Freitag 22. November 2024

Schimmelpilz im Kirchenraum

Gefahr für Kunstgut und Gesundheit

Schimmelbefall an Kulturgut wie z.B. Orgeln oder Paramenten ist ein Phänomen, das in jüngerer Zeit stark im Ansteigen begriffen ist. So können zum Beispiel Sanierungsmaßnahmen oder veränderte Heizsysteme in Kirchengebäuden zu Änderungen des Raumklimas führen.

Sanierungsmaßnahmen wie sie im Wohnbau angeboten werden, sind im Kirchenraum meist nicht geeignet, da die historische Bausubstanz und die unterschiedlichsten Materialien der empfindlichen Kunstwerke zu berücksichtigen sind.

 

Schimmelpilze benötigen für ihr Wachstum organische Materialien - das können z.B. Holz, Textilien, Papier und Leder sein, aber auch Leime oder Öle, wie sie bei Malereien, bei färbigen Fassungen von Figuren oder auch bei Restaurierungen verwendet werden. Angesichts dieser Aufzählung stellt sich die Frage, wieso auch Orgelpfeifen aus Metall von Schimmel befallen sein können? Die Antwort lautet: Staub! Denn Staub, der sich in allen Winkeln absetzt und vor allem bei feuchtem Raumklima eine hartnäckige Schicht bildet, ist ein idealer Nährboden für Schimmel.

 

Gesundheitsrisiko! Schimmelsporen bedeuten eine Gefährdung der Gesundheit, daher sollte eine Verbreitung von Schimmel unbedingt verhindert werden. Aus diesem Grund ist es auch besonders wichtig, die Orgeln schimmelfrei zu halten, denn die Luft, die mit Druck durch die Pfeifen geblasen wird, verteilt sonst die Sporen im Kirchenraum.

Wenden Sie sich an das Orgelreferat!

 

 

Raumklima. Besonders die Feuchtigkeit ist es, die das Schimmelwachstum fördert. Ein gutes und kontrolliertes Raumklima spielt also die größte Rolle bei der Vermeidung von Schimmel.

Eine Raumklimamessung (z.B. mittels Datenlogger) kann hier Aufschluss geben.

 

Richtiges Lüften ist das Um und Auf!

 

 

Lüften: Im Frühjahr hat man das Bedürfnis, die warme Luft in die Kirche zu bringen und häufig bleiben die Türen weit geöffnet. Dies wirkt sich jedoch sehr schlecht auf das Klima im Kirchenraum aus. Zu dieser Zeit sollte nur sehr sparsam gelüftet werden, denn die Luft im Raum ist noch kalt und durch die warme Luft von außen bildet sich Kondenswasser an den Mauern und Einrichtungsgegenständen – so wie an einer Flasche, die man aus dem Kühlschrank nimmt.

Erst wenn man das Gefühl hat, dass sich Innen- und Außentemperatur einander weitgehend angeglichen haben, kann man umfassender lüften.

  • Regelmäßig bei kaltem und trockenem Wetter lüften. Dabei auf Querlüftung achten. Jedoch keinesfalls bei Regenwetter die Fenster offen halten.
  • Eine große Rolle für den Luftaustausch spielen auch die sogenannten Heiliggeist-Löcher, die keinesfalls ganz verschlossen werden sollten.
  • Auch Depoträume sollten regelmäßig gelüftet werden. Beim Lüften in Sakristeien und Depots auch immer wieder Schranktüren und Laden öffnen (aber nicht prinzipiell offen lassen, da sich sonst die Schränke verziehen).

  • Zu viel Nässe beim Putzen ist zu vermeiden: Das Wasser verdunstet sonst im Kirchenraum und reichert die Luft mit Feuchtigkeit an.
  • Regenrinnen und Kanal regelmäßig kontrollieren, damit kein Wasser in die Mauer eindringt.
  • Pflanzen besser nicht direkt auf den Altar stellen, sondern auf eigenen Ständern daneben. Sie bringen Feuchtigkeit und Mirkoorganismen zu den Objekten.

 

Wird ein massiver Befall festgestellt, dann kann eine mikrobiologische Analyse klären, um welchen Pilz es sich handelt und wie er am besten zu bekämpfen ist. Zu einer nachhaltigen Lösung kann man aber nur kommen, wenn man auch die Ursachen für das Auftreten von Schimmel festmachen kann.

  • Wenn man mit verschimmelten Objekten hantiert oder sie reinigt, sind unbedingt eine Feinstaubmaske, Handschuhe und Schutzkleidung zu tragen!
  • Bei Staubsaugern ist wichtig, dass sie einen entsprechenden Filter aufweisen.
  • Befallene Objekte sollten am besten gleich vor Ort vorsichtig in eine Plastikhülle verpackt werden, damit beim Hinaustragen der Schimmel nicht streuen kann.
  • Beim Umgang mit befallenen Objekten sollte starker Luftzug vermieden werden. 
  • Bei muffig riechenden (Sakristei)schränken ist auf ausreichende Hinterlüftung zu achten – Schränke niemals ganz an die Wand rücken.
  • Objekte nicht auf Dauer mit Plastikfolien abdecken, denn darunter bildet sich ein Mikroklima und die Folien geben Weichmacher ab.

Textilien. Häufig sind nicht mehr verwendete Paramente, die in die unteren Laden verbannt werden, vom Schimmelpilz betroffen. 

 

 Erste Maßnahmen siehe oben.

  • Paramente gut durchtrocknen lassen - Textilien oder anderes Kunstgut dürfen aber keinesfalls direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt werden!
  • Den weißlichen Belag dann am besten im Freien mit sehr weichen Bürsten oder Pinseln entfernen (Arbeitsschutz!) - direkt in die Staubsaugerdüse kehren. Bei empfindlichen Metallstickereien oder alten brüchigen oder beschädigten Stoffen ist jedoch eine restauratorische Fachkraft nötig!
  • Die Laden ebenso gut säubern und trocknen lassen. In Folge sollte mit regelmäßiger Kontrolle und Lüften bei geöffneten Laden ein neuerlicher Befall vermieden werden können.

Sauberkeit ist eine Voraussetzung, um dem Schimmelpilz den Staub als Wachstumsgrundlage zu entziehen.

Hier ist jedoch unbedingt zu bedenken, dass herkömmliche Haushaltsmittel und Methoden zur Reinigung von historischem Kunstgut nicht geeignet sind. Erkundigen Sie sich bei den diözesanen Fachstellen!

  • Keine Materialien wie Krippenstroh, Erntekrone oder Blumensteckschwämme etc. beim Kunstgut lagern!

 

 

 

 

 

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