Fortbildung Kirchenpflege 2016 – Rückblick 2. Seminarwochenende
13 Interessierte aus oberösterreichischen Pfarren nahmen am 22. und 23. April an der Fortbildung „Kirchenpflege“ des Kunstreferates der Diözese Linz teil. Zentrales Thema war die Verbindung von Alt und Neu im Zusammenhang von Architektur, zeitgenössischer Kunst und Liturgie.
Das Seminarwochenende eröffnete OBM Siegfried Adlberger mit Vorträgen über Orgeln und Glocken im Pfarrzentrum Schwanenstadt. Anhand akustischer Hörbeispiele vermittelte der erfahrene Orgel- und Glockenreferent den TeilnehmerInnen einen bemerkenswerten Eindruck über die Klanglandschaft der Diözese Linz.
Im Anschluss daran informierte Dr. Josef Keplinger, Liturgiereferent, in seinem Vortrag "Neue Liturgie in alten Räumen" über die Wirksamkeit von Kirchen als Orte einer besonderen Raumerfahrung und referierte anschaulich über die Bedeutung liturgischer Feierorte. Seinen Abschluss fand der theoretische Teil der Fortbildung mit einem liturgischen Impuls in der Pfarrkirche Schwanenstadt.
Danach nahm die Gruppe gemeinsam mit Pfarrer Helmut Part vor Ort die künstlerischen Gestaltungen der Glasfenster in Augenschein. Die Beteiligten beeindruckte vor allem das erst kürzlich fertiggestellte Buntfenster von Oswald Oberhuber, das mit unglaublicher Leuchtkraft eine Darstellung des Auferstandenen zeigt. Zahlreiche Arbeitsschritte waren erforderlich, damit dieses Werk entstehen konnte. Der künstlerische Entwurf von Oswald Oberhuber wurde in den Glaswerkstätten des Stiftes Schlierbach umgesetzt und das realisierte Fenster in der Osternacht an der südlichen Empore der Pfarrkirche in Schwanenstadt eingesetzt.
Pfarrer Helmut Part berichtete über die gute Zusammenarbeit mit den Künstlern, die bereits in der Pfarre Schwanenstadt schöpferisch tätig waren. Unter Ihnen auch Josef Linschinger, der im Jahr 2014 im Zuge der Renovierung des Pfarrzentrums mit einer Abbildung der sieben Sätze der Barmherzigkeit einen künstlerischen Akzent setzen konnte. Er transformierte diese in Strichcodes, die sich am Portal und an den zwei Seitentüren mit der Pfarrbevölkerung - nun in zeitgenössischer Sprache - in Verbindung setzen.
Der zweite Fortbildungstag führte die Gruppe am Samstag nach Attnang, Loibichl, Mondsee und Oberwang - Pfarren, in denen erfolgreich Gestaltungsprojekte realisiert wurden.
Franz Schachinger (Mitglied des Pfarrgemeinderates) sprach in Attnang über die Umsetzung der Neugestaltung des gesamten Altarraumes der Filialkirche St. Martin durch die Künstlerin Irma Kapeller. Er berichtete von den positiven Erfahrungen durch persönliche Gespräche, gab Strategien zur Entscheidungsfindung weiter und erzählte von der Veranstaltung eines Tages der offenen Tür während der Umbauphase, womit die Weitergabe von Informationen an die Pfarrbevölkerung unterstützt wurde.
Dass die Umsetzung von neuen Ideen im Kirchenraum oftmals eine Herausforderung darstellen kann, teilte die Künstlerin Inge Dick allen Beteiligten in Loibichl mit. Gerne hat sie diese Aufgabe bei der Neugestaltung der Heimkehrerkirche St. Josef angenommen. Sie realisierte die Entwürfe von sechs Glasfenstern sowie von Ambo und Altar, deren Farb- bzw. Formgebung sich positiv auf die Atmosphäre im Kirchenraum ausgewirkt haben.
Nach einem gemeinsamen Mittagessen machte sich die Gruppe auf den Weg zur Basilka in Mondsee. Dort erwartete bereits Kirchenpfleger Alois Ebner die angehenden KollegInnen.
Unter dem Titel “Best Practice” gab er seine Erfahrungen in der Entwicklung und Durchführung des Kirchenrenovierungs- und Gestaltungsprojektes weiter. Anhand beeindruckender Fotos präsentiert, veranschaulichte er das große Engagement und den tatkräftigen Einsatz für die Pfarrkirche. Das Neugestaltungskonzept mit den liturgischen Orten in Mondsee war Ergebnis eines geladenen Wettbewerbs, den der aus Südtirol stammende Künstler Lois Anvidalfarei für sich entscheiden konnte. Seine Idee, den massiven Altarblock und den Ambo aus schwarzem Kalkstein mit einer kaum sichtbaren Wellenbewegung auszuführen, überzeugte sowohl die Fachjury als auch die VertreterInnen der Pfarre.
Es folgte der letzte Programmpunkt der Exkursion, die Besichtigung der Pfarrkirche in Oberwang. Die Künstlerin Anne Schneider wählte dort in der Auseinandersetzung mit dem barocken Guggenbichler-Altar die Hautfarbe für den neuen Altar, Ambo und Priestersitz. Bei der Weihe im September 2015 erklärte Pfarrer Ernst Wageneder: „Es ist uns gelungen, dieses barocke Juwel mit moderner Kunst auszugestalten. Der prächtige Meinrad-Guggenbichler-Altar und die neue Altarraumgestaltung durch die Künstlerin Anne Schneider fügen sich zu einem Ganzen zusammen und ergänzen einander.“
Ausgestattet mit vielen Impulsen, beeindruckt durch die Vielfalt und Qualität der Neugestaltungen in der Diözese, kehrten die TeilnehmerInnen in Ihre Heimatpfarren zurück. Sowohl die Vorträge als auch die Exkursionsorte eröffneten den angehenden KirchenpflegerInnen einen spannenden Einblick in das Tätigkeitsfeld und die Erkenntnis, die Identität im Rahmen einer Neugestaltung stärken zu können!
Die Fortbildung „Kirchenpflege“ wurde von Mag. Karin Mayer geleitet. Gemeinsam mit Kunstreferent und Diözesankonservator MMMag. Hubert Nitsch gaben sie an den jeweiligen Orten Einblick in die Projektbegleitung durch das Kunstreferat der Diözese Linz.