Altarraumgestaltung von Michael Kienzer 2009
Die Kirche in Garsten, ein Gesamtkunstwerk der Künstlerfamilie Carlone am Höhepunkt des Stuckbarocks, zeigt sich als eindrucksvoller Kirchenraum im Zusammenklang von Architektur, Stuck, Malerei und Kunstgewerbe. Der Bestand legte für die neuen Ausstattungselemente eine hohe Latte an künstlerischer Qualität vor.
Mit einer spielerischen Leichtigkeit im Umgang mit dem Wirken physikalischer Kräfte und mit der ihm eigenen unmittelbaren Herangehensweise an Raum und Form schreibt Michael Kienzer das Bildprogramm der Garstener Kirche weiter: Altar und Ambo sind als glatt polierte Edelstahlblöcke in Verbindung mit tragenden Elementen aus Erlenholz ausgeführt. Sie finden zusammen mit dem Vorsitz und den übrigen neuen Sitzen auf einem Podest aus Betongusselementen im Altarraum Platz.
Michael Kienzer operiert mit dem Faktor Gewicht und verleiht Altar und Ambo das gleiche Volumen: Die Masse von etwa 300 kg ist jeweils als Altarplatte auf einem tischförmigen Unterbau und als vertikal aufgerichteter Block auf einem Holzpodest für den Ambo geformt. Kienzers Objekte eröffnen auf subtile Weise unterschiedliche Bezüge zum Raum und seiner Ausstattung: etwa zu den Karyatiden, die das Gewölbe stemmen, den Putti, die sich mit der Last der Hochaltarsäulen plagen, und schließlich spielen sie auf die Aufhebung der Schwerkraft bei der Himmelfahrt Mariens auf dem Hochaltarbild an. Er macht auf metaphorischer Ebene sichtbar, wo das eigentliche Gewicht des Raumes liegt und an welcher Stelle das gewichtigste Argument vorgebracht wird. Der Künstler führt die Gleichwertigkeit von Tisch des Brotes und Tisch des Wortes vor Augen und stellt somit eine sprichwörtliche Referenz von Kontext und der Bedeutung der Objekte her.