Montag 30. September 2024

St. Marienkirchen bei Schärding Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt

 

Mit der Neugestaltung von Gisela Stiegler in der Pfarrkirche St. Marienkirchen hat die Kunst der Gegenwart eindrucksvolle Spuren im Kirchenraum hinterlassen.

 

Skulpturen, die sich durch Textur, Bewegtheit und Farbe auszeichnen

Für die gotische Pfarrkirche Maria Himmelfahrt schuf Gisela Stiegler im Rahmen der Innenrenovierung 2019 ein künstlerisches Gesamtkonzept für die Neugestaltung des Altarraumes und des Ölbergraumes. Dazu zählen Ambo, Altar mit Altartüchern und Leuchtern, Vorstehersitz, Sitze für die MinistrantInnen, Vortragekreuz und Osterkerzenständer, Verkleidungen der Unterbauten von Hoch- und Marienaltar, ein Kästchen für die Heiligen Öle, Kredenztisch und ein offener Beichtstuhl im Ölbergraum.

 

Zeitgenössische Formensprache und gotisches Netzrippengewölbe

Gisela Stiegler ist in Suben in unmittelbarer Nachbarschaft von St. Marienkirchen aufgewachsen und studierte an Kunstakademien und Hochschulen in Wien und Amsterdam. Für die international tätige Künstlerin ist St. Marienkirchen ihre erste künstlerische Arbeit im Sakralraum. Eine Herausforderung für die Künstlerin war es, „mit den künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten einer zeitgenössischen Formensprache die Bedürfnisse der heutigen Pfarrgemeinde von St. Marienkirchen zu erfüllen, dies aber mit Respekt vor dem über 500 Jahre alten Kirchengebäude und seiner Geschichte zu tun, und die Vorgaben zu Liturgie und Denkmalschutz einzuhalten“. Die Objekte zeigen eine für sie charakteristische Bearbeitung von Oberflächen, die an eine Riffelung erinnert. Mit ihrer Farbigkeit und dem Lichteinfall entfalten sie eine besondere Plastizität und Wirkung. Bei der Gestaltung der neuen Objekte hat sie sich von der Architektur anregen lassen: Die konkave Form von Volksaltar, Ambo, Priestersitz, dem Kästchen für die heiligen Öle, dem Osterkerzenleuchter und dem offenen Beichtstuhl ist von den Bögen des Netzrippengewölbes inspiriert. Die charakteristische Rillenstruktur der neuen Objekte findet sich ebenso als Vorbild in den gotischen Netzrippen der Pfarrkirche. Die liturgischen Orte sind in Kunstmarmor ausgeführt und unterstreichen - über ihre Funktionalität hinaus - als Skulpturen ihre Bedeutung als Symbole für Christus im Kirchenraum.

 

Farbigkeit und Materialqualitäten

Neben der Farbe Weiß für den Altar und dem Grau für die Sitze greift die Künstlerin mit dem strahlenden Blau des Ambos die leuchtende Farbigkeit der beiden Marienfenster im Chor von Margret Bilger auf. Blau gilt traditionell als die Farbe der Muttergottes. Die zentrale Bedeutung der Verkündigung des Wortes Gottes wir durch die Wahl der Farbigkeit deutlich. Ebenso in Blau ist das Kästchen für die Heiligen Öle, in Anlehnung an das Blau des Wassers als Symbol für die Taufe. Die Farbe wiederholt sich im Eingangsbereich in dem „offenen Beichtstuhl“.
Auf einem versilberten schmalen Sockel greift er die konkave Form der liturgischen Orte auf und lädt mit zwei Hockern als Sitzmöglichkeiten zum Beichtgespräch ein.

Der helle Boden als Laaser Marmor ist eine Einzigartigkeit in der Region. Er schafft gestalterisch ein Fundament und eine Klammer für den gesamten Raum, aus dem der Altar in seiner wellenförmigen Bewegung herauszuwachsen scheint.  
Sowohl in der Verkleidung des Reliquienbehälters im Altar als auch an der Wand des Ölbergraumes findet sich das Symbol des Fisches. Als Zeichen der ersten Christen in der Neugestaltung wird damit sichtbar, dass mit der Renovierung und Neugestaltung im Jahr 2019 auch eine spirituelle Erneuerungsbewegung in St. Marienkirchen verbunden ist.

 

 

Gisela Stiegler, geboren 1970 in Suben, aufgewachsen in Suben, Gymnasium in Grieskirchen und Schärding, Studium an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien und an der Gerrit Rietveld Academie in Amsterdam, Diplom an der Akademie der Bildenden Künste in Wien, Auslandsaufenthalte in Rom, Paris, London, versch. Ausstellungstätigkeiten zuletzt in der Artbox des Museumsquartiers Wien.

www.giselastiegler.com

 

Gisela Stiegler beschäftigt sich zunächst mit Malerei und Fotografie und transformierte in ihrer künstlerischen Entwicklung ihren Kunstbegriff vom Zwei- ins Dreidimensionale. Sie wagte sich, so die Künstlerin, „immer mehr in den Raum“. Die geschnitzten Hintergründe wurden zu Skulpturen an der Wand und im Raum. In ihren bildhauerischen Arbeiten beschäftigt sie sich mit Licht und Textur. Ihr bevorzugtes Material Styropor ermöglicht es ihr, in schnellem Tempo zu formen ohne Kompromisse einzugehen. Ihre Skulpturen sind lebhaft und minimalistisch zugleich, charakteristisch ist ihre Vortäuschung von Massivität und damit verbunden das Simulieren von Funktionalität.

Gustav Schörghofer zu den Skulpturen von Gisela Stiegler: „Zwischen dem Künstlichen und dem Natürlichen, zwischen reiner Konstruktion und expressiver Gestaltung, zwischen Selbstgenügsamkeit und Verwendbarkeit schaffen die Skulpturen von Gisela Stiegler einen eigenen Bereich. Sie erinnern an vieles, nehmen zu vielem Bezug auf, sind präzise in der Formulierung und offen für all das, was Betrachtende an sie herantragen. Und: Sie haben Witz.“

 

Dr.in Martina Gelsinger, Kunstreferat/Diözesankonservatorat

Oktober 2019

 

Tag des Denkmals 26.9.2021 in St. Marienkirchen bei Schärding Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt

 

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