Der Hauptfokus der Tätigkeiten beider Gäste lag auf dem Sichtbarmachen der ökologischen und menschenrechtlichen Konsequenzen des exzessiven Bergbaus auf den Philippinen, einem der rohstoffreichsten Länder der Erde. Dort wird seit Jahrhunderten kleinstrukturierter Bergbau, vor allem im Bereich Gold, Kupfer, Nickel, Chromit, Platin und Silber, betrieben. Indigene Gruppen pflegen den Bergbau im Einklang mit der Natur. Sie lassen zum Beispiel immer auch Goldadern für die nachkommenden Generationen stehen, graben nie weiter als 200 m in den Berg Tunnel und verschließen diese nach der Grabung den Berg mit Geröll, Steinen und Erde. Zur Extrahierung des Goldes werden traditionelle Werkzeuge verwendet und das Gold ausgewaschen.
Dem steht der großangelegte industrialisierte Bergbau, der meist von internationalen Konzernen, ohne Rücksicht auf Ökologie, indigene Gebiete bzw. Nachhaltigkeit gegenüber.: Besonders der offene Tagbergbau hinterlässt wüste Spuren in der Landschaft und die Rohstoffe werden mittels Einsatz von toxischen Chemikalien, wie Quecksilber, aus den Erzen gewonnen und in großen Becken gesammelt. Naturkatastrophen (wie Erdbeben, Taifune) führen oft dazu, dass dieses toxische Material austritt und Mensch und Umwelt vergiftet. Entschädigungszahlungen der Konzerne, bzw. Reparaturleistungen bleiben meist aus.
Jimmy Khayog, selbst ein Igorot, ein Indigener der Kordilleren-Region auf den Philippinen, beeindruckte mit seinem Wissen rund um den kleinstrukturierten Bergbau, Rohstoffgewinnung, indigene Abbaumethoden sowie den Aktivierungsübungen im Workshop. Jedes Treffen in seiner Community beginnt mit einer Aktivierungsübung, um gut gemeinsam in das Treffen zu starten.
Adeline Angeles stammt von Marinduque, einer kleinen Insel auf den Philippinen, die besonders stark von Bergbau-Unglücken mit Giftschlamm betroffen ist. Aufgrund von großen Kupfervorkommen ist Marinduque seit den 1960 er Jahren Ziel von großangelegten internationalen Bergbauinvestitionen. Die Umweltaktivistin Adeline Angeles, die auch politisch ihre Anliegen rund um Kompensationszahlungen und nachhaltigen Bergbau vertritt, fordert in ihren Workshops auch ein Umdenken im internationalen Trend der Konsumgesellschaften. Sie erzählt vom „Just Enough-Lifestyle“, der auf Tagalog „Sapat-Lifestyle“ genannt wird.
Ein „gerade-genug“-Lebensstil bedeutet, die elektronischen Produkte, die Rohstoffe in Form von feinen Gold- oder Kupferdrähten beinhalten, länger zu nutzen, zu reparieren und, wenn diese endgültig kaputt sind, richtig zu entsorgen, damit die wertvollen Materialien recycelt werden können. Außerdem gilt es ein Umdenken anzustoßen, den Konsum zu reduzieren und mit insgesamt weniger auszukommen. Hier sieht Adeline Angeles die Bürger/innen in Europa und Österreich gefragt, die Endnutzer/innen jener Rohstoffe, die auf den Philippinen abgebaut werden.
Bei Workshops mit Oberstufenschüler/innen in Linz bzw. Diskussionsveranstaltungen in der Pfarre Mauthausen, mit Engagierten des Weltladen Traun bzw. der Katholischen Hochschulgemeinde in Linz, konnte die Verbindung zwischen dem Rohstoffabbau auf den Philippinen und dem Beitrag Österreichs hergestellt werden. In gemeinsamen Reflexionsprozessen wurde Bewusstsein über unsere globale Verantwortung, das eigene Konsumverhalten und die Notwendigkeit der internationalen Solidarität, um wertvolle natürliche Ressourcen und Menschen zu schützen, geschaffen. Auch Bischof Manfred Scheuer zeigte sich von dem Engagement von Adeline Angeles und Jimmy Khayog beeindruckt und interessierte sich auch für die Rolle der Kirche und der politischen Vertreter/innen in diesem Zusammenhang. In einer gemeinsamen Veranstaltung mit Südwind Oberösterreich diskutierten Expert/innen der öffentlichen Beschaffung über Möglichkeiten der nachhaltigen Beschaffung.
Die Erzählungen und Erfahrungen aus erster Hand trugen vielfach dazu bei, Reflexionsprozesse hier in Österreich zu starten und solidarisches Engagement aufzuzeigen. Die Befürchtung von Adeline Angeles, dass sich die Menschen in Österreich nicht für ihre Probleme auf den Philippinen interessieren würden, wurde nicht bestätigt – im Gegenteil, die Begeisterung, der Mut und die Überzeugungen der beiden Gäste, die durch die zahlreichen Begegnungen spür- und erlebbar wurden, wird viele Menschen der Diözese Linz noch nachhaltig beschäftigen und inspirieren.
Adeline Angeles gönnt sich eine Ruhepause
Katharina Fernandez-Metzbauer mit Adeline Angeles und Jimmy Khayog
Unsere Gäste zu Besuch im Landhaus bei LAbg. Stefan Kaineder