Donnerstag 12. Dezember 2024

Künstlerischer Baustein von Regula Dettwiler

 

Friedhofskapelle Pennewang, Tausendblumenwandbehang: Das Herbarium von Pennewang, 2022/2023

 

Technik: Pigmentdruck auf Hahnemühle Papier
Maße: 35 x 50 cm
Auflage: 50 Stück

Jedes Blatt ist ein nummeriertes und signiertes Original.

 

Regula Dettwiler hat für die Neugestaltung der Friedhofskapelle in Pennewang einen Wandbehang geschaffen, der die gesamte ovale Rückwand des Raumes einnimmt.

 

Der Wandbehang ist übersät mit floralen Formen, die durch das Verfahren der Cyanotypie entstanden sind. Dabei handelt es sich um ein sehr altes fotografisches Verfahren, das als Belichtungsform mit Tageslicht (Sonne) arbeitet. Diese Technik kam bereits im frühen 19. Jahrhundert für botanische Illustrationen zur Anwendung.

 

Die Friedhofskapelle ist als Ort der Aufbahrung der Verstorbenen ein Teil des letzten Weges für alle Pennewanger:innen. Regula Dettwiler hat die Bevölkerung bei der Gestaltung des Wandbehanges auf besondere Weise eingebunden.


Die Pflanzen, die auf dem Vorhang - durch die Sonne belichtet - schemenhaft zu sehen sind, wurden im Laufe des Jahreskreises vor Ort von engagierten Pennewanger:innen gesammelt und herbarisiert, das heißt gepresst und getrocknet. Es sind insgesamt 1000 Pflanzen und Blumen, darunter Gräser und Wildblumen, Schneeglöckchen, Gänseblümchen, Schlüsselblumen, Maiglöckchen, Mohn, Astern, Farne, Schilf,…


Der Vorhang besteht aus vielen eingefärbten Einzelteilen, die von der Künstlerin zu einem gesamten Bild zusammengenäht wurden. Das lebendige Muster ergibt sich auch durch die unterschiedliche Wirkung des Sonnenlichts auf den Stoff.


Das tiefe Blau des Wandbehangs erinnert an den Mantel Mariens. Maria gilt als Vermittlerin zwischen Himmel und Erde. Die Schutzmantelmadonna ist ein Motiv aus der Kunstgeschichte, das bis ins 13. Jahrhundert zurückgeht. Unter dem ausgebreiteten Mantel der Gottesmutter finden Menschen Trost, Schutz und Zuflucht.  

 

Mit dem künstlerischen Baustein nimmt Regula Dettwiler auf das Sammeln, Trocknen und Einbringen der Bevölkerung Bezug und macht auf besondere Weise den Beteiligungsprozess dieses Gemeinschaftsprojektes sichtbar. Die linke Seite des Blattes zeigt eine Fotografie der Pflanze, wie sie der Künstlerin - zwischen Zeitungspapier oder Zellulose gepresst - übergeben wurde. Manche der Zeitungsblätter geben mit ihren Schlagzeilen Zeugnis einer mittlerweile bereits vergangenen Zeit und führen damit den Lauf der Geschichte vor Augen.  Das Motiv auf der rechten Seite zeigt einen Ausschnitt des Wandbehangs mit den durch das Sonnenlicht belichteten Pflanzen.

Der Tausendblumenwandbehang als zentraler Teil der Ausstattung der Friedhofskapelle greift die Themen Schöpfung und Gemeinschaft unmittelbar vor Ort auf. Die Natur mit ihrem Werden und Vergehen im Kreislauf des Jahres wird darin zum Symbol für Vergänglichkeit und Auferstehung.

 

Regula Dettwiler wurde in Oberkulm im Schweizer Kanton Aargau geboren. Sie studierte zunächst Kunst an der Hochschule in Luzern und von 1991-96 Bildhauerei bei Bruno Gironcoli an der Akademie der Bildenden Künste in Wien. Auslandsaufenthalte und Stipendien führten sie u.a. nach Chicago, Paris, Montreal und nach Japan. Regula Dettwiler lebt in Wien und Niederösterreich. Sie arbeitet in den Bereichen Zeichnung, Installation, Skulptur und Kunst im Öffentlichen Raum. Die Künstlerin beschäftigt sich seit rund drei Jahrzehnten mit der Natur, die uns umgibt. Vertraute Sinnbilder und Naturstudien der Kunstgeschichte gehen in ihrem Werk eine spannungsvolle Verbindung mit Phänomenen und Arbeitsweisen der Botanik ein, ihre Methoden sind dabei Aneignung und Transformation.

 

Künstlerischer Baustein von Regula Dettwiler
Künstlerischer Baustein von Regula Dettwiler

 

Zur Projektseite: Friedhofskapelle Pennewang, Tausendblumenwandbehang, 2022/2023

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