Samstag 20. Juli 2024

Pfarrkirche Schiedlberg Mariä Verkündigung

 

Altarraumgestaltung von Franz Josef Altenburg 2008

 

Franz Josef Altenburg, der seit drei Jahrzehnten als einer der bedeutendsten Keramikkünstler Österreichs gilt, setzt mit der Wahl des Materials Betonyp (zementgebundenen Holzfaserplatten) für Altar, Ambo und Vorsitz der eindrucksvollen barocken Ausstattung des schlichten, unter Joseph II. 1786 – 90 erbauten Kirchenraumes eine Geste der Bescheidenheit und Einfachheit entgegen. Der Altarplatte setzt er eine kreisrunde Glasscheibe ein.

 

Pfarrkirche Schiedlberg Mariä Verkündigung. © Kunstreferat
Pfarrkirche Schiedlberg Mariä Verkündigung. © Kunstreferat

 

Mit der völligen Zurücknahme des Materials fordert er eine inhaltliche Auseinandersetzung mit der Funktion und Bedeutung des Altars als Symbol für Christus: „Wie stellen wir uns Christus vor?“ Diese Frage stellte P. Gustav Schörghofer bei der Weihe des Altars am 15.11.2008 der Festversammlung: „Hoch zu Ross mit goldenem Helm und Federbusch oder als einfach gekleideten, bescheidenen Menschen mit nackten Füßen in Sandalen?“ Mit diesem bildhaften Vergleich nimmt er Bezug auf die fast provozierende Schlichtheit, die durch die graue, matte Oberfläche des Materials als Bedeutungsträger evoziert wird.


Die in Ottensheim lebende Textilkünstlerin Beate Luger-Goyer greift mit den drei für Werktag, Sonntag und Festtag geschaffenen Altartüchern die Grundelemente der Gestaltung auf und erzeugt mit dem subtilen Einsatz von Gold einen feierlichen Charakter.

 

 

 

Artikel im OÖ Kulturbericht

von Dr. Martina Gelsinger

November 2008


Spröde Schönheit
Franz Josef Altenburg


Franz Josef Altenburg zählt seit den 1970er Jahren zu den bedeutendsten österreichischen Keramikern. Aus seinem Munde wird dieser Satz wohl niemals zu hören sein: Altenburgs Hang zur Selbstkritik und Bescheidenheit – in Verbindung mit einer feinen Ironie – ist bereits bei der ersten Begegnung mit dem Künstler offenkundig.


Geboren 1941 in Bad Ischl als Nachkomme der toskanischen Linie der Habsburger, besuchte Altenburg die Kunstgewerbeschule in Graz. Seine weitere Ausbildung erhielt er in der Werkstätte der Hallstätter Keramik bei Gudrun Wittke-Baudisch, in der Keramikschule in Faenza und bei Jean Claude de Crousaz in Genf. 1975 bezog er mit seiner Familie eine ehemalige Mühle in Breitenschützing nahe Schwanenstadt und begann dort freischaffend zu arbeiten.

 

Franz Josef Altenburg arbeitet mit einfachsten Konstruktionselementen: Er stapelt, schichtet, türmt, verschachtelt, schafft Gitterstrukturen und baut Miniatur-Architekturen. Die Titel seiner Arbeiten verdeutlichen die Verbindung mit dem „Bauen“: Seine Werkgruppen nennt er Gerüste, Stiegen, Häuser, Pyramiden, Türme, Mauern und Gebäude. Das offensichtliche Zeigen der spröden Oberfläche des gebrannten Lehms und das bewusste Zur-Schau-Stellen des konstruktiven Moments ist charakteristisch für seine Arbeiten und vermittelt den Eindruck von einer Suche nach Wahrhaftigkeit.

 

Immer wieder verwendet er dabei auch bestehende Formen, wie etwa Kreuze, und entwickelt sie zu skulpturalen Objekten weiter: Als solche behalten sie dennoch ihre Bedeutung als religiöse Symbole.


Altenburg arbeitet schnell und spontan – einzelne Objekte gehen in der Summe von Serien auf, die sich auf ein Thema oder eine formale Fragestellung beziehen. Die vor fünf Jahren begonnene Serie „Rahmen“ umfasst insgesamt mehrere hundert Arbeiten, die sich auf einen Rahmen im A-4 Format beschränken.


Lehm und sein jüngerer Bruder der Beton


Die Beherrschung der handwerklichen Technik ist bei Franz Josef Altenburg Voraussetzung aber nicht Geheimnis – in seinen Arbeiten geht es weder um handwerkliche Perfektion noch um Ästhetisierung – vielmehr liegt ihnen in Materialität und Minimalismus der Form eine beständige Suche nach einer „glaubwürdigen“ Wahrheit zugrunde.


Nach der großen Einzelausstellung „Elemente, Objekte“ 2001 im Museum für Angewandte Kunst in Wien und der Präsentation seiner Werke „Aus der Sammlung“ in der Linzer Landesgalerie 2006 waren eine Auswahl seiner Kleinplastiken zuletzt im Jesuitenfoyer in Wien, in der Galerie 422 in Gmunden und in der Galerie in Schmiede in Pasching zu sehen. Nach Altären für eine Wiener und eine steirische Kirche (Kirche am Schöpfwerk, 1980, und Stiftskirche in Neuberg an der Mürz, 2002) hat der Künstler nun auch in seiner Heimat Oberösterreich einen Altar gestaltet. Er arbeitet dabei mit der Oberflächenwirkung von Beton, der als der „jüngere Bruder“ des Lehms gilt.


Materialität, Symbolik und Proportion als Parameter für die Gestaltung des Altares in Schiedlberg
 

Für die Pfarrkirche Schiedlberg (Bezirk Steyr) entwarf Altenburg Altar, Ambo und Vorsitz. Kaiser Joseph II. ließ den Bau zwischen 1786 und 1790 errichten damit keiner seiner „Untertanen“ länger als eine Stunde zur nächsten Kirche gehen musste. Der stattliche aber weitgehend schmucklose Bau birgt im Inneren eine beeindruckende barocke Ausstattung, die aus aufgelassenen Klöstern und Kirchen stammt. Diese Spannung zwischen pragmatischem Bau und repräsentativer Ausstattung war Ausgangspunkt für die Wahl des Materials: Altenburg entschied sich bewusst für ein „aussageloses“, wertfreies und bescheiden wirkendes Material: Mit der Verwendung von zementgebundenen Spanplatten, die eine glatte graue Oberfläche aufweisen, bricht er mit dem repräsentativen Bestand und lässt gleichzeitig keine Assoziationen zu Gebrauchsmöbeln aufkommen.

 

In der streng symmetrisch aufgebauten Kirche wählt Altenburg als Altarform einen Kubus, in den er eine Glasscheibe einschreibt: Mit dieser Form greift er die Symbolik des Ortes als Tisch des Brotes auf und erzeugt zugleich eine spannungsvolle Wirkung durch die Verbindung der Wirkung von edlem Glas und Beton. Die Altarweihe in Schiedlberg findet am Samstag, dem 15.11.2008, um 18.00 durch Diözesanbischof Ludwig Schwarz statt.


Am 14.11. sind Arbeiten von F.J. Altenburg und der Textilkünstlerin Beate Luger-Goyer – von ihr stammen die Altartücher – in der Tischlerei Kaiblinger, Schiedlberg, Neuhofenstraße 10, zu sehen. Die Ausstellung wird um 19.00 von Hubert Nitsch, Kunstreferent und Diözesankonservator, eröffnet.


Martina Gelsinger,

Kunstreferat der Diözese Linz
 

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