Mittwoch 28. August 2024

Zeitgenössische Gestaltungen in Kirchen der Diözese LInz

 

Kunstfahrt: Begegnung mit der Gegenwart

 

Exkursion des Referats für die Kulturgüter der Orden und des Kunstreferats der Diözese Linz zu zeitgenössischen Gestaltungen in Kirchen der Diözese Linz am 1. April 2017.
Rund 30 Interessierte aus Pfarren und Ordensgemeinschaften, angehende KirchenpflegerInnen, KirchenführerInnen und Kunstinteressierte aus Oberösterreich, Niederösterreich und Wien begaben sich am 1. April 2017 auf eine Entdeckungsfahrt in Kirchen der Diözese Linz. Die Fahrt führte von Linz in den oberösterreichischen Zentralraum nach Traun, Schiedlberg, Steyr, Garsten und weiter ins Ennstal nach Ternberg und Weyer.
Für Programm und die Reiseleitung war Dr. Martina Gelsinger vom Kunstreferat der Diözese Linz verantwortlich.  Begleitet wurde die Fahrt von Dr. Helga Penz und Mag. Karin Mayer vom Referat für die Kulturgüter der Orden und Sr. Mag. Ruth Pucher MC.

 

Begegnungen

Begegnungen mit historischer und zeitgenössischer Kunst standen dabei genauso auf dem Programm wie der Austausch mit Pfarrverantwortlichen und Künstlern. In der Stadtpfarrkirche Traun berichtete Pfarrsekretär Johann Rumetshofer, der seitens der Pfarre erste Anlaufstelle für Renovierung und Neugestaltung war, von anregenden Diskussionen und dem Austausch mit den diözesanen Fachstellen ebenso wie dem Bundesdenkmalamt und der Identifikation der Pfarrbevölkerung mit dem Projekt. Nach einem künstlerischen Wettbewerb erhielt die in Wien lebende Künstlerin Katarina Matiasek den Auftrag zur Gestaltung des Altarraumes, des Kreuzweges und – nachdem dies durch eine großzügige Einzelspende möglich wurde – auch der Glasfenster im Chor. Stadtpfarrer Franz Wild war sichtlich stolz auf das Ergebnis und freute sich über den Besuch und das Interesse der ExkursionsteilnehmerInnen an der Kirche, in der historischer Bestand aus dem 19. Jh. und Neugestaltung aus dem Jahr 2015 ein harmonisches Ganzes bilden.

 

 

Gesamtkunstwerk und Kontrapunkt
In der Pfarrkirche Schiedlberg, die 1786-90 unter Kaiser Joseph II. errichtet wurde, empfingen Pfarradministrator Franz Greil und Künstler Franz Josef Altenburg die Gruppe. Altenburg gestaltete im Jahr 2008 die liturgischen Orte. Zusammen mit den Altartüchern und dem Messkleid von Beate Luger-Goyer bilden sie ein Gesamtkunstwerk und zugleich einen Kontrapunkt zum barocken Hochaltar, der aus der unter Josef II. aufgelassenen Cölestinerinnenkirche in Steyr stammt.
Franz Böhm, der Jahrzehntelange als PGR-Obmann in der Expositurkirche Steyr St. Anna wirkte, präsentierte dort stolz die von der Malerin Margit Hartnagel 2015 gestalteten und in der Glaswerkstätte Schlierbach in Schmelzglastechnik hergestellten Fenster. Die gelben Farbfelder erwecken den Eindruck, als würden ein sanfter Wind und eine lautlose Bewegung durch den Raum gleiten.

 

Zukunftsweisende Gestaltungen und Wiederentdeckungen
Nach dem Mittagessen versetzte der Kirchenraum der ehem. Stifts- und heutigen Pfarrkirche in Garsten, als eine in der Barockzeit inszenierte Vision des Himmels auf Erden, die BesucherInnen in Staunen. Die Kirche wurde als barockes Gesamtkunstwerk der Künstlerfamilie Carlone in nur acht Jahren von 1680 bis 1688 fertiggestellt. Die Ausstattung mit Bildern orientierte sich an den internationalen Kunst-Standards ihrer Zeit. Entsprechende künstlerische Qualität war auch bei der Neugestaltung der liturgischen Orte gefordert. Im Rahmen eines künstlerischen Wettbewerbs erhielt der in Steyr geborene Künstler Michael Kienzer den Auftrag, ein neues Zentrum im Raum zu schaffen. Dem überbordenden Dekor der Barockzeit setzt er jeweils einen Edelstahlblock als Platte für den Altartisch und als Podest für den Ambo entgegen. Beide weisen das gleiche Gewicht, nämlich 300 kg auf.  Die Gewichtung der Wortgottesfeier war zukunftsweisend. Dies wird in der aktuellen pfarrlichen Situation und Entwicklung, nahezu 10 Jahre nach Fertigstellung des Projektes, besonders deutlich, so Pfarrassistent Stefan Grandy.
Mesnerin und Kirchenpflegerin Waltraud Lehofer berichtete von der Wieder-Entdeckung, Restaurierung und Wiederaufstellung des Bergl-Grabes, der für die Losensteinerkapelle geschaffenen barocken Heilig-Grab-Kulisse von Johann Wenzel Bergl.  Die einstmals in Teilen auch als Hintergrund für Theateraufführungen verwendete Kulissenarchitektur wurde in den Werkstätten des Bundesdenkmalamtes restauriert und kann  – dank der Spendenfreudigkeit von Vereinen und Pfarrmitgliedern sowie dem tatkräftigen Engagement von Ehrenamtlichen -  seit zwei Jahren in der Fastenzeit wieder aufgestellt werden.

 

Künstlerische Gestaltungen als Anstoß für neue Feierformen
Die erste Station im landschaftlich reizvollen Ennstal, das sich an diesem Frühlingstag von seiner besten Seite zeigte, war die Pfarrkirche Ternberg. Regina Nagler, Dekanatsassistentin und Mitglied des Pfarrgemeinderates, die zusammen mit Pfarrer Fritz Lenhart und weiteren Engagierten federführend bei Renovierung und Neugestaltung beteiligt, berichtete vom Prozess der Neugestaltung durch den Künstler Leo Zogmayer im Jahr 2008.  Die Neugestaltung brachte nicht nur einen neuen Blick auf den Raum und seine historische Substanz, sondern auch neue Feierformen, wie die regelmäßig gebetete Laudes im Chorraum. Das von Welt-der-Frau Chefredakteurin Christine Haiden für die Kirche konzipierte und 2015 erschienene „Kirchenbuch“ mit dem Titel „Ein guter Ort für Gottes Wort“ stieß bei den ExkursionsteilnehmerInnen auf reges Interesse.

 

Christliche Ikonografie und rätselhafte neue Bildschöpfungen 
Die letzte Station der Fahrt führte nach Weyer in die dortige Pfarrkirche zu drei künstlerischen Projekten: dem Gedenkort für frühverstorbene Kinder von Julia Hofer im Außenbereich der Kirche, der Gestaltung von Altarraum- und Taufort des Weyerer Bildhauers und Land-Art Künstlers Alois Lindenbauer und den beiden 2008 realisierten Bleiglasfenstern des in Weyer geborenen Malers Siegfried Anzinger. Die zahlreich anwesenden Kenner der christlichen Ikonografie enträtselten die einzelnen Szenen auf dem Männer- und Frauenfenster und staunten über die neuen Bildschöpfungen und Gegenwartsbezüge, die Anzinger ins Bild setzte.
Die vielen aus Niederösterreich und Wien stammenden ReiseteilnehmerInnen waren beeindruckt von der Lebendigkeit und Offenheit der Pfarren, die in den zeitgenössischen künstlerischen Gestaltungen sichtbar werden.
In der Begegnung mit Pfarrverantwortlichen und Künstlern, im Entdecken und Betrachten von Kunst wurden an diesem - an Eindrücken reichen - Tag die unterschiedlichen Kirchenräume mit ihrer Kunst aus Geschichte und Gegenwart lebendig.

 

Martina Gelsinger

 

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