Stützpunktleiter*innen-Treffen 2021
Am Podium: Christoph Blitt, Leitender Dramaturg Musiktheater; Nele Neitzke, Leiterin Junges Theater; Intendant Hermann Schneider; Stephan Suschke, Schauspieldirektor; Wiebke Melle, Dramaturgin Schauspiel; Arne Beeker, Dramaturg und Produktionsleiter Musiktheater (Entschuldigt: Harald Gebhartl, Leiter Theater PHÖNIX; Thomas Königstorfer, Kaufmännischer Direktor Landestheater Linz)
„Wir freuen uns über das ungebrochene Interesse und große Engagement in den 64 Stützpunkten in ganz Oberösterreich“,
betonte das Szenario-Team des Katholischen Bildungswerkes: Claudia McNichol und Brigitta Fuchshuber. 2.752 Abonnent*innen zählt Szenario derzeit, eine den Umständen entsprechend noch sehr erfreuliche Abo-Zahl.
Für gewöhnlich fand die Präsentation der vielfältigen Szenario-Abos immer kurz vor Ostern statt. Das Stützpunktleiter*innen-Treffen 2020 musste coronabedingt abgesagt werden und auch heuer fanden wir uns erst am 29. Oktober im Priesterseminar wieder – und alles war etwas anders als in den vergangenen Jahren.
2021: ein etwas anderes Theaterjahr
Diese Tatsache konnte auch Christian Pichler, Leiter des Katholischen Bildungswerkes, bei seinen Eröffnungsworten nicht unerwähnt lassen. Nach Aufzählung und Würdigung sämtlicher Preise und Auszeichnungen, die das Landestheater Linz für seine Leistungen in den vergangenen Jahren verliehen bekam, rückten die in den Medien immer wieder thematisierten Vorwürfe und Kritikpunkte rund um die Glaubwürdigkeit der Linzer Theater-Macher in Corona-Zeiten in den Mittelpunkt.
„Ich möchte hier schon die Gelegenheit ergreifen, und darauf hinweisen, dass mich immer wieder Rückmeldungen von Abonnent*innen erreichen, die auf diese bedenklichen Entwicklungen hinweisen“, so Pichler. Da gehe es etwa um die Medienberichte, wonach die Schauspieler - trotz Kurzarbeit – volle Bezüge erhalten hätten. Oder um die Vorwürfe gegen die Tanz-Direktorin und Chef-Choreografin des Linzer Landestheaters, die wegen schwerer Machtmissbrauch-Vorwürfe freigestellt wurde.
„Als Szenario-Abonnent*innen sind Sie Premium-Kunden und als solche unsere wichtigsten Partner. Und bei unseren Partnern unsere Glaubwürdigkeit zu verlieren, wäre natürlich verheerend. Daher freut es mich besonders, hier und heute meine Sicht der Dinge darstellen zu können“,
betonte Intendant Hermann Schneider. Was die vollen Schauspiel-Bezüge betrifft, wies er darauf hin, dass kein einziger Cent vom Staat dazu verwendet wurde. „Ich möchte betonen, dass wir das einzige Haus sind, das in der kurzen Zeit der Öffnung so viel gespielt hat. Aber wir sind nicht das Einzige, das die vollen Bezüge gezahlt hat.
Unsere Schauspieler mussten in etwas über zwei Monaten 221 Vorstellungen spielen. Das ist mehr, als manch andere in einer Saison auf die Bühne bringen."
Auch die Vorwürfe gegen die Tanz-Direktorin wollte Schneider nicht so stehen lassen. „Mai Hong Linz behauptet, sie wird gemobbt. Mitglieder der Tanzkompanie sprechen etwa von Machtmissbrauch und unterlassener Hilfeleistung. Ich glaube, dass an beiden Vorwürfen gleich viel dran ist. Es war ein Ausnahmezustand, eine extrem fordernde und ungewöhnliche Zeit mit sehr viel Druck. Es wird jedenfalls alles genau geprüft und wir arbeiten an Verbesserungen. Soziale Verantwortung und soziale Kompetenz werden immer wichtiger! Jedenfalls bin ich der Überzeugung, dass immer beide Seiten gehört werden müssen – was leider in den hiesigen Medien nicht die Regel war. “
Begrüßung der Ehrengäste
Begrüßen konnte Christian Pichler neben den Gästen am Podium und den Stützpunktleiter*innen auch Landestheater-Betriebsdirektorin Helene von Orlowsky sowie Abo-Betreuerin Margit Kofler, die mehrfach als „zentrale, lösungsorientierte Stütze und Vermittlerin für beide Seiten“ lobend erwähnt wurde.
Vom Katholischen Bildungswerk waren die Mitglieder des Szenario-Programmbeirates anwesend: Veronika Pernsteiner, Andras Stumpf und Günther Leitner (entschuldigt: Anne Micko)
Vorstellung der Abos: Von Abo Classico bis zum „Coole Kids Abo“
Spannend war auch die Vorstellung der Stücke in den einzelnen Abos von den Dramaturgen selbst. „Hätte ich diese Ausführungen vorher gehört, hätte ich mir Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk doch angesehen“, sagte etwa einer der anwesenden Stützpunktleiter über dieses bei Besucher*innen und Kritiker*innen so zweifelhaft angenommenen Stückes.
Denn Dramaturgin Wiebke Melle, die mit der Inszenierung „Der Originalintention des Autors gerecht werden wollte“, erklärte Hintergründe und Absichten und konnte viele Verwirrungen und das Stück aus dem Weg räumen.
Musical-Dramaturg Arne Beeker befand sich am Freitag mitten im Casting, um jugendliche Darsteller für das Musical „GRIMM! Die wirklich wahre Geschichte von Rotkäppchen und ihrem Wolf“ zu finden, das bei Szenario im Familien-Abo vorkommt. Auch über „Titanic“, „Fanny und Alexander“ sowie „Priscilla – Königin der Lüfte,“ erführen die Zuschauer näheres von Beeker.
Die restlichen Abo-Varianten präsentierten Schauspieldirektor Stephan Suschke; Nele Neitzke, Leiterin des jungen Theaters; Christoph Blitt, Leitender Dramaturg am Musiktheater und Intendant Hermann Schneider.
Für Harald Gebhartl, Leiter des Theater Phönix, sprach Szenario-Leiterin Claudia McNichol. Aus dem Phönix ist das Stück „Häuptling Abendwind“ im Abo Vario zu finden. In dem Stück von Nestroy ( in einer Fassung von Harald Gebhartl) geht es um zwei Südseehäuptlinge, die sich zum kannibalischen Zusammensein treffen, um einen große Vertrag gegen die Zivilisatoren zu unterzeichnen.“ Seien Sie gespannt!
53 Jahre Stützpunktleiter
Matthias Ratschan übergibt nach 53 Jahren als Stützpunktleiter in Zell an der Pram an Erika und Johann Sinzinger. Zwischen 18 und 58 Teilnehmer*innen durfte Ratschan in den letzten fünf Jahrzehnten dreimal Jährlich ins Theater begleiten.
Und das ist genau das, worum es bei Szenario geht: Um das gemeinschaftlichesTheatererleben - und das bei jedem Wetter! Deshalb bekamen die Teilnehmer*Innen als Abschlussgeschenk auch einen Schirm mit der Aufschrift:
„Szenario - Bei Sonne und Regen Theater erleben!“
Der war auf dem Weg in die anschließende Premiere von „Die Wahlverwandtschaften“ in die Kammerspiele bzw. „La Boheme“ ins Musiktheater wetterbedingt aber zum Glück aber nicht notwendig.
Text: Silke Kreilmayr