das die Sprachlosigkeit der Fassade aufhebt“, so Knogler, der bereits in den 1970er Jahren als Vertreter einer „Kunst aus Sprache“ bezeichnet wurde. Die mächtig wirkenden Tore gehen somit eine subtile Verbindung mit dem Text ein, der in vertikaler Anordnung in die Griffleiste eingearbeitet ist.

 

Das theologische Programm für die drei neuen Tore stammt von Pfarrer Franz Kastberger. 
Jedes Tor trägt in Augenhöhe am rechten Torflügel eine Tafel aus verzinktem Stahlblech, in deren Oberfläche der Name des Torpatrons eingeritzt ist. Zusätzlich befindet sich am linken Torflügel ein darauf Bezug nehmendes Symbol. Das Haupttor ist dem Kirchenpatron, dem heiligen Quirinus, Bischof in Siscia/Kroatien gewidmet, der im Jahr 309 mit einem Mühlstein im Fluss Sibaris ertränkt wurde: „Denn du bist bei mir“, verheißt der Vers aus Psalm 23.

 

Das Franziskusportal an der Nordseite weist  in Richtung Wasserwald und greift das Thema Schöpfungsverantwortung auf. „Mein Herz ist bereit“, lautet hier die zentrale Aussage aus Psalm 108. In unmittelbarer Verbindung mit dem St. Florian, von dem die Pfarre betreut wird, steht die heilige Wilbirg, der das Südtor gewidmet ist. So wie das Tor den Kirchenraum vom lauten Getöse des geschäftigen Treibens rundherum abschließt, so entschied sich auch die heilige Wilbirg vor 758 Jahren für ein Leben in Abgeschiedenheit. Mehr als vier Jahrzehnte verbrachte sie in einer Klause an der Nordseite der damaligen Stiftskirche St. Florian. Dabei konnte sie die Fähigkeit des Hörens besonders entfalten. „Wende dein Ohr mir zu“ (Psalm 130) lautet dazu der Text, der den Blick von oben nach unten über die Griffleiste wandern lässt.
 

Martina Gelsinger

OÖ Kulturbericht 10/2006

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