Donnerstag 4. Juli 2024

"Im Schaufenster" - Kunst in den Pfarren

Restaurierung eines Gitters aus der Pfarre Aurolzmünster

 

  

Das Gitter befindet sich am Übergang vom Hauptschiff zur Marienkapelle.

 

Unten ist eine Türe, flankiert von 2 Seitenteilen, darüber befindet sich der Aufsatz, eingepasst in den Durchgangsbogen. Das Gitter zeigt sin in schwarzer Fassung, teils mit silberner Ofenfarbe wurden die Ornamente bemalt.

Vor Ort wurden Proben genommen, die vom BDA in Wien befundet wurden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Vorzustand

 

SCHÄDEN

 

Korrosion durch Feuchtigkeit (Weihwasser),

dadurch instabil, Rost, Verlust der Oberfläche.  

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


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Mühsames Freilegen der Originalfassung (um 1610-1615) mit dem Skalpell wo diese noch unter dem Anstrich vorhanden ist.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Fachgerechter und sorgsamer Abbau, Verbringung in die Werkstatt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nach der Bestandsaufnahme Reinigung teils mit Abbeizer. Gundreinigung.

 

 

Abnehmen der Übermalungen an den farbig   Entfernen der Korrosionsauflagen.

gefassten Teilen, vorsichtig und manuell.

 

Einpassen geschmiedeter Teile.

 

Fachgerechte Ergänzungen wo nötig. Bei den unteren Teilen haben 78 geschmiedete Teile gefehlt, mit den Nieten waren es über 100.

Blechplatten wurden aus altem Blech geschmiedet, damit stimmt die Stärke des Blechs mit den Originalteilen überein.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

FASSUNG DES GITTERS IN AUROLZMÜNSTER - Wolfgang und Anni Auer 2015

 

Auf Grund von Probenbefundungen und Fundstücken im Boden konnte man alte Farbreste finden und dadurch die originale Farbgebung feststellen. Da es sich dabei um eine einmalige Gelegenheit handelt, ein Gitter aus dem frühen 17. Jh. (um 1610-15) wieder mit der originalen Fassung zu versehen, hat man sich geeinigt, die originale blaue Fassung wieder herzustellen.

 

 

 

GESCHICHTE:

 

Das Gitter ist kein einheitliches Objekt, das auch nicht mehr am originalen Platz steht. Um die Fassung zu verstehen, muss man sich mit der Entstehung des Objektes vertraut machen:

 

 

 Am oberen Bogenteil präsentiert ein Engel zwei Wappenschilder.

 

Achaz II. war der dritte Sohn des Hanns Georg, nannte sich Freiherr v. Tannberg zu Aurolzmünster, Ossenberg, Arnsdorf, Ahaim, Lozenkircheu, Radlkofen, Wasen, St. Peter, Sulzbach, Pogenhosen, war herzoglich bayrischer Kümmerer.

 

Das Stammwappen der Tannberger ist ein silberner Dreiberg in einem roten Schild, dessen mittlerer Hügel eine bis zum Schildrand reichende Spitze bildet.

 

1375 erwarb Johannes der Tannberger von Ulreich dem Murhaimer dessen sicz zu Awrolez Münster mit hofstat, zimern und paw.

Er vermählte sich 1603 mit Christina Salome, Tochter des Hanns Georg von Closen zu Arnsdorf und Geltolfiug, aus dieser Verbindung entstand Tochter Maria Margaretha.

Erhalten hat sich der Heiratsvertrag zwischen Achatius, Freiherrn von Tannberg zu Aurolzmünster und Offenberg und den Vormündern der Jungfrau Christina Salome von Closen, Tochter des Edlen Hanns Georg von Closen zu Arnstorf und Geltofing und dessen Ehefrau Margaretha geb. von Reitzenstein zu Wildenau, nämlich den Edlen Ferdinand von und zu Maxlrain auf Aham, Freiherr zu Waldeck, des Kurfürsten (!) in Bayern Rat, Pfleger und Kastner zu Natternberg, und Hanns Jacob von Closen zu Gern, St. Mariakirchen, Hirschhorn und Hellsberg.

Am 8. November 1615, machte Frau Christina Salome von Tannberg ihr Testament (sie vermacht dem St. Moriz Gotteshaufe zu Aurolzmünster 500 fl.; dem dortigen Spitale 300 fl.; dem St. Georgs-Gotteshause zu Arnsdorf 500 fl.; dem dortigen Siechenhause 200 fl.; der Gnadenkapelle zu Altötting ein Bild der Hl. Christina, von Silber; ihren drei Muhmen jeder 200 fl. Zur Anschaffung einer goldenen Kette; die eine Hälfte ihrer Schlösser und Hofmarken ihrem Gemahl, die andere ihrer Tochter Maria Margaretha).

Der Oberteil des Gitters, so wie die Türe und dessen Seitenteile sind das ehemalige Gruftgitter der Christina Salome von Tannberg, geb. Closen. Daher finden sich beide Wappen der Familie auf dem Gitter. Diese Teile müssen also entweder vor oder um 1615, zum Sterbejahr der Christina Salome entstanden sein.

 

Als das Gitter umgestellt wurde, war die neue Verwendung die Abgrenzung zwischen dem Kirchenraum und der Marienkapelle. Das Gitter war nun nicht hoch genug, und um die richtige Höhe zu gewährleisten wurde ein Streifen eingezogen, der um 1720 datiert werden kann. Die dann überstehenden Teile des Oberteiles wurden einfach abgeschlagen. Reste fanden sich noch im Boden unten.

 

 

 

Der eingesetzte Streifen war weiß gefasst. Die Teile um 1610-15 waren in Smalteblau, mit rosa Lippen bemalt, vergoldete Ornamente waren zusätzlich mit Krapplack verziert. Der Engel war ursprünglich in Silber- und Goldlüster gefasst, das Gewand war nicht blau sondern grün. Diese gute Fassung ist eine Farbgebung wohl um 1870-1900, sie wurde belassen. Blau war ein Zeichen von Reichtum, weil sehr teuer, auch der Engel ist aus einem einzigen Stück gemacht, was eher selten war.

Diese Fassung war ein großer Aufwand, da das blau öfters aufgetragen werden musste, auch die Grundierung in Bleiweiß war aufwändiger, aber historisch korrekt.

 

Aufbau der Fassung: zwei mal Bleiweißgrundierung, danach zwei mal Smalteblau aufgetragen, in einer Mischung mit dem Bleiweiß nach dem Originalbefund des BDA. Die rosa Lippen nach Befund und Fundstücken. Die Vergoldung über einen Grund aus einer Mischung von Ocker und Bleiweiß. Das zweite Gitter in der Kirche wurde zwei mal weiß gefasst, eingetönt mit etwas Silbergrau nach diesem Gitter und dem Befund des BDA. Dort wurden nur die Rosetten und Bünde an den Schauseiten vergoldet, wie ursprünglich.

 

Das wieder eingebaute, neu gefasste Gitter in seinem ursprünglichem Erscheinungsbild.

 

Mag.a Eva Voglhuber,

Linz, den 5. Oktober 2015

 

 

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