Maria, kostbare Blume im Garten Gottes
Begr. und Einf.:
Der Monat Mai gilt als schönster Monat des Jahres. Nach einem kalten und trüben Winter scheint die Sonne wieder. Sie wärmt die Erde, aus der Pflanzen und Blumen sprossen. Die Vögel singen ihr helles Lied.
Die Menschen haben diesen schönen Monat Mai der Gottesmutter Maria geweiht, die sie auch als schöne Frau verehren. In das Lob der Natur und der Menschen wollen wir heute mit unserer Maiandacht hier in der Waldkapelle einstimmen und beginnen im Namen des Vaters + und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Lied: Maria, Maienkönigin …
Gebet:
Maria, du bist eine kostbare Blume im Garten Gottes. Die Künstler und Maler werden nicht müde, die ganze Schöpfung zu bemühen, um das im Bild einzufangen, was uns in dir blüht.
Du teilst mit uns die Not des Reifens und die Freude des Aufbrechens. Du trinkst mit uns aus der Quelle des Lebens und sonnst dich mit uns in Gottes Licht. Du blühst uns und ihm. Dein Sohn ist die kostbarste Frucht, die aus einem Garten je hervorgegangen ist. Deshalb bitten wir dich: Sei du unsere Fürsprecherin, damit wir aufblühen, Gott zu Ehren und dir zur Freude.
Lied: Maria, dich lieben …
Lesung: (nach Jes 61, 10-11)
Die Worte des Propheten Jesaja wollen wir als Loblied Mariens hören:
Ich freue mich innig im Herrn.
Meine Seele frohlockt in Gott.
Er hat mich festlich geschmückt.
Wie die Erde ihre Gewächse hervorbringt, wie im Garten der Samen keimt, so lässt Gott aus mir Jubel hervorbrechen und wird durch mich die Hoffnung aller Menschen erfüllen.
Betrachtung:
Das sind zwar nicht die Worte Mariens. Sie kannte aber sicher diese Worte. Sie hätte sie auch sagen können. Denn wie im Mai die Erde Pflanzen und Blumen hervorbringt und die Zeit der Kälte und der kahlen Erde vorbei ist, so wird aus Maria der Sohn Gottes geboren. Vorbei ist seitdem die Zeit des Wartens. Mit Jesus beginnt eine neue Zeit. Wir können sie - wie den Monat Mai - die helle, farbige, fruchtbare Zeit Gottes nennen. Durch die Erwählung Mariens und durch die Geburt ihres göttlichen Sohnes hat die neue Zeit Gottes begonnen. Worauf unzählige Menschen bis dahin gehofft und gewartet haben, hat sich durch Maria in Jesus erfüllt: Die Zeit Gottes bricht an. Das Reich Gottes beginnt. Deshalb wollen wir Gott danken und Maria loben. Sie hat uns - wie der Mai - eine Blume gebracht, einen Samen keimen lassen, womit der Prophet Jesaja ihren Sohn meint.
Lied: Eine Frau hat Gott erwählt …
Geschichte:
Die kleinen, freundlichen Gänseblümchen
In einem Garten wuchsen die herrlichsten Blumen: Rosen, Lilien, Rittersporn und Sonnenblumen. Alle Leute, die vorbeikamen, blieben stehen und bewunderten sie. Da wurden die Blumen eingebildet und hochnäsig, und oft stritten sie miteinander, wer die Beste unter ihnen sei. Dann prahlte jede mit ihren Vorzügen, die Rose mit ihrer Schönheit, der Rittersporn mit der Farbe seiner Blüten, die Lilie mit ihrem Duft und die Sonnenblume mit ihrer Größe.
Hinten am Zaun wuchsen die Gänseblümchen. Sie waren so klein und unscheinbar, dass niemand sie beachtete. Manchmal waren sie traurig, dass alle über sie hinwegsahen.
Eines Tages kam ein Kind in den Garten. Das wollte Blumen für seine kranke Mutter pflücken. Es dachte nämlich: "Ich will ihr eine Freude machen, dann wird sie gewiss schneller gesund."
Also stand es nun da und wollte eine Rose abbrechen. Aber die streckte ihm viele spitze Dornen entgegen und rief: "Was fällt dir ein? Ich will nicht in einem Krankenzimmer verwelken. Ich bin die Königin der Blumen!" "Ich will auch nicht gepflückt werden!", sagte der Rittersporn und machte seinen Stängel ganz steif. Die Sonnenblume reckte sich zu ihrer ganzen Größe auf, das konnte das Kind sie nicht brechen. Und die Lilie stieß einen so betäubenden Duft aus, dass es erschrocken weiterlief.
Da sah es die Gänseblümchen am Zaun. Es bückte sich zu ihnen hinunter und fragte sie: "Darf ich euch pflücken?". Die Gänseblümchen bogen dem Kind freundlich ihre Stängel entgegen. Und das Kind brach sie ab und trug sie nach Hause zur Mama ans Bett. Diese schaute sie mit großen Augen an und wurde ganz froh.
Deutung:
Ein Kind will für seine kranke Mutter einen Blumenstrauß pflücken. Aber alle großen Blumen wie Sonnenblume, Rittersporn, Lilie usw. lehnen ab: "Nein, im Krankenzimmer verwelken, das wollen wir nicht!" Da wendet sich das Kind an die unscheinbaren kleinen, freundlichen Gänseblümchen; sie sind bereit, der Kranken eine Freude zu machen.
Nicht an der "Größe" und Schönheit, Klugheit und Leistung darf ich Menschen messen, sondern an ihrer Bereitschaft zum Dienen. Hier war und ist uns auch und vor allem Maria ein Vorbild. Sie hat uns das vorgelebt.
Maria wird oft mit einer Blume verglichen: Sie war fest eingewurzelt in den Glauben ihres Volkes. Die Liebe Gottes war die Sonne, der sie sich zuwendete. Die Gnade Gottes war der Regen, der ihr Kraft gab und sie wachsen ließ. Der Hl. Geist fand sie offen und bereit, und so konnte er in ihr Wunderbares wirken.
Betrachten wir nochmals die Gänseblümchen:
- Welche Widerstandskraft hat ein zartes Gänseblümchen! Im Frühling blüht es mit den allerersten Blumen, im Herbst bis in den Schnee hinein!
- Sie verändern die Welt - unscheinbar und still - an einer kleinen Stelle: Sie verschönern den eintönigen Rasen mit ihren tausend Sternenaugen.
- Fleißig sind sie: Kaum ist der Rasen gemäht, lachen die frischen Blüten uns schon wieder an.
- Im Mittelalter war das Gänseblümchen die Blume der Liebenden und ein Mariensymbol. Als Heilkraut gegen vielerlei Leiden ist es auch heute wieder entdeckt.
- Der kleine gelbe Blütenboden erinnert uns an die Sonne (= Gott), von der das Gänseblümchen seine Kraft zum Blühen nimmt.
- Das Gänseblümchen als Symbol für den älteren Menschen: Sie sind schon an den Rand gedrängt, aber unscheinbar, still und fleißig dienen noch viele im Alter an einer kleinen Stelle und bereichern die Gemeinschaft im Dorf oder in der Stadt.
Wenn wir nun bedenken, was wir über Maria wissen, wie wir sie kennen, dann brauchen wir uns gewiss nicht scheuen, sie auch mit diesen "kleinen" Blumen der Schöpfung zu ehren.
Alle Kinder werden nun eingeladen, nach vorne zu kommen und Gänseblümchen zum Marienbild zu bringen! Währenddessen wird das nächste Lied gesungen.
Lied: Mit Blumen und Blüten …
Bittgebet:
Guter Gott, nicht nur Maria, auch wir selbst können uns vergleichen mit einer Blume, die im Garten Gottes wächst:
In der Taufe wurden wir eingepflanzt in die Kirche. Lass uns aus diesem Boden Nahrung ziehen für unser Leben und unseren Glauben.
Die Sonne der Liebe Gottes scheint auch in unserem Leben. Lass uns auf diese Sonne aufmerksam werden, dass wir uns ihr zuwenden.
Die Gnade Gottes hat auch uns viele Gaben und Fähigkeiten geschenkt. Lass sie uns als Hilfe nutzen, gut zu leben, wie der Regen der Blume hilft zu wachsen.
Der Hl.Geist wirkt auch in unserem Leben. Er spricht mit leiser Stimme zu unseren Herzen. Hilf uns dabei, zu erkennen, dass er uns antreibt, Gott zu lieben und die Menschen zu lieben.
Lass uns alle auf die Fürsprache Mariens hin zu schönen Blumen im Garten Gottes werden. Amen.
Vater unser
Schlussgebet:
Guter Gott, in der Taufe sind wir deine Kinder geworden und haben Anteil am ewigen Leben im Himmel erhalten. Dein Sohn Jesus hat uns gezeigt: Du liebst uns. Und die Farbenpracht des Frühlings, die Blumen sagen uns, das Leben ist schön. Die Blumen und die ganze Schöpfung sind Zeugen für dich, den Schöpfer und deine Liebe. Du willst, dass wir sie achten und für sie sorgen.
Maria, die Mutter deines Sohnes, wurde von dir mit der Krone des ewigen Lebens gekrönt. Auf ihre Fürsprache hin führe und begleite uns auf unserem Weg. Amen.
Segen
Schlusslied: Segne du, Maria …