Donnerstag 25. Juli 2024

"Im Schaufenster" - Kunst in den Pfarren

„UND“.
Der neue Volksaltar von Josef Bauer
in der renovierten Priesterseminarkirche in Linz.

Ein Wort steht im Raum und fragt nach den Konsequenzen: „UND“. Der neue Volksaltar in der Linzer Priesterseminarkirche ist eine Wortskulptur aus drei Buchstaben. Der Wortkünstler Josef Bauer hat diese Skulptur im Rahmen der künstlerischen Neugestaltung des Altarraums geschaffen. Barockes Juwel und Kunst unserer Zeit sind nun in einem Raum vereint.

 

Die ehemalige Deutschordenskirche in der Linzer Harrachstraße ist ein Barockjuwel. Entworfen vom Barockbaumeister Johann Lukas von Hildebrandt, wurde sie 1724 unter dem Linzer Baumeister Johann Michael Prunner fertiggestellt. Da sich die Deutschordenssitz in Linz nicht etablieren konnte, erwarb Bischof Joseph Anton Gall den Besitz 1804, um hier ein Priesterseminar zu gründen. Die Kirche wurde seither als Hauskapelle genutzt und bot auch Christen aus dem Orient Heimat. Eine Renovierung war längst notwendig geworden. Diese Gelegenheit nutzte man gleichzeitg für eine künstlerische Neugestaltung des Altarraums. Für die Gestaltung von Altar, Ambo und Priestersitz konnte der Wortkünstler Josef Bauer gewonnen werden. Bauer ist 1934 geboren, er lebt und arbeitet in Gunskirchen. Er verbindet in seiner Kunst oftmals Sprache, Poesie, performative Akte und Malerei.

 

Seit 50 Jahren beschäftigt sich Josef Bauer mit dem Wort als wandelbare Größe, mit dem Wort als Bindeglied. Ein singulärer Pinselstrich, eine Geste steht bei ihm für einen umfassenden Kontext. Für die Priesterseminarkirche hat er eine Wortskulptur entworfen. Sie besteht aus drei Buchstaben. Der neu ­geschaffene Volksaltar fügt sich in den barocken Kirchenraum ein, als Material kam Nussholz-Massiv zum Einsatz. Die schlichte Wortskulptur trägt die Altarplatte. Neu sind auch Ambo und Priestersitz. Der Ambo ist der Ort, an dem das Wort Gottes vorgetragen wird: die stehenden Teile sind in Form eines „X“ (griechisch für „CHI“) gestaltet. Dieser griechische Buchstabe gehört zu den Anfangsbuchstaben des Wortes Christos und steht für die Gegenwart Christi im Wort. Der Priestersitz symbolisiert eine sitzende Gestalt und will darauf verweisen, dass den eigentlichen Vorsitz in der Liturgie Christus hat. Josef Bauer hat zudem für das Priesterseminar einen künstlerischen Baustein geschaffen, der dort käuflich erworben werden kann.

Die künstlerische Gestaltung – insbesondere der Altar – fällt auf, ohne aus dem historischen Ensemble herauszufallen. Das Wort „UND“ steht nun im Raum. Dieses Bindewort „Und“ eröffnet einen breiten Interpretationsrahmen für die Betrachter/innen: Die Grammatik Gottes ist das Verbindende, nicht das Ausschließende: Gott und Mensch, Himmel und Erde, Glaube und Leben.  Wenn Christen in der Liturgie darum bitten, dass ihr Herz für Menschen in Not geöffnet werde, so fragt dieses „UND“ nach den Konsequenzen im Alltag. Das „UND“ in Form einer Wortskulptur deutet eine Antwort an: die Flüchtlinge – und wir. Das „UND“ von Josef Bauer endet damit nicht an den Pforten der Kirche, es kann über den Raum hinaus seine Wirkung entfalten.


Elisabeth Leitner

 

 

 

Arikel im Kulturbericht 11.2015 [Seite 13]

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