Heil werden an den Wurzeln / Bußgd z Firmung
Zur Vorbereitung: kleine Wurzel für jeden Tln., sowie eine große Wurzel im Altarraum
Begrüßung:
Der Baum ist das Symbol der Firmung 2002. Immer schon haben Menschen im Baum ein Gleichnis für ihr eigenes Leben gesehen. Heute möchte ich einen Vergleichspunkt herausgreifen, der Mensch und Baum verbindet. Es sind dies die Wurzeln. Jene meist unsichtbaren Teile, die uns halten und die uns Kraft zum Leben geben. Zwei Bilder möchte ich ihnen zeigen, die uns vor Augen führen, wie der Mensch im Leben verwurzelt ist:
1. Bild: Embryo: Der Mensch von Anfang ein „Wurzelwesen“: Ohne Wurzeln kein Leben. Jede Familie ist der Boden, auf dem ein Mensch Wurzeln schlägt.
2. Bild: Nervenzellen: Unser ganzer Körper ist von einem Wurzelwerk an Nervenzellen miteinander verbunden. Sie alle stehen miteinander in geheimnisvoller Verbindung und die Zahl der Kombinationen ihrer Interaktionen ist mehr als astronomisch. Wurzeln sind Zeichen unserer tiefen Sehnsucht nach Sicherheit und Geborgenheit wie es im folgenden Lied zum Ausdruck kommt.
Lied: Meine engen Grenzen (Liederbuch "Du wirst ein Segen sein,Nr.132 oder Liederquelle S. 222)
Hinführung:
Ein Sprichwort sagt: „Man muss das Übel an der Wurzel packen um es zu beseitigen.“ Ein anderes sagt: „Nur aus einer gesunden Wurzel, wächst ein gesunder Baum.“ Und die Bibel schließlich sagt: „Die Wurzel aller Pläne ist das Herz.“
Wir haben uns hier versammelt, um einen Blick in das Wurzelwerk unseres Lebens zu werfen. Einmal unter die Oberfläche zu schauen und zu sehen und zu spüren, was es da in uns an Gutem, Gesundem aber auch an Schlechtem und Krankem gibt.
Als Christen sollen wir „radikal“ leben im ursprünglichen Sinn dieses Wortes: es leitet sich vom lat. „Radix“ ab, was nichts anderes als Wurzel heißt. Christen schauen also immer wieder auf ihre Wurzeln um zu sehen, wo etwas faul ist, aber auch um neue Kraft zu schöpfen aus dem Urgrund der Liebe Gottes.
Genau diese Liebe Gottes ist es, die uns an der Wurzel heil und gesund macht. Wir brauchen vor dieser „Wurzelbehandlung“ also keine Angst haben, denn Gott handelt an uns als barmherziger und versöhnender Vater/Mutter.
Das Ergebnis oder Die „Frucht“ dieser Wurzelbehandlung ist ein tiefer innerer Friede, wenn du dich ehrlich und offen darauf einlässt. Ich wünsche dir, dass es dir gelingt.
Gebet:
Herr, unser Gott. Du rufst uns auf, radikal zu leben. Dazu gehört die Bereitschaft, ungeschminkt auf das zu schauen, was in uns ist. Gib uns jetzt den Mut dazu und sei jetzt in unserer Mitte. Erleuchte unsere Tiefen mit deinem Heiligen Geist, damit wir sehen, was in uns ist und annehmen wie es um uns steht. Denn: Nur was angenommen ist, kann geheilt werden. Darum bitten wir durch Christus unseren Herrn.
Besinnung:
A: Es gibt Therapeuten – Menschenheiler – die sagen:
Der im allgemeinen unheile Mensch ist nur zu heilen, wenn man bei seinen Wurzeln anfängt.
Man muss zurückkehren zu den Wurzeln und versuchen, versäumtes nachzuholen.
Man müsse all die für das Wachsen des Menschen notwendigen und versäumten zärtlichen Berührungen, Liebkosungen und Umarmungen nachholen.
Ebenso müsse man all die für eine gesunde Entwicklung des Selbstwertgefühls notwendigen und versäumten aufmunternden, ermutigenden, lobenden Worte nachholen.
Man müsse alles versäumte Lächeln, alle vertrauensvollen Blicke, alle freundlichen Gesten mit viel zarter Phantasie nachholen, die ein Mensch in seiner Säuglings- und Kinderzeit entbehren musste.
Nur im Nachholen all der versäumten Zeit der liebenden Zuwendung kann der unheile Mensch heil werden. Das sei der Weg der Menschwerdung aus einer Wurzel zart – sagen die Therapeuten.
+ Konnten sich meine Wurzeln in der Kindheit entfalten? Wofür kann/darf ich meinen Eltern danken? Gibt es etwas, wo ich spüre, da habe ich zu wenig bekommen, da ist „Nachholbedaf“? Bin ich bereit, meine Eltern zu verstehen und ihnen zu verzeihen?
+Was hindert/e mich, meinen Kindern die notwendige Zuwendung und Aufmerksamkeit zu schenken (Berufsstress, Hausbau, Vereine,...)? Was gibt mir selbst im Leben Halt, das ich den Kindern mit auf dem Weg ins Leben geben möchte? Was war das größte Versäumnis in meinen Augen und welche Möglichkeiten zum Nachholen gibt es?
+ Täglich begegnen uns Menschen, deren Kindheitswurzeln verletzt und krank sind. Denke ich daran, dass sie vielleicht gerade deshalb „schwierige Typen“ sind? Bin ich bereit, das mir Mögliche (ein freundlicher Blick, ein Lächeln, ein kleines Lob,..) an ihnen nachzuholen?
B: Hören wir nun eine Geschichte:
Ein Mensch konnte nichts Schönes und Gesundes sehen. Als er in einer Oase
einen jungen Palmbaum im besten Wuchs fand, nahm er einen schweren Stein und legte ihn der jungen Palme mitten in die Krone. Mit einem hämischen Lachen ging er weiter. Aber die Palme versuchte, die Last abzuwerfen. Sie schüttelte und bog sich. Vergebens. Sie krallte sich tiefer in den Boden, bis ihre Wurzeln verborgene Wasseradern erreichten. Diese Kraft aus der Tiefe und die Sonnenglut aus der Höhe machten sie zu einer königlichen Palme, die auch den Stein hochstemmen konnte. Nach Jahren kam der Mann wieder, um sich an dem Krüppelbaum zu erfreuen. Da senkte die kräftigste Palme ihre Krone, zeigte den Stein und sagte: "Ich muss dir danken. Deine Last hat mich stark gemacht!"
+ Bin ich manchmal wie der Mensch in der Geschichte, der anderen unnötige Lasten auflegt? Fühle ich mich nur stark, wenn ich andere schwach oder lächerlich machen kann?
+ Bin ich bereit Lasten, die sich nicht abschütteln lassen als Herausforderung anzunehmen und mit ihnen leben zu lernen oder neige ich dazu, vorschnell aufzugeben, es erst gar nicht zu versuchen?
+ In schweren Zeiten und Belastungen ist es wichtig, sich der Sonne Gottes und der Quelle des Lebens zuzuwenden um nicht einzugehen. Suche ich immer wieder Kraft aus dem Glauben und vertraue ich dem Wort Jesu, der sagt: Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich will euch Ruhe verschaffen.“?
C: Wie wir in der Einleitung gehört haben, sagt die Bibel, dass das Herz die Wurzel all unserer Pläne ist. Also kommt es darauf an, was in unserm Herzen ist, wie es da innen in uns aussieht. Im Grunde sind es zwei Wurzeltriebe, die darin um die Vorherrschaft kämpfen: zum einen die Wurzel der Habsucht aus der viel Übel, viel Böses und nicht selten der Tod kommt. Zum anderen ist es die Wurzel der Gottesliebe, aus der viel Gutes, viel Wahres und immer das Leben kommt. Der Apostel Paulus schreibt: „Nicht wenige, die der Habsucht, der Gier nach Geld verfielen, sind vom Glauben abgeirrt und haben sich selbst aufgespießt.“ Und im Buch der Weisheit lesen wir: „Es ist vollendete Gerechtigkeit, dich, Gott, zu lieben und zu verstehen; und deine Stärke zu kennen, ist die Wurzel der Unsterblichkeit.“
+ Welche dieser beiden Wurzeln soll mein Leben bestimmen? Suche ich mein Glück und mein Heil in Besitz- und Geldvermehrung? Welche menschlichen Werte muss ich dafür opfern? Schaue ich neidvoll auf andere, die sich mehr kaufen können? Lass ich mich blenden vom oberflächlichen Schein unserer Konsumwelt?
+ Wie sieht es mit meiner Gottesbeziehung aus? Nehme ich mir Zeit für Gebet und Gottesdienst, um Gottes Liebe zu mir zu erfahren? Bin ich bereit mich im Glauben weiterzubilden, wie dies auch im Beruf erforderlich ist, oder laufe ich immer noch mit „religiösen Kinderschuhen“ herum? Will ich auf die Stärke Gottes vertrauen und mich zu einem Leben mit Tiefgang entscheiden?
Evangelium:
Bevor wir nun mit unserer „persönlich aufgeladenen Wurzel“ nach vorne kommen, wollen wir hören, wie Jesus mit uns, den oft unfruchtbaren Bäumen umgehen will: (Stehen wir dazu auf)
Aus dem hl. Evangelium nach Lukas:
Jesus erzählte ihnen dieses Gleichnis: Ein Mann hatte in seinem Weinberg einen Feigenbaum, und als er kam und nachsah, ob er Früchte trägt, fand er keine. Da sagte er zu seinem Weingärtner: „Jetzt komme ich schon drei Jahre und sehe nach, ob dieser Feigenbaum Früchte trägt und finde nichts. Hau ihn um! Was soll er weiter dem Boden seine Kraft nehmen? Der Weingärtner erwiderte: „Herr, lass ihn dieses Jahr noch stehen, ich will den Boden um ihn herum aufgraben und düngen. Vielleicht trägt er doch noch Früchte; wenn nicht, dann lass ihn umhauen.“
Deutung:
Diese Geschichte bringt die Geduld und Sorge Gottes um uns zum Ausdruck: Gott selbst ist hier der Weingärtner, der uns nicht aufgibt, der für uns eintritt, wenn andere sagen: es hat keinen Sinn; aus dem/der wird nie etwas; ein hoffnungsloser Fall; usw.
Nein, sagt Gott, dieser Mensch braucht zuerst eine Wurzelbehandlung. Man muss das Umfeld, in dem er steht auflockern und ihm neue Kraftmittel zuführen, so wie wir im ersten Text gehört haben. Wenn wir uns von Gott so behandeln lassen, dann besteht immer wieder neu die Hoffnung, dass unser Leben gute Früchte bringt. Der Glaube und das Vertrauen in einen Gott, der uns väterlich/mütterlich liebt, kann vieles heil machen, was durch andere an uns versäumt wurde und immer noch versäumt wird.
Bekenntnis:
Als Zeichen unserer Umkehr- und Versöhnungsbereitschaft tragen wir nun unsere persönlichen Wurzeln nach vorne und legen sie in diese Schale. Dann legt dir der Priester die Hände auf und spricht dir die Vergebung Gottes zu.
Als Zeichen des versöhnten Neuanfangs wird dir dann eine Frucht überreicht, die du in den nächsten Tagen zuhause in einer stillen Zeit essen und bedenken sollst.
Vergebungsbitte:
Wir werden dann draußen diese Wurzeln entzünden, einerseits zum Zeichen, dass unser Schuld vernichtet ist, anderseits aber zum Zeichen des Dankes für alles Positive, das wir in unseren Wurzeln gefunden haben.
Vater unser: singen
Friedensgruß:
Manchmal spüren und sagen wir: „Ein tiefer Frieden erfüllt mich“. Das ist ein positives Zeichen, dass wir in unseren Wurzeln heil sind. Wünschen wir nun einander diesen Frieden.
Segen:
Wir wollen nun um den Segen Gottes für unseren Alltag bitten:
Gott, du hast uns gepflanzt, als Bäume, die Frucht tragen sollen.
Gott, wir haben gehört, du bist ein Gott, der Geduld hat, der warten kann,
ob der Baum unseres Lebens Frucht ansetzt.
Gott, mach deine Kirche durch uns zu einem Baum des Lebens, in dessen Schatten die Menschen sich wohlfühlen, unter dem sie miteinander reden und das Leben teilen.
Gott, gib uns den Geist Jesu, damit wir wirklich CHRIST-BÄUME werden; die immer dann Gaben spenden, wenn ein Mensch in Not auf uns zukommt.