Das war die SelbA Fachtagung 2023
![SelbA Fachtagung 2023: Bewegend bewegt / @renak_hackl_fotografiert Maria Otruba begrüßt die Gäste bei der SelbA-Fachtagung 2023](/img/b7/cd/922700c7d1a2591dc020/SelbA_Fachtagung_2023__Bewegend_bewegt-20230930_SelbA_Jahrestagung_2023_0154_rena_hackl_fotografiert__FB_800.jpg)
„Das Zusammenkommen dieser großen, bunten Gemeinschaft einmal im Jahr, zur Weiterbildung und zum Austausch, das ist etwas ganz Besonderes!“
Zu etwas ganz Besonderem machte diese Tagung auch eine 20-köpfige Delegation aus Osteuropa, die im Rahmen der Studienreise „Bildung und Seelsorge für Senior:innen“ in Oberösterreich zu Besuch war. Auch Dr. Miljenko Anicic, Caritas-Direktor von Banja Luka, war mit dabei.
Betreut wird die internationale Gruppe von Mag.a Sigried Spindlbeck von der Osthilfe: "Ich freue mich sehr, dass dieses Vernetzungstreffen mit Kolleg:innen aus unseren Partnerdiözesen in Rumänien, Tschechien, Bosnien und Herzegowina und Belarus stattfinden konnte. Mit neuen Angeboten gegen die Vereinsamung und soziale Isolation vieler alter Menschen in Mittel- und Osteuropa möchten wir mit dem Osthilfefonds innovative Modelle unterstützen. Das SelbA-Programm kann mit seinem ganzheitlichen Ansatz einen wesentlichen Beitrag dazu leisten."
Gesundheit erhalten statt
Krankheit reparieren
Vortrag von Sportmediziner Dr. Ronald Ecker
Ronald Ecker, bekannt durch seinen Vortrag „Turne bis zur Urne“, betreibt ein Primärversorgungszentrum in Marchtrenk. In seiner Arbeit geht es ihm dabei primär um Prävention. „Jedes Unternehmen hat einen strategischen Businessplan. Ich finde, auch unsere Gesundheit hat so einen Masterplan verdient."
„Klar, man kann gesundes Altern dem Zufall überlassen. Aber man kann es auch strategisch angehen!“
Ecker lobte das österreichische Gesundheitssystem als ein Solidarsystem, bei dem für sehr viele Menschen alle notwendigen Maßnahmen verfügbar sind. Das sei nicht selbstverständlich. Allerdings sei es fast ausschließlich eine “Reparatur-Medizin“. Dies führe dazu, dass wir zwar – was die Lebenserwartung betrifft – im europäischen Spitzenfeld liegen. Blickt man auf die Lebenserwartung der gesunden Lebensjahre, hinken wir aber mit 58 Jahren dem europäischen Durchschnitt von 64 Jahren hinterher.
Ist krank das Gegenteil von gesund?
Dies ist freilich eine Frage des Blickwinkels
PATHOGENESE
Wir in Österreich sind geprägt von der Lehre der Pathogenese. „Bei diesem Ansatz gibt es nur gesund oder krank.
- Fokus: Vermeidung von Krankheiten
- zentrale Fragestellung: Warum werden Menschen krank?
SALUTOGENESE.
Die Salutogenese sieht den Übergang von Gesundheit zu Krankheit als ein Kontinuum. Wenn man gesund ist heißt das also nicht, dass man keine Krankheit hat.
- Fokus: Erhaltung der Gesundheit.
- zentrale Fragestellung: „Was hält den Menschen gesund?“
Was uns gesund hält
Als Bewegungs-Basis empfiehlt Ecker EXERCISE SNACKING. Da bedeute nichts anderes, als im Alltag jede Chance auf Bewegung zu nutzen (zB. Treppe statt Lift). Das Spielen mit den Enkeln etwa wird als Generationentraining bezeichnet. Neben der Prävention von Stressoren wie sozialer Isolation oder unausgeglichener Work-Life Balance, ist für die Erneuerung unseres Gehirns das Aerobe Ausdauertraining wichtig. „Hier braucht es aber Bewegung außerhalb der Komfortzone, ein bisschen Spazierengehen genügt nicht“, so Ecker. Schwimmen, Laufen oder Radfahren gelten als wirksam.
Krafttraining und Eiweiß werden im Alter immer wichtiger!
Als führendes Merkmal des Altwerdens gilt die SARKOPENIE. Dabei handelt es sich um den Verlust von Muskelmasse und somit auch der Kraft und infolge der Knochenmasse. Sie wird als zentrales Geschehen am Beginn der Gebrechlichkeit definiert. Daher ist Krafttraining, je älter wir werden, immer wichtiger. "Auch Eiweiß ist wichtig für den Muskelaufbau und sollte bei älteren Menschen daher in jeder Mahlzeit vorkommen. Ein Richtwert ist mindestens 100 mg pro Tag“, empfiehlt der Sportmediziner. Neben ausreichend Flüssigkeit rät er auch, unbedingt auf die Zufuhr von Omega 3 und Vitamin D zu achten.
Natürlich spiele auch die Genetik eine Rolle. „Aber Umweltfaktoren und Lebensstil können vieles gegensteuern. Als Bindeglied zwischen Lebensstil und Genetik gilt die EPIGENETIK. Ein spannendes Gebiet, wo gerade sehr viel Forschung passiert.“
So kommen wir in Bewegung
Für die Umsetzung verweist Ecker wieder auf das strategische Mangagement, wie wir es aus der Wirtschaft kennen. Es gehe darum, Ressourcen aufzuspüren (habe ich einen Wald in der Nähe, einen Motorikpark, eine Trainingsgruppe…), sich realistische und messbare Ziele zu setzen und ganz wichtig: sich eine Motivation suchen, die wirklich antreibt. Das sei in diesem Fall ja nicht schwer, zum Beispiel: „Gesund alt werden!“
Oder ist das nicht das, was wir alle wollen?
Wer näher in das Thema Eintauchen will findet die Unterlagen zum Vortrag am Ende des Artikels!
DENKSPAZIERGANG –
Machen wir unserem Gehirn Beine
Mit Referentin und SelbA-Trainerin Martina Eder
Der Tagungs-Nachmittag stand ganz im Zeichen der Praxis.
Martina Eder ist Fachsozialbetreuerin für Altenarbeit und schon seit 20 Jahren bei SelbA. Sie unterrichtet drei Gruppen in einem Sozialzentrum in Haag am Hausruck. Wenn es das Wetter und die Verfassung der Teilnehmenden zulässt, macht sie sich mit ihrer Gruppe gerne auf den Weg.
Ihr Lieblingszitat:
„Der Kopf ist rund damit das Denken die Richtung ändern kann.“
(Francis Picabia)
Denken macht durstig
„Bei unseren Denkspaziergängen machen wir zwar nicht viele Höhenmeter, aber auch ich habe nachher immer einen Mords Hunger und Durst. Da merkt man erst, wieviel Energie denken braucht“, betont die Referentin.
Die Konzentration während der Bewegung ist es, die uns fordert. Da passiert im Gehirn ganz viel. Das durften die Tagungs-Teilnehmer:innen auch gleich mit praktischen Übungen ausprobieren.
Zum Beispiel:
Farbe bekennen - Begriffe benennen
Aus einem Fundus bunter Schraubverschlüsse zieht jeder eine Farbe. In Zweiergruppen denken sich die Teilnehmenden zB ein Obst mit dieser Farbe aus. Dieses Wort, zum Beispiel Apfel, wird jetzt während dem Gehen abwechseln mit dem Partner rückwärts buchstabiert.
oder:
Unterwegs im Wald mit beiden Händen auf die Oberschenkel klopfen, klatschen und dann die Hände vor Brust verschränken - dabei abwechselnd Vornamen mit den Buchstaben der jeweiligen Farbe auf dem Schraubverschluss buchstabieren. zB Grün (GRUEN): Gustav, Richard, Udo, Emil, Nino
Viele Teilnehmer:innen waren überrascht, wie fordernd die Gleichzeitigkeit von Bewegung und Denken sein kann. Groß war auch das Interesse der SelbA-Trainer:innen - die eine oder andere wird sich sicher demnächst mit ihrer SelbA Gruppe auf den Weg machen und gewohnte Pfade verlassen… Danke für die tollen Anregungen!
Weitere Übungen und die Präsentation von Martina Eder findet Ihr am Ende des Artikels!
Heiteres und Rührendes zum Schluss
Zum Ausklang der Tagung begeisterte das deutschösterreichische Duo LISSI & HERR TIMPE mit der leichtfüßigen Musik der 50er und 60er Jahre. Mit Hits wie „Ein Schiff wird kommen“, „Lady Sunshine & Mister Moon“, „Nimmer lang“ oder „So wie bei Peter Alexander“ verzauberte das charmante Duo das Publikum. Und mitgesungen durfte natürlich auch werden!
Ehrengäste
Begrüßen durfte Mag.a (FH) Maria Otruba auch die Gesamtleitung des Katholischen Bildungswerkes
- Dr. Christian Pichler, Leiter Katholisches Bildungswerk OÖ gesamt
- MMag.a Michaela Wagner, Leiterin KBW-Treffpunkt Bildung
- Mag.a Ulrike Kneidinger, Leiterin SPIEGEL Elternbildung
- Mag. Christian Dandl, Leiter Bibliotheksfachstelle
In der neuen Struktur der Diözese gehört das Bildungswerk zum Bereich Erwachsenenbildung, Vertreten durch Bereichsleiterin Schwester Dr. Maria Maul. Groß war die Freude auch über die Anwesenheit von Kons. Roland Völkl und Gattin Christine. Roland Völkl, langjähriger Leiter von SelbA. „Roland hat viele Meilensteine gesetzt und Entwicklungen vorangetrieben. Ohne ihn stünden wir sicher nicht da, wo wir jetzt sind“, so Otruba.
Text: Silke Kreilmayr
Fotos: Rena Hackl
Unterlagen zum Download