Linz, Priesterseminarkirche Hl. Kreuz
Altarraumgestaltung, „UND“, Josef Bauer, 2015
Die ehemalige Deutschordenskirche und heutige Priesterseminarkirche in der Linzer Harrachstraße wurde von Johann Lukas von Hildebrandt entworfen und 1724 unter dem Linzer Baumeister Johann Michael Prunner fertiggestellt. Im Rahmen der Renovierung der Kirche und im Hinblick auf die Nutzung durch das im Priesterseminar angesiedelte Propädeutikum für die österreichischen Priesteramtsanwärter wurde der in Linz und Gunskirchen lebende Künstler Josef Bauer beauftragt. Der Herausforderung, in dem als barockes Gesamtkunstwerk gestalteten Zentralbau neue Ausstattungselemente einzufügen, begegnete der Künstler in der von ihm bereits in den 1960er-Jahren entwickelten künstlerischen Sprache der „taktilen Poesie“: von Sprache, Buchstaben, Worten, ihrer haptischen Erfahrbarkeit und der darin verborgenen metaphorischen Bedeutungsebenen.
In der von barocken Bankblöcken gebildeten zentralen Achse steht die Wortskulptur „UND“. Die drei Buchstaben bilden in ihrer Setzung eine räumliche Dimension und sind durch die Altarplatte verbunden. Der Altar bildet vor dem Hintergrund der hellen Marmormensa des Hochaltares mit seinen Dekorformen einen gestalterischen Akzent im Raum. Der Ambo ist aus dem Buchstaben X gebildet, der eine schräg geneigte Pultfläche trägt. Das X ist eine Referenz zum griechischen Buchstaben CHI, dem Anfangsbuchstaben des Wortes „Christos“ mit seiner Bedeutung als Symbol für die Gegenwart Christi im Wort. Der Vorstehersitz ist in seiner Form Platzhalter für eine sitzende Gestalt und eine Andeutung, dass nicht der dort Sitzende Leiter der Liturgie ist, sondern vielmehr Christus der Liturgie vorsteht. Die neuen Objekte sind aus Nussholz, in Anbindung an die bestehenden barocken Bänke, gefertigt. Das Bindewort „UND“ als Träger des Altares, als Symbol für Christus im Kirchenraum, eröffnet einen breiten Interpretationsrahmen. Im Zentrum steht dabei das Verbindende und nicht das Ausschließende. „UND“ fragt darüber hinaus nach den Konsequenzen der Verkündigung des Wortes Gottes und der Eucharistiefeier im Alltag und ist zugleich Aufforderung zum gelebten Glauben.
KIRCHENZEITUNG Diözese Linz 2015/39
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