Samstag 24. August 2024
Liturgiebörse

Predigt: Die Liebe essen / Gründonnerstag

Herzen

Predigt am Gründonnerstag

Ex 12,1-8.11-14; 1 Kor 11,23-26; Joh 13,1-15;

 

Liebe Pfarrgemeinde!

 

In den vergangenen Wochen habe ich einige Vorträge über die Entstehung und Bedeutung der Karwochen- und Osterliturgie gehalten. Es ist schon interessant, ein ganzes Jahrhundert lang ist die Kirche ohne das jährliche Osterfest ausgekommen. Gründonnerstag und Karfreitag haben sich sogar erst im vierten Jahrhundert entwickelt. Es stellt sich unweigerlich die Frage: Hat die Kirche 100 Jahre lang gar kein Ostern gefeiert?

 

Oh doch! Von allem Anfang an hat die Kirche Ostern gefeiert, nämlich jeden Sonntag. Die sonntägliche Eucharistiefeier ist die älteste Osterfeier. Jeden Sonntag hat die frühchristliche Gemeinde Jesu Tod und Auferstehung gefeiert. Bis heute feiern wir jeden Sonntag dieses christliche Pascha – den Übergang vom Tod Jesu zur Auferstehung; nur ist es uns kaum oder gar nicht bewusst. Wenn ich das meinen Schülern sage, dass jeder Sonntag Ostern ist, dann bekomme ich immer zur Antwort: „Das ist ja toll, dann bekommen wir jeden Sonntag einen Osterhasen“. Worauf ich wieder sage: „… keinen Osterhasen, sondern ein viel größeres Geschenk, nämlich Jesus schenkt sich uns selber“.

 

Ich möchte euch nun einladen, dass wir heute am Gründonnerstag, wenn wir den Ursprung dieser sonntäglichen Osterfeier feiern, ein wenig über die Eucharistie nachdenken. Was ist denn da damals im Abendmahlssaal geschehen? Jesus hat mit seinen Jüngern wie an jedem Paschafest das jüdische Paschamahl gefeiert. Sie feierten die große Erlösungstat Gottes, die Befreiung aus der Sklaverei in Ägypten, den Übergang von der Knechtschaft in die Freiheit, vom Dunkel ins Licht, vom Tod zu Leben. Diese Rettungstat Gottes hat das Gottesvolk jedes Jahr groß gefeiert.

 

Und auch Jesus hat dieses jüdische Paschamahl mit seinen Jüngern gefeiert und aber dabei etwas fundamental verändert. Er hat dieses Erlösungsmahl mits e i n e rErlösungstat verbunden und umgedeutet. Er hat beim Paschamahl seine Hingabe am Kreuz rituell vorweggenommen. Der Gründonnerstag ist so etwas wie der liturgische Brennpunkt von Karfreitag und Ostern.

 

Er hat Brot genommen, Gott dafür gedankt, es gebrochen und es ganz neu gedeutet: Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird.

 

Und er hat nach dem Mahl des Paschalammes auch den Becher mit Wein genommen, Gott gedankt und gesagt: Das ist mein Blut das für euch vergossen wird.

 

Und er hat seinen Jüngern und durch sie auch uns aufgetragen, dieses christliche Pascha zu feiern. Undd a r u mist die Eucharistiefeier die sonntägliche Osterfeier: Wir feiern in jeder Eucharistie Jesu Tod und Auferstehung, das christliche Pascha, den Übergang vom Tod Jesu am Kreuz über das Grab zur Auferstehung.

 

Wenn wir miteinander Eucharistie feiern, dann ist das nicht einfach eine schöne und hoffnungsvolle Erinnerung an damals, an den Abendmahlssaal und an den Tod am Kreuz und an die Auferstehung am Ostermorgen, sondern wir werden mithineingenommen in dieses Erlösungsgeschehen. Durch unsere Taufe wurden wir mit dem Schicksal Jesu verbunden: Wir wurden mit hineingenommen in die Hingabe Jesu an den Vater. Wir wurden mit ihm mitgekreuzigt, wir wurden mit ihm mitbegraben und sind mit ihm auferstanden. Und jedes Mal, wenn wir Eucharistie feiern, aktualisiert sich Ostern für uns. Natürlich wir werden die endgültige Auferstehung erst im ewigen Ostern erleben. Aber auch jetzt auf Erden wird unser Leben immer wieder verwandelt – vorausgesetzt, dass wir uns verwandeln lassen.

 

Die Hochzeit zu Kana – das Thema unseres diesjährigen Weges der Umkehr, Buße und Versöhnung ist ja im tiefsten ein ganz eucharistisches Thema: Es geht ja nicht nur um die Verwandlung von Brot und Wein in den Leib und Blut Jesu Christi, sondern es geht darum, dass durch die Eucharistie wir selber verwandelt werden, dass unser alltägliches Wasser des Lebens in den Wein der Lebensfülle verwandelt wird. Die sechs Wasserkrüge von Kana verweisen auf den siebten Krug, auf den österlichen Krug, ja man könnte auch sagen: auf den eucharistischen Krug.

 

Es ist wie ein Dialog mit Gott: Wir stimmen mit Jesus ein in die Hingabe an Gott, wir versuchen, unser Leben mit Gott zu leben, unsere Liebe zu ihm im Leben sichtbar zu machen und er verwandelt uns, macht uns neu, lässt uns nach den Karfreitagen unseres Lebens immer wieder den Ostermorgen erleben.

 

Tut dies zu meinem Gedächtnis! sagt Jesus nach dem Kelchwort. Der heutige Gründonnerstag ist so etwas wie die Einladung, ja sogar die Aufforderung Sonntag für Sonntag Jesu Tod und Auferstehung zu feiern und für uns und an uns gegenwärtig werden zu lassen.

 

Liebe Pfarrgemeinde! Ich möchte meine eucharistische Betrachtung schließen mit einer Geschichte, die noch einen anderen Aspekt der Eucharistie auf den Punkt bringt:

 

Ein Ehepaar, das sich sehr liebte, wurde im 2. Weltkrieg voneinander getrennt, weil er in den Krieg ziehen musste. Das Getrenntsein tat beiden sehr weh. Als Weihnachten nahte, backte die Frau jene Weihnachtskekse, die ihr Mann besonders gerne hatte und schickte ihm eine Schachtel voll an die Front nach Russland.

 

Der Mann schrieb ihr zurück: Ich freue mich sehr und danke dir. Diese Kekse, die du mit Liebe für mich gebacken hast, haben wirklich gut geschmeckt. Ich konnte deine Liebe nicht nur im Brief lesen, sondern ich konnte sie auch essen. Ich habe deine Liebe gegessen.

 

Eucharistie ist nichts anderes: Wir können Gottes Liebe zu uns essen und heute auch trinken.

11.01.2021, Pfr. Hubert Lenz, 21.03.2007

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