Samstag 20. Juli 2024

Dorf an der Pram Pfarrkirche Hl. Wolfgang

 

Liturgische Orte: Andreas Sagmeister Farbglasfenster: Ewald Walser 2011

 

Zur künstlerischen Gestaltung des neuen Altarraumes in Dorf an der Pram
Andreas Sagmeister / Ewald Volgger


Priestersitz, Ambo und Altar, aber auch die übrigen Gestaltungselemente wie Leuchter u. dgl. sprechen eine gemeinsame künstlerische Sprache. Gestaltungselement ist das Kreuz, das sich in der formalen Ausführung immer wieder findet.

 

Der Altarraum respektiert die bisherige Einrichtung und den Hochaltar. Die leichte, durchlässige und offene Form der neuen liturgischen Objekte sind Hinweis auf eine auch für die Menschen wertvolle Haltung der Offenheit und der Toleranz. Priestersitz, Altar und Ambo stellen keine trennenden Elemente dar, vielmehr verbinden und führen sie zusammen, dennoch nimmt jedes Objekt wieder für sich eine klare Aufgabe wahr und positioniert sich auch deutlich selbständig im Raum.

 

Dorf an der Pram Pfarrkirche Hl. Wolfgang. © Kunstreferat


Mitte der neuen Gestaltung ist der Altar mit quadratischem Grundriss mit etwa 45 mm starken Granitplatten und vier gleichwertigen Seiten (134 x 134 cm). Von ihm aus definieren sich die weiteren liturgischen Orte. Drei Granitplatten mit viereckigen Öffnungen in der Mitte sind so verbunden, dass sich im Zentrum ihrer Verschränkung ein Innenraum bildet. Dieser Innenraum wird durch die Kreuze definiert und geprägt, die sich aus den Kanten der verbundenen Flächen ergeben. Innen wie außen zeigt der Altar nach allen Richtungen das Kreuzzeichen. Jene Kanten der Granitplatten, die den Innenraum umschreiben sind zudem vergoldet, um diesen Raum in seiner Besonderheit noch zu unterstreichen. Der Altar leuchtet von innen her und verweist damit auf das Geheimnis, das auf ihm gefeiert wird. Er ist von allen Seiten in gleicher Weise wahrnehmbar.


Der Künstler verbindet mit dieser formalen Gestaltung die Offenheit, Ausgewogenheit und Transparenz als menschliche Eigenschaften. Der Altar ist ein Ort, an dem Christus als der Auferstandene in der Gestalt des Brotes und des Weines gegenwärtig wird. Auf dem Altar des Kreuzes hat Jesus in Liebe sein Leben für die Menschen hingegeben; so öffnet er die Augen für die Liebe und Güte, die Barmherzigkeit und Gerechtigkeit Gottes. Damit verweist dieser Altar auf die Herzenseigenschaften Jesu, mit denen er den Menschen als Abbild Gottes begegnet. Er gibt zu bedenken, dass auch die Menschen von innen her, gestärkt durch die Herzensbeziehung mit Christus, füreinander da sein mögen in Güte und Barmherzigkeit, gerecht und mutig, solidarisch und konsequent. Auch Menschen leuchten von innen her, wenn sie ihre innere Schönheit zum Erstrahlen bringen. Diese innere Schönheit entdecken Menschen vor allem in der Gestaltung von Beziehung – jeglicher Art. Dazu werden sie im Mahl an diesem Tisch gestärkt, wie sie auch im Wort Gottes Nahrung für dieses Bemühen finden. Der Innenraum des Altares ist auch ein Raum der Geborgenheit, der Aufnahmebereitschaft. Er bietet Schutz, ohne einzuengen. Der Altar überbietet die Funktion des Tisches. In seiner räumlichen Dimension fügt er sich als architektonisches Element in den Raum ein und eröffnet eine neue Raumerfahrung.


Der Ambo ist, so sagt es das Zweite Vatikanische Konzil, Tisch des Wortes. Auch er ist aus Granitplatten mit derselben Kreuzstruktur ausgeführt. Von hier aus wird der Gemeinde im Gottesdienst das Wort Gottes verkündet. Jesus, das fleischgewordene Wort des Vaters, spricht den Menschen sich selbst zu. Die Beziehung, die im Wort geschenkt und gestaltet wird, führt und begleitet im Leben. Es durchkreuzt menschliche Wege, es fördert die Liebe und das Vertrauen, es ermutigt und richtet wieder auf. Das rechte und gute Wort, das Gott für die Menschen verfügbar hält, um ihr Leben zu deuten und ihnen Orientierung zu geben, erklingt an diesem Ort. 


Der Priestersitz wiederholt die formale Sprache der in Kreuzform zusammengefügten Granitplatten. Er macht deutlich, dass Priester über ihre Taufberufung hinaus die Aufgabe haben, den die Kirche lehrenden und leitenden Christus zu repräsentieren. Der Priestersitz verweist darauf, dass alle, die in die Christusnachfolge eintreten, offen sind für das Geheimnis seines Lebens unter dem Zeichen des Kreuzes. Wer Jesus folgt und sich für die Werte des Evangeliums entscheidet, tritt in die Kreuzesnachfolge ein. Solche Menschen gehen einen Weg im liebenden Bemühen und in der Aufmerksamkeit für die Menschen mit ihren Sorgen und Nöten, mit ihren Anliegen und Hoffnungen. Von diesem Ort aus sammelt der Priester die Gemeinde. Der Priestersitz erinnert auch außerhalb der liturgischen Feier an diese Aufgabe. Die Kreuzform erinnert daran, dass „der gute Hirte sein Leben für die Schafe gibt“. 
Auch die übrigen Elemente wie Kredenztisch, Leuchter, Vortragekreuz, Ölbehältnis und Blumenvase sprechen dieselbe künstlerische Sprache, folgen derselben formalen Gestaltung. Im Leuchter z.B. verbindet sich die Kreuzform mit dem Lichtsymbol. Jesus Christus, das Licht der Welt, leuchtet über seinen Kreuzestod hinaus, weil der Vater ihn aus dem Tod genommen hat. 


Die einheitliche künstlerische Gestaltung gibt dem Raum Ruhe und hilft der feiernden Gemeinde, sich besser auf das zu feiernde und in der Feier gegenwärtige Geheimnis zu vertiefen.

 

Quelle: Festschrift zur Altarweihe und Wiedereröffnung der Dorfer Kirche, 2011

 

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