Lucian Ichodu und Francis Ssekalegga aus Uganda haben viel Spannendes darüber zu erzählen, wie sie Abfall kreativ wiederverwerten und so die Lebensbedingungen der Menschen in ihrer Heimat verbessern.
Das Abfallsystem in Österreich ist gut organisiert. Wir können uns darauf verlassen, dass die Müllabfuhr regelmäßig den Müll wegschafft. Und davon produzieren wir täglich genug: Unzählige Plastikverpackungen, Flaschen, Dosen, Papier – und auch jede Menge Nahrungsmittel, die abgelaufen sind, übrig bleiben oder uns einfach nicht schmecken. Einiges davon wird wiederverwertet, anderes landet auf Müllhalden irgendwo auf der Welt.
Immer mehr Menschen entdecken aber wieder neu, was früher selbstverständlich war: Vieles muss nicht in der Mülltonne landen, wenn man nur ein bisschen kreativ ist: Alte Geräte werden gemeinsam repariert, Kleidung wird umgenäht, Obst und Gemüse, das nicht den Schönheitskriterien der Supermärkte entspricht, wird verkocht und schmeckt noch hervorragend.
Auch in Uganda beschäftigt der zunehmende Müll die Menschen. In den ländlichen Regionen wartet man oft vergeblich darauf, dass der Abfall abgeholt wird. In den schnell wachsenden Städten ist Müll allgegenwärtig und bedeutet auch eine Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung. Aber auch hier finden Menschen darauf kreative Antworten. Der Müll in den Städten, der Mist auf dem Land ist nützlich, wenn er sinnvoll verwertet wird. So schaffen Plastikberge und Komposthaufen neue Einkommensquellen und verbessern die Ernährungssituation der Menschen.
Unsere Gäste aus Uganda Lucian Ichodu und Francis Ssekalegga, erzählen, wie sie kreative Antworten auf die wachsenden Müllberge und die Umweltzerstörung gefunden haben: Von der Mini-Biogasanlage über Maisbriketts bis zu „neuen“ Kochtöpfen aus Metallresten.
Lucian Ichodu trifft sich regelmäßig mit einer Gruppe von Frauen in ihrem Stadtteil, um mit ihnen über Probleme mit der städtischen Müllabfuhr zu diskutieren oder an ihren Ideen zum Recycling von Metallresten weiterzuarbeiten. Die Sozialarbeiterin ist eine der jungen motivierten Mitarbeiterinnen von YES (Youth Environment Service), die in der Grenzstadt Busia Antworten auf fehlendes Abfallmanagement und schlechte hygienische Bedingungen suchen. Durch starken Bevölkerungszuwachs, regen Handel und Durchreiseverkehr steht die Stadt vor besonders großen Herausforderungen. Mit originellen pädagogischen Methoden versucht YES die Menschen in den verschiedenen Stadtteilen zu mobilisieren um Abfall zu sammeln und wieder zu verwerten, Toiletten zu reinigen und verschmutzte Flächen in Gemüsegärten zu verwandeln. So werden junge FußballspielerInnen engagierte UmweltaktivistInnen, aus getrockneten Maiskolben entstehen Kohlebriketts und aus Metallresten glänzende neue Kochtöpfe. YES ist eine Partnerorganisation von der Dreikönigsaktion und von HORIZONT3000.
Francis Ssekalegga liebt seine Arbeit mit Bäuerinnen und Bauern. Er ist Projektkoordinator eines landwirtschaftlichen Programms (LISEFAP) der Caritas Maddo in Masaka, durch das die Ernährungssicherheit und Einkommenssituation der ländlichen Bevölkerung verbessert werden sollen. Wichtig bei den Trainings, die Francis mit LandwirtInnen durchführt ist vor allem ein nachhaltiger, schonender Umgang mit natürlichen Ressourcen. Die Bäuerinnen und Bauern, die Francis begleitet, verwenden den Mist ihrer Tiere als Dünger für die Bananen- und Kaffeepflanzen in ihren Gärten und bauen Mini-Biogasanlagen, die ihre Häuser mit Energie versorgen. Er leitet sie an, Müll zu trennen und organisiert Aktionstage, an denen gemeinsam Bäume gepflanzt werden. Francis unterstützt Bäuerinnen und Bauern auch dabei, Kooperativen zu gründen und landwirtschaftliche Technologien zu verbessern. Er freut sich z.B. ganz besonders über den Erfolg einer Kooperative, die nun gemeinsam eine Kaffeeschäl- und Sortieranlage eröffnen konnte. Sein Projekt wird von Bruder und Schwestern in Not Innsbruck sowie HORIZONT3000 unterstützt.