Den Quellen des guten Lebens auf der Spur
Knapp 80 Teilnehmer*innen folgten der Einladung zur Referent*innentagung am 6. Mai ins Schloss Puchberg, um gemeinsam den "Quellen des guten Lebens" nachzuspüren.
"Die Tagung findet alle eineinhalb Jahre statt und ist ein Weiterbildungsimpuls, aber gleichzeitig auch ein Dankeschön für Ihr aller Engagement. Denn trotz einem Jahr mit besonderen Umständen fanden dank Ihnen 2021 im Katholischen Bildungswerk 1.968 Veranstaltungen mit 31.741 Teilnehmer*innen statt", betonte Stephanie Millinger von Spiegel-Elternbildung bei der Begrüßung der Gäste.
Tagungsreferentin Theologin und Philosophin Dr Dr.in Katharina Ceming führte die Gäste auf Basis der großen philosophischen und spirituellen Weisheitstraditionen hin zu praktischen und anwendbaren Tipps, wie wir unsere Kraftquellen füllen und aktivieren können.
Damit dieser Gestaltungsspielraum in Krisenzeiten vorhanden ist, sei es wichtig, seine Kraftquellen in den guten Zeiten aufzufüllen. Denn jeder, der das schon einmal erlebt hat, weiß: "Im Krisenmodus nach Ressourcen zu suchen, ist schwierig!".
Wissen aus der philosophischen Tradition:
Drei Lebensweisheiten für mehr Glück und Zufriedenheit
- Großmut
Frei nach Mark Aurel und mit einem Augenzwinkern vermittelte Ceming ihren Zuhörer*innen einen Tipp zur Entlastung des eigenen Lebens: "Mach dir bewusst, dass es Menschen gibt in der Welt, die etwas dämlich sind. Und mach dich darauf gefasst. Dann kannst du besser damit umgehen!" Dem zugrunde liege die Selbstreflexion. Wenn wir uns dessen bewusst sind, dass wir selbst nicht perfekt sind, können wir besser über die Schwächen und Marotten anderer hinwegsehen. "Großmut" oder "Akzeptanz" führe nicht nur unsere Mitmenschen, sondern vor allem uns selbst, zu mehr Zufriedenheit.
Es geht also um Prävention. "Ähnliches findet sich bei dem römischen Philosophen Seneca. Wir müssen anerkennen, dass zum Leben auch Negatives dazugehört, damit es uns nicht aus der Bahn wirft", betont die Referentin. Handlungsspielraum habe ich dabei immer. Ich kann etwa entscheiden, mit welchen Menschen ich mich umgebe.
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Dankbarkeit
Auch bei Epikur findet sich eine wesentliche Quelle zum Glück. Der griechische Philosoph fragte sich schon 300 Jahre vor Christi Geburt: "Was brauchen wir denn wirklich, um ein erfülltes Leben zu führen?" Und er lebte sicher nicht in einer Überflussgesellschaft, wie wir das heute tun. Bei Epikur gehe es darum, die kleinen, schönen Dinge ganz bewusst wahrzunehmen und sich daran zu erfreuen.
"Zum Beispiel kann ich mich gerade jetzt im Mai an den wunderschönen Baumblüten erfreuen. Ich nenne das gerne Blütenpracht-Momente: Das Schöne, was da ist, ganz bewusst wahrzunehmen!", so Ceming. Wer nichts im Leben für selbstverständlich hält und es schafft, seinen Fokus auch auf die kleinen Dinge des Lebens zu legen, der findet immer einen Grund, dankbar zu sein. "Dankbarkeit ist eine Haltung, die zur Zufriedenheit führt!"
- Daseinsfreudigkeit
Wer Dankbarkeit und Großmut trainiert, hat große Chancen, gut in der "Daseinsfreudigkeit" zu sein. "Wie schon der Philosoph und Mathematiker Bertrand Russel sagte, geht es darum, mit einem Wohlwollen auf das Leben und die Menschen zuzugehen."
Das Glück nicht aus den Augen verlieren
Menschliche Haltungen wie Dankbarkeit, Großzügigkeit und Daseinsfreudigkeit führen also zu mehr Lebensfreude - das wissen wir als Menscheit seit Tausenden von Jahren. Dennoch müssen wir uns als Individuen immer wieder von Neuem in diesen Künsten üben, um unser Glück nicht aus den Augen zu verlieren. Und mit dem Üben haben die Teilnehmer*innen - nach einer regen Diskussion im Anschluss an den Vortrag - auch gleich begonnen. In sechs verschiedenen Workshops konnten die "Quellen des guten Lebens" erprobt werden. Das Angebot reichte von der "Kraftquelle Stille" bis zur "Kraftquelle Kommunikation".
Vielen Dank an die Workshop-Gestalter*innen Katharina Ceming, Gerald Kiesenhofer, Monika Hupfer, Martina Haselgruber, Margit Schmidinger und Martina Tröbinger!
Als Gäste begrüßen durften die Organisatorinnen Stephanie Millinger und Michaela Stauder neben den zahreichen Referent*innen und Kolleg*innen auch Christian Pichler, Leiter des Katholischen Bildungswerkes OÖ und die zukünftige Bereichsleiterin für Bildung und Kultur in der Diözese Linz, Schwester Dr.in Maria Maul.
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Text: Silke Kreilmayr
Fotos: Kreilmayr/Wasserbauer