Mittwoch 21. August 2024

Pfarrkirche Linz-St. Konrad

 

Kirchenraumgestaltung von Maria Moser 2005

 

Die Kirche samt Pfarrzentrum erhebt sich auf einer flachen Kuppe des Linzer Froschbergs, wurde nach Plänen der Linzer Architekten Gottfried Nobl und Othmar Kainz errichtet und 1961 geweiht. 
 

Knapp ein halbes Jahrhundert nach Fertigstellung der Kirche erhielt die in Frankenmarkt lebende Künstlerin Maria Moser den Auftrag zur Umgestaltung des Kirchenraumes. Dieses Vorhaben sollte einen helleren und im Sinne des Zweiten Vatikanischen Konzils kommunikativeren Raum bringen.

 

Die Neugestaltung wird von zwei Materialien dominiert: von Glas und Stahl. Im halbtransparenten Glaskörper des Altars ist ein scheinbar schwebendes – in roter Schmelzglastechnik ausgeführtes – Kreuz zu erkennen. Es deutet das Sinnbild der Lebenshingabe Jesu, die in der Eucharistie vergegenwärtigt wird. Die Transparenz steht dabei in einem spannungsvollen Dialog mit der Körperlichkeit des Objekts. Die Gestaltung lässt es zu, dass Angedeutetes von außen nie ganz ausgedeutet werden kann. Auch der Ambo ist in Glas gefertigt. Eine gestalterische Achse mit dem Altar bildet der blau leuchtende, schiffartige Taufort unmittelbar vor dem Wandbild des Münchners Franz Nagel an der Stirnseite.

 

In der Nordwestecke geht ein großformatiges Glasfenster von Maria Moser einen spannungsvollen Dialog mit der auf einer brünierten Stahlplatte angebrachten Marienstatue schräg gegenüber ein. Durch die Brechung des Lichts eröffnet sich hier ein atmosphärisch dichter Ort im Kirchenraum, an dem der Titel des Fensters „Auferstehung und Erlösung“ spürbar wird.

 

Eine neue Dimension Maria Moser in der Pfarrkirche St. Konrad am Linzer Froschberg. Maria Moser gilt als Plastikerin der Leinwand. In ihren großformatigen, farbenkräftigen Arbeiten ist unbändige Kraft zu spüren. Loderndes Feuer, glühendes Eisen und Licht, das die Materie verwandelt, sind zentrale Themen. In der künstlerischen Gestaltung des Kirchenraumes der Pfarre St. Konrad am Linzer Froschberg setzt sie ihre Intuition und Kraft in neuen Ausdrucksformen und Materialien um.

 

Pfarrkirche Linz-St. Konrad. © Kunstreferat
Pfarrkirche Linz-St. Konrad. © Kunstreferat


Das heiße Herz der Dinge, wie die Künstlerin das Innere der Erde bezeichnet, kommt in ihren Bildern zum Ausdruck. Das Herz des Kirchenraumes, der Altar, ist nach der Neugestaltung zum zentralen Ort der am 3. Dezember 2006 mit einem Festgottesdienst wieder „eröffneten“ Pfarrkirche geworden.


Zur Neugestaltung des Ende der 1950er Jahre erbauten Kirchenraumes wurden vom Leiter des Kunstreferates der Diözese Linz, MMMag. Hubert Nitsch und der Pfarre St. Konrad unter der Leitung von Pfarrer Dr. Walter Wimmer ein künstlerischer Wettbewerb ausgeschrieben. Als erstgereihtes Projekt ging der Entwurf der in Frankenburg beheimateten Malerin, die als eine der bedeutendsten österreichischen Künstlerinnen gilt, hervor. Der junge Wiener Architekt Vinzenz Dreher steuerte in der Umsetzungsphase das notwendige technische Know-How zur Realisierung des künstlerischen Entwurfes bei.

 

Beim Betreten des Raumes tritt kein Zweifel darüber auf, dass am Altar „das Geheimnis des Glaubens“, so die Worte nach der Wandlung, stattfindet. Der Altar besteht aus verschiedenen beleuchteten Glasschichten. Maria Moser bezeichnet ihn als eine Skulptur in der Skulptur. Der transparente Körper leuchtet aus sich heraus. Im Inneren befindet sich ein rotes, in Schmelzglastechnik ausgeführtes, liegendes Kreuz. Die Transparenz steht dabei in einem spannungsvollen Dialog mit der Körperlichkeit des Objektes. Die Gestaltung lässt es zu, dass Angedeutetes von außen nie ganz ausgedeutet werden kann. 

 

Hinter dem Altar erstreckt sich in der Form eines Viertelkreissegments eine helle monolithische Betonplatte auf der Ambo, Sedes und Taufbecken platziert sind. 
Der Altar selbst steht auf einer Plattform aus rostigem Stahl, die bis in die vordersten Bankreihen reicht. Damit wurde nach den Prämissen der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils der Ort der Eucharistie näher zur Feiergemeinde gerückt. 


Das Material Eisen zieht sich seit Jahrzehnten durch das Werk von Maria Moser und spielt nun als Fundament für den Ort des Mysteriums eine zentrale Rolle. Thematisch erdet der Boden, das dem Lauf der Zeit ausgesetzte Stahl, den Ort des christlichen Geheimnisses und die darum Versammelten. Für die vier um den Altar aufgestellten Kerzenständer und die dahinter auf der hellen Betonplatte platzierten Sedes wählte die Künstlerin brünierten Stahl.

  

Altar Linz-St. Konrad. © Kunstreferat


Der Ambo ist ein in Schmelzglastechnik ausgeführtes Pult. Das Taufbecken erhebt sich an der Stelle des ehemaligen Volksaltares über vier Stufen hinter dem neuen Altar und markiert den Abschluss des Altarraumes. Die ungewöhnliche Form - zwei gebogene blau leuchtende Glasscheiben, die im oberen Bereich ein Becken ausbilden - erinnert an ein Schiff. Eine Rolle spielt dabei nicht nur das Element Wasser: Die Redewendung „jemanden ins Boot holen“, die Aufnahme von Christen in die Gemeinschaft, die durch die Taufe erfolgt, wird beim Taufort in St. Konrad wörtlich umgesetzt. 


In der Südwestecke des Kirchenraumes nehmen zwei Werke, zwischen deren Entstehungszeiten mehr als 300 Jahre liegen, einen spannungsvollen Dialog miteinander auf: Das neue, fünf Meter hohe Glasfenster „Auferstehung und Erlösung“ und die barocke - Thomas Schwanthaler zugeschriebene – thronende Maria mit Kind, die Maria Moser auf brüniertem Stahl aus der Wand hervortreten lässt. Die qualitätvolle Plastik findet in ihrer raumgreifenden Gestik und Gewandung in dem kraftvollen Spannungsfeld zwischen dem nach oben strebenden roten und dem liegenden blauen Balken eine Entsprechung.


Licht, das in dem Raum für so lange Zeit ein kostbares Gut war, spielt sowohl in der Wirkung der künstlerischen Objekte als auch in der technischen Ausstattung eine zentrale Rolle. 
Mit ihrer Arbeit gelingt es Maria Moser, den Wünschen der Pfarrgemeinde nach einem helleren, wärmeren und kommunikativeren Raum zu entsprechen.


Darüber hinaus vollbringt sie auch die Gratwanderung, die es bei künstlerischen Aufträgen in historischen Kirchenräumen zu bestehen gilt: Sie entspricht den funktionellen Anforderungen des Raumes mit Respekt gegenüber dem vor Jahrzehnten Geschaffenen und lässt in einer zeitgemäßen Formen- und Materialsprache Unsichtbares erfahrbar werden. Mit den liturgischen Orten und dem Glasfenster hat Maria Moser ihr Schaffen um eine Dimension erweitert. Jenen, die diesen Raum betreten, eröffnet sie mit ihrer künstlerischen Gestaltung eine neue Dimension im spirituellen Erleben.

 

 

Martina Gelsinger. OÖ Kulturbericht 12/2006

 

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