Erntedank - Element Wasser
Die Ökumenische Versammlung in Graz (1997) hat einen jährlichen "Tag der Schöpfung" empfohlen. Das Erntedankfest 2002 könnte anlässlich des Katastrophensommers das Element "Wasser" in seiner menschlichen wie religiösen Dimension als Akzent des Schöpfungsdankes in die Gestaltung des Erntedankfestes einbeziehen.
In den Festschmuck kann man Glaskrüge mit Wasser einbinden. Wird am Ende der Feier Wasser gereicht, wird man dieses sichtbar bereit stellen, etwa bei der Erntekrone oder beim Altar- und Amboschmuck. Mancherorts wird es auch möglich sein, Fließwasser zu richten (etwa über einen Stein fließend). Bei all diesen Akzenten sollen aber nie die zentralen Symbole für die Eucharistiefeier in den Hintergrund gedrängt werden.
Zur Wassermeditation und zum Taufgedächtnis wird am Taufbrunnen oder in einer Schale Wasser gerichtet.
a) Besinnungsimpuls am Beginn mit abschließendem Taufgedächtnis
Variante:
Beim Vortragen des Textes könnten zwei Kinder zum jeweiligen Wasser-Stichwort (Steter Kreislauf, gebraucht, missbraucht ...) Wasser in die Schale gießen. Der/Die SprecherIn hält dabei kurz inne.
Wasser - steter Kreislauf
Regen - Quelle - Bach - Fluss - Strom - Meer - Wolken /
Wasser - gebraucht
Lebensmittel - Reinigungsmittel - Heilmittel - Erfrischung und Erholung schenkend /
Wasser - missbraucht
Verschmutzt - vergiftet - getötet - todbringend /
Wasser - genutzt
Transportweg - Transportmittel - gestaut und über Turbinen geleitet, umgewandelte Ernergie /
Wasser - gefürchtet
Zerstörerische Gewalten - todbringende Flut /
Wasser - Reichtum bei uns:
täglich - selbstverständlich - verfügbar fast unbegrenzt - sorglos verschwendet /
Wasser - Mangel in anderen Ländern:
streng bemessen, kostbar, jeder Tropfen geachtet - zu wenig /
Wasser - Lebensstoff
Grundlage allen Lebens.
(Johanna Eisner 1997; leicht bearbeitet)
Überleitung zum sonntägl. Taufgedächtnis (vgl. auch Messbuch S. 1171):
Liebe Schwestern und Brüder. Auch wenn wir heuer besonders die zerstörerische Kraft des Wassers erleben mussten ? tagtäglich ist für uns das Wasser das Lebensmittel schlechthin. Bei der Taufe wird gerade deshalb Wasser verwendet. Denn kein anderes Element verweist so deutlich auf den tiefsten Sinn der Taufe. Gott ist für uns der Lebensspender. Das Wasser erinnert uns: In der Taufe hat uns Gott als seine geliebten Kinder angenommen. Wir sind seine Töchter und Söhne und dürfen ihn Vater und Mutter nennen. Aus seiner Liebe leben wir Tag für Tag. So ist er auch die Mitte unsres Erntedankes.
Segnung des Wassers
Beten wir zu Gott und bitten wir um seinen Segen für dieses Wasser:
Gütiger Gott, wir preisen dich, du Quelle des Lebens. Wir danken dir für das Wasser.
Segne dieses Wasser, dass es uns zum Zeichen des Heils werde. Bestärke, was du in der Taufe in uns gewirkt hast, und erneuere in uns deine Gaben: die Kraft zum Glauben, die Kraft zur Hoffnung und die Kraft zur Liebe.
Darum bitten wir mit Christus, unseren Herrn.
A: Amen.
Besprengung der Gemeinde / Begleitgesang
Gloria und Tagesgebet
Wort Gottes: Joh 2,1-11 Die Hochzeit zu Kana
Stichworte:
"Sie haben keinen Wein mehr!" , sagt Maria zu Jesus im Evangelium von der Geschichte der Hochzeit zu Kana und weist damit auf einen akuten Notstand hin.
?Sie haben keinen Wein mehr? - das ist eine treffende Umschreibung für die Lebenssituation vieler Menschen. Sie sind müde, leer und enttäuscht vom Leben, der "Wein" des Festes des Lebens ist ihnen ausgegangen. Durch das Hochwasser haben viele Mitmenschen diese Leere handfest, lebensbedrohend - materiell wie psychisch - erleben müssen. Aber nicht nur diese von der Flut Betroffenen. Wir alle sind immer wieder auf der Suche nach dem, was dem Leben wieder Sinn und Erfüllung geben könnte.
"Füllt die Wasserkrüge mit Wasser !", sagt Jesus, "und sie füllten sie bis obenhin". Und er verwandelte das Wasser in den köstlichen Wein.
Jesus verwandelt - dort wo er eingeladen wird - das Wasser unseres Lebens (Alltäglichkeit, Schmerzen, Misserfolge, Enttäuschungen, Sorgen, Krankheiten, Verletzungen usw.) in den besten und überfließenden Wein.
Er schenkt die Fülle. Und dabei wird alles, was wir haben und bringen können nicht weggewischt, sondern aufgenommen und in eine neue Qualität verwandelt:
Wasser in Wein,
Sterben in Leben,
Zerstörte Natur in blühende Gärten,
Mangel in Fülle.
Fürbitten:
In den Fürbitten wendet sich die Gemeinde vor allem für jene an Gott, die heuer unter den Wasserfluten zu leiden hatten.
...
- Wir bitten für die Menschen in unserem Land, die durch das Hochwasser die Lebensgrundlage verloren haben: durch den Verlust des Arbeitsplatzes; durch die Verwüstung landwirtschaftlicher Flächen oder die Zerstörung von Betrieben; durch Verlust von Hab und Gut. ? Wir lassen in kurzer Stille Bilder des Sommers in uns aufsteigen.
Es folgt der gesprochene oder gesungene Ruf: V: Christus, höre uns. A Christus, erhöre uns.
- Wir bitten für die vielen Menschen, denen durch die Flut Schmerzen zugefügt wurden, die tief in die Seele reichen. (Stille - Ruf)
- Wir beten für die tausenden von Helferinnen und Helfern, die in der Stunde der Not den Flutopfern zur Seite gestanden sind.
- Wir schauen am heutigen Dankfest auch über unser Land hinaus; wir bitten für die vielen Millionen von Menschen, die zu wenig zum Trinken haben; für die Abermillionen, denen schlechtes Trinkwasser Krankheit und Tod bringt.
- ...
Gabenbereitung:
Bei der Gabenprozession werden Brot, Wein und auch Wasser in ansprechenden Gefäßen gebracht. Das meist leise gesprochene Gebet zur Mischung von Wasser und Wein kann erweitert und gemeinsam mit den anderen Lobgebeten laut gesprochen werden (unter Verwendung einen gesungenen Rufes). Die Mischung soll gut wahrnehmbar sein.
Gepriesen bist du, Herr, unser Gott, Schöpfer der Welt. Du schenkst uns das Wasser, Gabe der Erde und Zeichen menschlichen Lebens. Vermischt mit Wein wird uns dieser Trank zum heiligen Zeichen. Wir bringen diesen Kelch vor dich, damit er uns verbinde mit dem göttlichen Leben Christi.
Zeichen zur Sendung (Entlassung):
a) Den Mitfeiernden wird bei den Ausgängen reines Wasser in Bechern zum Trinken gereicht. Vor dem Schlusssegen gibt der Gottesdienstleiter (Gdl) einen geistlichen Hinweis auf dieses sinnliche Zeichen (siehe Meditation am Beginn, christl. Deutung, alltagsprägendes Element; trinken ? spüren ? bedenken ? danken ...) Es kann auch ein Besinnungstext mitgegeben werden (siehe unten).
b) Beim Hinausgehen aus der Kirche kann die Gemeinde mit dem Wasser körperlich in Berührung kommen. Vor allen Ausgängen wird in Schalen Wasser dargeboten. Die Form, wie die Leute diese Berührung mit dem Wasser machen wollen, bleibt derem per-sönlichen spirituellen Stil überlassen (Kreuzzeichen, Finger benetzen, ...).
Unmittelbar nach dem Segen geben Gdl und AssistenInnen aus dem Taufbecken / einer großen Wasserschale Wasser in kleine Schalen. Anschließend begeben sie sich zu den Ausgängen, um den GottesdienstteilnehmerInnen Wasser zu reichen.
Wassertext zum Mitgeben, z. B.:
Das Gleichnis des Wassers
Gott, ich danke dir für das Wasser, das sich in den Flüssen bewegt, durch den Wald fließt, die Felder befruchtet, überall Leben bringt. Ich will sein wie dieses Wasser.
Gott, ich danke dir für das Wasser, das den Schmutz abwäscht und den Menschen Hoffnung gibt auf neues Leben. Ich will sein wie dieses Wasser.
Gott, ich danke dir für das Wasser, das die vielen Boote trägt mit den Menschen und ihren Lasten, um die Fahrt durchs Leben zu erleichtern. Ich will sein wie dieses Wasser.
Gott, ich danke dir für das Wasser, das die Familien am Tisch zusammen führt, damit sie gemeinsam Freud und Leid teilen. Ich will sein wie dieses Wasser.
Gott, ich danke dir für das Wasser, das der Richtung folgt, die du ihm gewiesen hast, um in der Welt deinen Auftrag zu erfüllen: den Menschen zu helfen. Ich will sein wie dieses Wasser.
Gott, ich danke dir für das Wasser, das in Verbindung mit allen Meeren steht und uns lehrt, alle Menschen anzunehmen als Schwestern und Brüder, als Kinder deiner Liebe. Ich will sein wie dieses Wasser.
(Nach einem Gebet aus Asien)