"Ehrenamt ist eine Herzenssache."
Name: Gernot W. Hess
Alter: 52 Jahre
Beruf: Speditionskaufmann, kaufm. Angestellter
Familie: verheiratet mit Annemarie, Katharina 25 Jahre / Sebastian 23 Jahre
Heimatort: 4121 Altenfelden
Was genau machen Sie ehrenamtlich im Katholischen Bildungswerk?
Leitung des KBW Treffpunkt Bildung in Altenfelden
Ist das Ihr erstes Ehrenamt oder waren sie davor schon ehrenamtlich engagiert?
Das Ehrenamt begleitet mich schon mein ganzes Leben. Christlich sozialisiert wurde ich in der KjG (Kath. jungen Gemeinde) der Diözese Speyer/ Deutschland. In diesen ersten Jahren war ich Leiter von Kindergruppen und später Verantwortlicher der KjG-Gruppe in meinem Heimatort. Mit siebzehn Jahren wechselte ich zu einer anderen Gruppierung der Diözese Speyer.
Als Mitglied der CAJ (Christliche Arbeiterjugend) der Diözese Speyer startete ich meine Arbeit mit Jugendlichen, welche sich auf dem Weg ins Berufsleben befanden. Ihnen Hilfestellung in dieser wichtigen Phase des Lebens zu geben hat mir große Freude gemacht. In dieser Phase meines Lebens hatte ich Kontakt zu Personen, welche mich motiviert haben mehr Verantwortung in meinem Leben zu übernehmen. Das hatte zur Folge, dass ich über Jahre die ehrenamtliche Leitung der CAJ in meiner Heimatdiözese Speyer übernommen haben.
Nach meiner Übersiedlung nach Österreich war ich über ein Jahrzehnt als Fußball-Nachwuchstrainer tätig. Im Jahr 2006 fand ich meinen Weg zum KBW Altenfelden. Seit 2009 bin ich der ehrenamtliche Leiter des KBW Altenfelden. Des Weiteren bin ich Mitglied des Pfarrgemeinderates sowie im Pfarrleitungsteam unserer Pfarre in Altenfelden
Warum machen Sie das, was treibt Sie an?
Da mein ehrenamtlicher Weg in der Kath. Kirche begonnen hat, war mir klar, dass sich mein Weg auch in Österreich in der Kath. Kirche fortsetzen wird. Mich treiben verschiedene Dinge dazu an:
- mit anderen Menschen Gemeinschaft zu erleben
- mit anderen Menschen im Dialog zu sein, Meinungen auszutauschen,
um dadurch selbst dazu zu lernen
- Ansprechpartner für andere zu sein, um Hilfestellung im Leben zu geben
- meine eigene Kreativität und Freude am Organisieren auszuleben
- andere Mitmenschen zu motivieren, sich ihrer eigenen Stärken und Befähigungen bewusst zu werden, um dann evt. selbst ein Ehrenamt zum Wohle der Gesellschaft zu übernehmen
- Arbeiten in einem Team, gemeinsam als Gruppe für etwas zu stehen und auch in kritischen Situationen gemeinsam Lösungen zu finden
Fühlen Sie sich in ihrem Ehrenamt wertgeschätzt?
Ich habe gelernt, dass Ehrenamt nicht immer wertgeschätzt wird. Wenn z.B. gut vorbereitete Veranstaltungen mäßig besucht sind, stellt man sich schon einmal die Frage, für was man sich eigentlich engagiert. Schön ist es aber, wenn Veranstaltungen gelingen und vor allem, wenn die Arbeit im Team funktioniert. Das merkt man dann auch in der Qualität der Veranstaltungen bzw. im Auftreten als Mitglied des KBW Altenfelden. Diese Qualität wird von der Bevölkerung wahrgenommen und die Rückmeldungen über unser Engagement sind natürlich sehr schön und tun der Seele gut.
Wie geht es Ihnen mit dem Ehrenamt in Zeiten von Corona?
Das Ehrenamt, die Arbeit im KBW Altenfelden ist aufgrund der Covid-19 Pandemie mehr als nur eingeschränkt. In der ersten Lockdown-Phase haben wir sämtliche Veranstaltungen aus dem Jahresprogramm verschieben bzw. absagen müssen. Über den Sommer 2020 haben wir dann als Team wieder Mut gefasst und haben trotz aller Zweifel ein neues Jahresprogramm bis Sommer 2021 erstellt. Das Treffen des Teams, die gemeinsame Vorbereitung bzw. Organisation des neuen Programmes hat gezeigt, dass das Team funktioniert und wir ein gemeinsames Zeichen in dieser Pandemie gesetzt haben. Unser Motto ist: „Mutig aufeinander zugehen!“
Hand aufs Herz: Haben Sie ihre ehrenamtliche Tätigkeit schon einmal bereut?
Selbstverständlich „JA“ – es wäre absolut gelogen zu verneinen, dass das Ehrenamt manchmal keinen Spaß macht und frustriert. Es geht hier nicht einmal um schwache Besucherzahlen, viel mehr ärgern mich ignorante Mitmenschen, welche ihre Meinung gar nicht, oder wenn schon sehr unreflektiert kundtun.
Aktuell ist es nicht wirklich leicht in der Kath. Kirche ehrenamtlich zu arbeiten. Leider werde ich öfters auf die Missstände in der Kirche angesprochen. Mit den immer noch ewig gestrigen Ansichten zu vielen aktuellen Themen in der Gesellschaft trägt die Amtskirche nicht wirklich dazu bei, Mitmenschen für ein Ehrenamt in der Kath. Kirche zu begeistern.
Ich stehe immer öfter vor der Situation, dass ich mich frage, warum ich mir die Arbeit in der Kath. Kirche überhaupt noch antue. Oft muss ich mich fast „fremdschämen“ für Aussagen/Meinungen der Amtskirche, welche ich persönlich nicht vertreten kann. Wie kann man da noch authentisch bleiben?
Was sagen Sie Menschen, die sich überhaupt nicht vorstellen können, ehrenamtlich – ohne dafür bezahlt zu werden – zu arbeiten?
Ehrenamt ist eine Herzenssache. Wenn man von etwas begeistert ist und für etwas brennt, wird man mit Sicherheit auch Arbeiten ohne Bezahlung verrichten. Gemeinschaft zu erleben, einen persönlichen Austausch zu haben kann nicht monetär bezahlt werden. Aus diesen Begegnungen erhält man einen anderen Lohn.
Möchten Sie sonst noch etwas Wichtiges zum Thema Ehrenamt sagen?
Unsere Gesellschaft wird immer das Ehrenamt benötigen. Viele Dinge in unserem Leben würden ohne ehrenamtliches Leben nicht funktionieren. Ich denke, es ist wichtig Vorbild zu sein, für eine Sache einzustehen. Durch das eigene Handeln dabei authentisch zu bleiben, kann andere Menschen berühren und zur Herzensbildung beitragen. Dann ist auch Ehrenamt ohne Druck von außen möglich, weil man es einfach gerne macht.