Kirchenraumgestaltung, Gerold Tagwerker, 2015
Mit seiner künstlerischen Arbeit in der Pfarrkirche Hl. Familie in Wels realisierte Gerold Tagwerker gemeinsam mit dem Architekten Georg Kirchweger eine umfassende Neugestaltung der Altarzone. Als Ausgangspunkt für sein Konzept wählte der Künstler die architektonischen Formen des erst 1957 geweihten Kirchenbaus. Dem gebürtigen Vorarlberger war es wichtig, den neuen Altarbereich als eine Erweiterung des bestehenden Raumes zu erfassen. So entstand in Verlängerung der bereits vorhandenen Choranlage eine neue Altarzone, die durch den konkreten Einsatz von Stufen und Podesten auf den Altbau verweist. Durch die Materialität des Betons bewahrt der künstlerische Eingriff seine Eigenständigkeit, verweist durch die helle Farbigkeit und die raue steinerne Struktur jedoch auf bestehende Elemente des Innenraumes. Mit reliefartigen Strukturen an den Außenseiten von Altar, Ambo, Sedes und Taufbecken verwendet Tagwerker spielerisch die Form des Kreuzes als gestalterisches Element. Durch den gezielten Einsatz von farbigen Elementen bei Boden und Bänken greift der Künstler in die Raumatmosphäre ein und verleiht dem Kirchenraum einen warmen und offenen Charakter.
Kirchenräume sind spirituelle Räume mit kontemplativem Charakter. Anders als Räume der Kunst, die sich als neutrale Raumhüllen verstehen und in den meisten Fällen eine Idee des „white cube“ verfolgen, sind Kirchenräume in ihrer Ästhetik und deren Wirkung auratisch aufgeladen. Sich als Künstler auf diesen spezifischen Charakter einzulassen, darauf zu reagieren und darin gestalterisch zu agieren, erscheint mir als einzigartige Gelegenheit und besondere Herausforderung.
Gerold Tagwerker, Künstler
Die Einheit des von Gerold Tagwerker gestalteten Kirchenraumes in Wels-Heilige Familie lädt zum Verweilen ein. Im Aufeinander Hören entstehen Orte der Begegnung mit Gott.
Slawomir Dadas, Generaldechant und Pfarrer Wels Hl. Familie, 2017