Tipps aus der Praxis und einen Eindruck von der Fülle und Qualität an künstlerischen Gestaltungen in der Diözese Linz bot das Modul 2 der Fortbildung Kirchenpflege für rund 20 angehende KirchenpflegerInnen am 20./21. April 2012.
Das Ineinandergreifen von Theorie und Praxis, die Verbindung von Alt und Neu im Kontext von Architektur, zeitgenössischer Kunst und Liturgie waren zentrale Themen des zweiten Moduls der Fortbildung Kirchenpflege am 20. und 21. April 2012.
Die Vorträge am Freitag Nachmittag und Samstag Vormittag fanden diesmal im Redemptoristenkolleg Puchheim statt, das im Jahr 2009 mit dem Landespreis für Denkmalpflege (in der Kategorie Barrierefreiheit) ausgezeichnet wurde. Von dort führte eine Exkursion zu künstlerischen Gestaltungen nach Schwanenstadt, Dorf an der Pram, Meggenhofen und Krenglbach.
Hofrat Dr. Paulus Wall, Vertreter der Direktion Kultur des Landes OÖ und des Vereins für Denkmalpflege in Oberösterreich, brachte in seinem Eröffnungsvortrag eine Leistungsschau des Landes Oberösterreich auf dem Gebiet der Förderung von Kultur- und Denkmalpflege: von Landesausstellungen und den davon ausgehenden Impulsen für die jeweiligen Regionen bis zur Unterstützung einzelner Projekte im Bereich von Renovierung und Revitalisierung mit einem Überblick über die dafür zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel.
Mag. Ulrike Breitwieser vom Bundesdenkmalamt, Landeskonservatorat für Oberösterreich, präsentierte in ihrem Bildervortrag Beispiele gelungener Revitalisierungen denkmalgeschützter Bauten in Oberösterreich. Einen Denkanstoß eröffnete sie mit Beispielen umgenutzter Kirchen im europäischen Ausland. Beide ReferentInnen betonten die Verantwortung der Besitzer denkmalgeschützter Bauten und die Notwendigkeit einer sinnvollen Nutzung.
OBM Siegfried Adlberger, Orgel- und Glockenreferent der Diözese Linz, beeindruckte die TeilnehmerInnen mit seinem umfassenden Wissen und den zahlreichen Klangbeispielen zur Orgel- und Glockenlandschaft in Oberösterreich.
Mag. Gilbert Schandera, der kurzfristig statt des erkrankten Dr. Josef Keplinger in der Kapelle der Gegenwart über “Neue Liturgie in alten Räumen” referierte, wies unter anderem auf die Tatsache hin, dass Kirchenräume über private Interessen und Geschmäcker hinaus keine “Wohnzimmer”, sondern auch mit ihrer künstlerischen Ausstattung über den Alltag hinausweisende Orte der Andacht und Gottesbegegnung sind.
Den Abschluss des Tages bildete der gemeinsame Besuch der Galerie Schloss Puchheim, die seit der Renovierung des benachbarten Schlosses Pucheim im dortigen Schlossturm untergebracht ist.
Blick auf Erfolgsmodelle und Besichtigung von Altarraumgestaltungen, neuen Farbglasfenstern und “Kunst am Bau”-Projekten
Beispiele aus der Praxis standen im Zentrum des zweiten Fortbildungstages. Kirchenpfleger Franz Schachinger berichtete unter dem Titel “Best Practice” aus dem noch laufenden Prozess der Renovierung und Altarraumgestaltung der Martinskirche, der ehemaligen Pfarrkirche und heutigen Filialkirche von Attnang.
Kirchenpfleger Alois Ebner, pfarrlicher Projektverantwortlicher für die Renovierung der Basilika Mondsee, gab in seinem Bildervortrag eine eindrucksvolle Zusammenschau dieses Jahrhundert-vorhabens”: ausgehend von den ersten Besprechungen zur Farbigkeit der Raumschale bis hin zum Transport des neuen Altars in den Kirchenraum und den Festlichkeiten im Anschluss an die Fertigstellung.
Erfahrungen aus der Praxis zur Kommunikation und zum Bildungsprozess, der diese Vorhaben begleitet, nahmen die angehenden KirchenpflegerInnen ebenso interessiert auf wie Tipps zur Lagerung und Beschriftung von Kunstgut.
Josef Ullmann, für die Revitalisierung und Restaurierung des Redemptoristenkollegs verantwortlicher Architekt, führte die TeilnehmerInnen der Fortbildung durch das Haus und gab dabei einen Einblick in Herausforderungen und Besonderheiten eines solchen Vorhabens.
Im Anschluss daran führte die Exkursion in die Stadtpfarrkirche Schwanenstadt, deren Ausstattung mit jeweils zwei Fenstern des Künstlerpaares Maria Moser und Heinz Göbel erweitert wurde. In Dorf an der Pram besichtigten die angehenden KirchenpflegerInnen die 2011 fertiggestellte Altarraumgestaltung von Andreas Sagmeister sowie die drei Farbglasfenster von Ewald Walser in der Apsis der Pfarrkirche.
Ein Gemeinschaftsprojekt von Pfarre und Gemeinde stand in Meggenhofen im Zentrum des Interesses: Das von den two in a box Architekten geplante und 2009 fertiggestellte Pfarr- und Gemeindezentrum. Gemeinsam mit dem ehemaligen Presshaus bilden die Gebäude einen neuen Ortsplatz in Meggenhofen. Besonders eindrucksvoll ist dabei die architektonische Qualität des Neubaus und der behutsame Umgang mit der historischen Substanz des Martinshauses und des ehemaligen Presshauses.
Die vom Kunstreferat der Diözese kuratierten “Kunst am Bau”-Arbeiten von Gabriele Gruber Gisler (Gib und nimm – bezugnehmend auf den heiligen Martin) und von Sibylle Ettengruber (Wir stehen auf unsere/r Gemeinde) schaffen zudem Identifikationsorte mit dem neuen Gebäudekomplex.
In Krenglbach stand die Pfarrkirche, die nach einer Erweiterung und der Neugestaltung der liturgischen Orte (von Gregor Graf und Helmut Gsöllpointner) 2011 geweiht wurde, im Zentrum des Interesses.
Pfarrverantwortliche, KirchenpflegerInnen und KünstlerInnen standen an den jeweiligen Orten Rede und Antwort für die TeilnehmerInnen der Fortbildung.
Sowohl die Vorträge als auch die Besichtigung vor Ort eröffneten einen spannenden Einblick in das Tätigkeitsfeld der KirchenpflegerInnen – sowohl im Bereich Denkmalpflege als auch als VermittlerInnen zeitgenössischer Kunst.
Das Fortbildungsmodul wurde von Dr.in Martina Gelsinger geleitet und von Mag.a Judith Wimmer und Mag.a Eva Voglhuber vom Kunstreferat der Diözese begleitet. Der nächste Fortbildungstag findet am 11. Mai 2012 statt: Besichtigt werden dabei die Werkstätten des Bundesdenkmalamtes in Wien (Arsenal) sowie die Basilika Maria Taferl.
Quelle: Dr.in Martina Gelsinger / Kunstreferat