Mittwoch 11. Dezember 2024

Sicherheit in der Pfarre

Diebstahl und Vandalismus nehmen ständig zu. Figuren von Altären und Kanzeln werden abgerissen, mobile Gegenstände an den Altären verschwinden.

 

(Diebstahl = während der Öffnungszeiten / Einbruch = gewaltsames Eindringen / Betrug = „Austausch“ von Originalen gegen Kopien, betrügerisches Herauslocken von Objekten - auch unter dem Vorwand der Restaurierung).

 

Neben dem Kunstreferat bietet auch das Bundeskriminalamt eine kostenlose Beratung zur Kriminalprävention. 
 

 

Sicherheitsanalyse

 

In der Pfarre sollte eine Gefährdungsanalyse erfolgen, welche die Schwachstellen erkennt, um daraus ein Sicherheitskonzept zu erstellen. Dabei ist die Lage des Kirchenraumes ein entscheidender Faktor.

  • Ist die Kirche/Kapelle abgelegen, außerhalb des Ortes, von einem Friedhof umgeben und nicht einzusehen oder von Häusern umgeben, mitten im Ort oder in einem Gebäudekomplex?

  • Ist der Pfarrer ständig im Ort?

  • Gibt es Menschen, die sich untereinander absprechen und damit fast „ganztägig“ um die Kirche herum sind?

  • Gibt es im Alarmfall mehrere Personen, die bereitstehen, schnell handeln und vor Ort sein können? Wichtig ist es, bis zum Eintreffen der Polizei vor Ort jemanden zu haben, der reagiert.

 

 

Erste Maßnahmen

 

Die beste Sicherung ist Anwesenheit!

  • Bei Gefahr die Kirche versperren und eine Kontaktadresse angeben (bei Anfragen dann die Besucher nicht alleine lassen oder den Schlüssel aus der Hand geben).

  • Einziehen eines Gitters im Eingangsbereich.

  • Die Bevölkerung um erhöhte Aufmerksamkeit bitten: alle unbekannten Kirchenbesucher registrieren, verdächtige Autokennzeichen notieren und im Anlassfall zur Überprüfung an die Kriminalpolizei weiterleiten.

  • Alle mobilen Gegenstände mechanisch sichern (immer nur durch Restauratoren, diese werden vom Kunstreferat empfohlen!). Vorsicht bei Engelsfiguren und –köpfen, die auch von den Altären und Kanzeln abgerissen werden, ebenso bei Aufsatzgruppen von Taufbecken.

  • Nicht benötigte Objekte (Leuchter, Laternen, Fahnen etc.) nicht im Kirchenraum belassen, sondern in der Sakristei versperren.

  • Krippenfiguren mittels Plexiglasfront oder Vitrine und Kordel absichern. Bei barocken Krippen eine alarmgesicherte Vitrine benutzen und ev. nicht alle Figuren auf einmal aufstellen. Jedes Jahr eine Bestandsaufnahme machen (genaue Stückzahl).

  • Die beste Sicherung ist die der engagierten Pfarrmitglieder, welche sich zur Verfügung stellen, um tagsüber in die Kirche zu gehen, zu beobachten und richtig zu handeln. Wenn es gar nicht anders geht, muss ein Öffnungs- und Schließsystem gefunden werden. Innerhalb der Pfarrmitglieder, Pfarrgemeinderatsmitglieder etc. sollte daher ein System organisiert werden, wo jede(r) eine ihm angenehme und bewältigbare Funktion verlässlich übernimmt.

 

 

Mechanische Sicherung

 

Es gibt verschiedene Möglichkeiten der mechanischen Sicherung:

  • Befestigung

  • Vergitterung

  • Vitrinen

Alle Sicherungen sollen möglichst unsichtbar sein. Sie sollten unbedingt von einem Restaurator durchgeführt werden, um unsachgemäße Beschädigungen der Objekte und ihrer Fassungen zu vermeiden. Bereits vorhandene Löcher oder Haken etc. können verwendet werden. 


Mechanische Sicherungen sollten auch aus anderen Gründen erfolgen: Wenn an Feiertagen viele Leute in der Kirche sind, kann es zu Gedränge kommen und dazu, dass sich Menschen an Objekte lehnen. Hier müssen Figuren auf Konsolen an der Wand gut befestigt werden, um nicht umzustürzen.

 

  • Bei gehängten Objekten sollte man darauf achten, dass die Ringe geschlossen sind, nicht gelötet (können aufgehen).

  • Rotationshängung, Objekt kann bewegt werden und ist trotzdem mit vier Haken gesichert, kann nicht leicht abgenommen werden.

  • T- Haken: die Schraube kann von oben mit einem Hütchen (spezieller, verlängerter Schraubenzieher) gesichert werden und somit ohne Spezialwerkzeug nicht entfernt werden.

  • Winkelhaken: sie können individuell gebogen werden.

  •  "Oszclip": sehr flache Haken können in andere Haken eingehängt werden und müssen dann erst „ausgefädelt“ werden.

  • Flexibles Hängesystem: Flachkopfschrauben mit Spezialschlüssel.

  •  "Track and Slide": Hängung auf einer Art „Schiene“ - individuelle Höhe mittels Schrauben bestimmbar, auch Extenderhängung (mit Abstand zur Wand zwecks Hinterlüftung) möglich. 

     

Skulpturen

  • Ringverschraubung mit Vorhängeschloss

  • Eisenwinkel (zwei zusammen verschraubt)

  • Auf die Standfläche oder Rückseite kann man mittels Zapfen und Platte ein System zum Einfädeln machen, man muss sich nur merken wie man es geplant hat, wenn man die Figur wieder abmontieren will oder muss.

  • Schrauben nicht mit herkömmlichen Schlitzen oder Kreuzen sondern mit eigenen Verschlusssystemen und Schlüsseln (Spezialanfertigungen).

  • Auch Figuren, die nicht immer im Kirchenraum sind wie die Statue des Auferstandenen, sollten während ihrer Aufstellungsdauer gesichert werden!

 

Zu beziehen sind diese Montagehaken bei Deffner und Johann: www.deffner-johann.de, auch beiwww.trackandslide.com und www.dynasty.at (österreichische Firma für trackandslide)

 

Verschiedene Restauratoren sind in OÖ für die mechanische Sicherung von Objekten aus Holz zuständig (Infos dazu im Kunstreferat).

 

 

Elektronischer Alarmschutz

 

Sollte eine Alarmanlage bestehen, muss jemand, der nahe der Kirche wohnt, die Verantwortung im Falle eines Alarmes übernehmen, oder man ist direkt mit der Polizei verbunden, im Idealfall ist beides kombiniert.

  • Infrarot Bewegungsmelder (Vögel können Fehlalarme auslösen, hier kann ein Tierfilter angebracht werden, besser ist eine Volumenerkennung)

  • Kombination mit Ultraschall (Dual Bewegungsmelder)

  • Infrarot Lichtschranken (es gibt Melder, die bemerken, wenn sie abgedeckt werden)

  • Lichtwellenleiterkabel, wird mittels Kontakt (Ring) wo das Kabel durchgeht am Objekt befestigt oder rund um das Objekt gelegt, sobald es verletzt wird löst der Alarm aus

  • Körperschallmelder: wird direkt am Objekt angebracht und meldet, wenn das Objekt berührt oder damit hantiert wird.

  • Objektmelder: wird unter dem Objekt angebracht, wenn dieses weggenommen wird, löst er Alarm aus (per Funk oder Kabel), das ist unabhängig vom Gewicht (würde auch für Krippenfiguren gehen), kostet aber per Platte ca. 500 €.

  • Akustischer Vitrinenmelder: löst bei Beschädigungen oder Hantieren aus

  • Fenster kann man mittels Glasbruchsensoren sichern, Türen mit Magnetkontakten

  • Videoüberwachung ist nur für einzelne Objekte sinnvoll oder im Eingangsbereich zur Tätererkennung, Attrappen sind nicht zielführend, wenn viele davon wissen - das spricht sich herum. Generelle Überwachung des Kirchenraumes mittels Video ist aus Rücksicht auf die Gläubigen zu vermeiden. Es gibt die „Kuppelkamera“, sie ist nicht als Kamera ersichtlich. Aufzeichnungen gibt es nur bei Bewegung.

 

Fehlalarme und die daraus resultierenden Kosten müssen bedacht werden. Jede Alarmanlage kann mit einer stillen Verzögerung ausgestattet werden, es kann dann zu einer Alarmierung von mehreren Personen und /oder der nächsten Gendarmeriedienststelle kommen. Nach dem Auslösen des stillen Alarms kann noch eine Sirene in der Kirche innen oder außen mit oder ohne Blitzlicht losgehen. Wenn es zur Auslösung dieses lauten Alarmes kommt, sollten die umliegenden Bewohner entweder zur Kirche kommen (nicht alleine und den Helden spielen!!) oder beobachten für Täterbeschreibungen (Fotoapparat bereithalten). Es ist erlaubt, einer verdächtigen Person etwaiges Diebesgut abzunehmen, aber immer mit Vorsicht, denn der oder die Täter könnten Gewalt anwenden. 


Für jede Alarmanlage, welche zuständige Personen alarmiert, muss ein Telefonanschluss in der Kirche vorhanden sein (geht auch über Funk, ist aber fehleranfällig). Bei den elektronischen Anlagen gibt es ein Notstromaggregat. Es gibt auch eine elektronische Alarmsicherung die manuell mittels Taster auszulösen ist, dies ist ein stiller Alarm zu einer Zentrale oder bestimmten Personen.

 

Bei elektronischen Alarmanlagen ist es wichtig, die Objekte zusätzlich mechanisch zu sichern, um es vor allem professionellen Dieben möglichst schwer zu machen. Durch die etwas verspätete Auslösung sollte der Dieb mittels der mechanischen Sicherung möglichst lange aufgehalten oder so irritiert werden, dass das Delikt vielleicht verhindert wird.

 

 

Literatur


Hilbert G. S.: Sammlungsgut in Sicherheit, Berlin 2002
John H., Kopp-Sievers S.: Sicherheit für Kulturgut, Bielefeld 2001
Huber J., von Lerber K.: Handhabung und Lagerung von mobilem Kulturgut, Bielefeld 2003

 

 

Wenn ein Diebstahl passiert ist: Vorgehensweise im Schadensfall

Fachbereich Kunst und Kultur
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Katholische Kirche in Oberösterreich
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