Neue Bündnisse für die Erde
Anpacken und Taten sprechen lassen
Die Initiative wird aber nur so glaubwürdig sein wie die Taten, die die beteiligten Religionen für den Klimaschutz umsetzen. Es heißt also anpacken. Schöpfungsverantwortung muss mehr als bisher Thema unserer Gottesdienste und unseres Bildungsangebots werden. Kirchliche Gebäude müssen einer Energiebuchhaltung unterzogen werden, um Schwachstellen unseres Energieverbrauchs zu identifizieren und zu beseitigen. Pfarrliche Feste sollten in Zukunft generell als „green event“ schöpfungsverträglich durchgeführt werden, wie es 33 Pfarren schon tun, die sich um den diesjährigen Umweltpreis der Diözese beworben haben. Ein Fachausschuss Schöpfungsverantwortung des Pfarrgemeinderats sollte Standard sein – für einen solchen lassen sich häufig Menschen motivieren, die sonst kaum in der Pfarre aktiv sind, weil sie ihr Anliegen Umweltschutz dort nicht repräsentiert finden. Schließlich ist der Beitritt der Pfarre zum Klimabündnis ratsam, weil man dann das Know-how der Klimabündnis-MitarbeiterInnen in Anspruch nehmen kann.
Kirche als Ort der Vernetzung und des Brückenbauens
Momentan sehe ich als Umweltsprecher der Diözese etwa 10 Prozent der Pfarren, die den Weg der Ökologisierung mit großer Kreativität, hohem Engagement und enormer Beharrlichkeit gehen. Ihr Beispiel kann Ansporn und Ideenpool für die 90 Prozent anderen Pfarren sein, die erst sehr zaghaft oder noch gar nicht jenen Weg eingeschlagen haben, den Papst Franziskus mit seiner Umweltenzyklika „Laudato si“ angemahnt hat. Deswegen werden wir die besten Ideen der Pfarren über Homepage und Medien vorstellen und hoffen, dass sie zahlreiche Nachahmung finden.
Ein spezieller Beitrag der örtlichen KBW-Treffpunkte Bildung könnte darin bestehen, vermehrt Themen des Umweltschutzes in ihr Bildungsprogramm zu übernehmen. Und gerade Veranstaltungen zum Thema Schöpfungsverantwortung sollten in größtmöglicher Kooperation mit Umweltorganisationen organisiert und angeboten werden. Wenn ein pfarrlicher KBW-Treffpunkt Bildung einen Vortrag oder eine Podiumsdiskussion zusammen mit dem Naturschutzbund, mit Bio Austria, mit den SchülerInnen von Fridays for Future oder einer anderen Gruppe in diesem Feld macht, je nach den lokalen Gegebenheiten, dann können beide Seiten voneinander profitieren: Kirche profitiert vom ökologischen Fachwissen der Umweltbewegung, und diese profitiert von den Motivations- und Kraftquellen, die die Religion zur Verfügung hat, um Rückschläge zu überwinden und Misserfolge zu verdauen. Denn die werden ja nicht ausbleiben. Es ist ein langer und steiniger Weg hin zu einer Lebens- und Wirtschaftsweise, die die Natur ohne Raubbau nutzt – so, dass diese auch unseren Kindern und Enkelkindern in gutem Zustand weitergegeben werden kann.
Kirche war immer ein Ort der Vernetzung mit allen Menschen und Gruppen, die sich für unsere Welt engagieren wollen. Die pfarrlichen KBW-Treffpunkte Bildung sind ein hervorragendes Instrument, um diese Vernetzung voranzutreiben – nicht nur, aber auch in puncto Umweltthemen. Denn die Bewahrung der Schöpfung ist eine Menschheitsaufgabe, die wir nur gemeinsam bewältigen können.
Univ.-Prof. Dr. Michael Rosenberger
Institut für Moraltheologie
Katholische Privatuniversität Linz