Samstag 20. Juli 2024

Linz Pfarrkirche Hl. Familie

 

Ein „Paradiesgärtlein“ in der einst größten Kirche der Stadt

 

Das Aufsprießen des Grases als Symbol

Die Kirche zur Heiligen Familie in Linz war zur Zeit der Kirchweihe – vor genau 100 Jahren – die größte Kirche der Stadt. Der stattliche, beim ehemaligen Südbahnhof gelegene Bau, wurde vom Linzer Dombaumeister Matthäus Schlager im Stil der Neurenaissance entworfen. Seit dem Kirchenbau ist die Anzahl der GottesdienstbesucherInnen - wie auch in vielen anderen Kirchen - überschaubarer geworden. So galt es anlässlich des 100-Jahre Kirchweihfestes im Jahr 2012 Chorraum und Kirchenschiff optisch voneinander zu trennen und die kleinere Feiergemeinschaft näher um den Tisch des Herrn zu versammeln.

 

Linz Pfarrkirche Hl. Familie. © Gregor Graf
Linz Pfarrkirche Hl. Familie. © Gregor Graf


Im Rahmen eines künstlerischen Wettbewerbes stellten vier KünstlerInnen ihre Vorschläge dazu vor. Die Entscheidung fiel auf die junge Linzer Künstlerin Katharina Lackner. Sie geht in ihrem Entwurf von einer Kindheitserfahrung, nämlich einer „nach oben offene Höhle im Gras“ aus. einem Ort in der Natur, der Geborgenheit und Schutz bietet. In die große repräsentative Geste des Kirchenraumes setzt sie im Bereich des Triumphbogens „Grashalme“ aus Messing und Edelstahl, die in zwei unterschiedlichen Höhen und Reihen angeordnet sind und deren metallischer Glanz mit den Farben im Raum in Wechselwirkung tritt. Mit diesem stilisierten, der Natur entnommenem Element, gelingt es ihr, die räumliche Tiefenwirkung des Langhauses nicht grundlegend zu unterbrechen und dennoch – dem Wunsch der Pfarre entsprechend – im Chorraum eine eigene Zone für kleinere Feiergemeinschaften zu schaffen.  


Die liturgischen Orte auf der näher ins Kirchenschiff gerückten Altarzone sind als blockförmige Objekte aus Eichenholz ausgeführt. Durch die Form des rechteckigen Blockes erhält der Altar ein optisches Gewicht gegenüber der kleinteiligen vertikalen Struktur der Trennobjekte und behauptet sich im Raum. Aus dem gleichen Material, jedoch in zurückgenommener Form, sind auch die liturgischen Orte im kleinen Feierraum im Chor.

 

Linz Pfarrkirche Hl. Familie. © Kunstreferat
Linz Pfarrkirche Hl. Familie. © Gregor Graf

 

Die als spitze Halme ausgeführten „Trennobjekte“ erinnern auch an die Latten eines Zaunes. Dieses Motiv findet sich in der bildenden Kunst in den „Paradiesgärtlein“ wieder, wo damit ein abgegrenzter und geschützter Garten für Maria und das Jesuskind als Symbol für Geborgenheit und paradiesischen Charakter geschaffen wird. In der biblischen Bildsprache wiederum steht das Aufsprießen des Grases und sein schnelles Wachstum auch für das Aufblühen von Menschen und wird mit  Frische und Regeneration in Verbindung gebracht.


Möge der jubilierenden Pfarre dieses Aufsprießen des Grases im Kirchenraum auch ein Aufblühen und neue Lebenskraft für die nächsten 100 Jahre bringen!

 

Martina Gelsinger

KirchenZeitung der Diözese Linz, 25.10.2012

 

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