"Einen Beitrag für die Allgemeinheit leisten."
Name: Ilse Zenisek
Alter: 55 Jahre
Beruf: Büroangestellte
Familie: verheiratet, zwei erwachsene Kinder, zwei Enkelkinder
Heimatort: Asten
Was genau machen Sie ehrenamtlich im Katholischen Bildungswerk?
Ich bin Regionsbegleiterin und zuständig für Pfarrbibliotheken und Bibliotheken mit gemischter Trägerschaft in der Region Linz-Zentralraum.
Ist das Ihr erstes Ehrenamt oder waren Sie davor schon ehrenamtlich engagiert?
Ehrenamtlich tätig zu sein liegt bei uns in der Familie, meine Eltern engagieren sich seit ich denken kann ehrenamtlich in verschiedenen Bereichen. Mein erstes Ehrenamt war das monatliche Austragen der Zeitschrift "Welt der Frau" in meinem Heimatort Asten. Als ich damit begonnen habe, war ich ungefähr neun Jahre alt.
Zur Bibliotheksarbeit bin ich vor beinahe 20 Jahren durch eine Bekannte gekommen. Sie hat mich gefragt, ob ich nicht Lust hätte, bei der Neuorganisation der Pfarrbibliothek mitzuhelfen. Zuerst habe ich etwas gezögert, weil ich mir nicht sicher war, ob ich es zeitlich schaffen würde, dann habe ich zugesagt. Es war eine der besten Entscheidungen meines Lebens!
Warum machen Sie das, was treibt Sie an?
Ich sehe hier die Möglichkeit, meine Freizeit sinnvoll zu verbringen und gemeinsam mit Menschen mit ähnlichen Interessen etwas auf die Beine zu stellen, was auch für die Allgemeinheit von Bedeutung ist.
Fühlen Sie sich in Ihrem Ehrenamt wertgeschätzt?
Ja, auf jeden Fall. Bibliotheksarbeit geschieht ja nicht im stillen Kämmerlein, und wenn gute Arbeit geleistet wird, gibt es von allen Seiten sehr viel Zuspruch.
Wie geht es Ihnen mit dem Ehrenamt in Zeiten von Corona?
Ich empfinde die Situation inzwischen als sehr deprimierend: Es werden Veranstaltungen geplant und dann doch wieder abgesagt; durch die vielen Beschränkungen ist es für Teams schwierig, Kontakt zu halten; gemeinschaftsfördernde Aktivitäten, wie zB Weihnachtsfeiern, sind nicht möglich; durch die Bibliotheksschließungen bzw. die Zutrittsbeschränkungen sind die Bibliotheksbenutzer verunsichert. Diese Aufzählung lässt sich noch weiter fortführen. Natürlich versucht man, das Beste daraus zu machen, aber die Möglichkeiten sind sehr eingeschränkt. Ich hoffe doch, dass sich die Lage 2021 entspannen wird.
Hand aufs Herz: Haben Sie Ihre ehrenamtliche Tätigkeit schon einmal bereut?
Grundsätzlich habe ich meine ehrenamtliche Tätigkeit(en) noch nie bereut. Aber gerade in leitenden Funktionen, wie zB als Bibliotheksleiterin, gibt es immer wieder belastende Situationen, zB wenn es darum geht, Konflikte zu lösen oder schwierige Entscheidungen zu treffen. Trotzdem überwiegen für mich die positiven Seiten bei Weitem.
Was sagen Sie Menschen, die sich überhaupt nicht vorstellen zu können, ehrenamtlich - ohne dafür bezahlt zu werden - zu arbeiten?
Ehrenamtliche Arbeit kann eine große Bereicherung im Leben sein. Wieviel Zeit man investiert, entscheidet man selbst, dafür hat man je nach Tätigkeitsbereich die Möglichkeit, Neues auszuprobieren, die eigenen Talente und Fähigkeiten einzubringen und freie Zeit mit Gleichgesinnten zu verbringen. Oft bieten sich Fortbildungsmöglichkeiten, die auch in anderen Lebensbereichen vorteilhaft sind und einen persönlich wachsen lassen.
Möchten Sie sonst noch etwas Wichtiges zum Thema Ehrenamt sagen?
Gerade in Österreich ist vieles, was von der breiten Öffentlichkeit in Anspruch genommen wird, ehrenamtlich organisiert, zB Feuerwehren, Vereine und unter anderem teilweise eben auch Bibliotheken. Leider wird es seit einigen Jahren in vielen Bereichen immer schwieriger, Menschen zu finden, die einen Teil ihrer Freizeit in den Dienst der Allgemeinheit stellen möchten. Daher finde ich den Tag des Ehrenamtes wichtig, er sorgt für Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung, und vielleicht bekommen manche(r) Lust, sich ebenfalls ehrenamtlich zu engagieren.
Text: Silke Kreilmayr
Foto: Zenisek