Predigt zum PGR-Abschluss
Die Predigt von Pfarrer Rudi Wolfsberger lässt sich gut adaptieren für ähnliche Situationen, wie etwa für den Abschlussgottesdienst des pfarrlichen Arbeitsjahres.
Schriftlesungen vom 3.Sonntag/A: 1 Kor 10-13.17; Mt 4,12-17
So ist mit diesem Gottesdienst ein Ende einer fünfjährigen Arbeitszeit im Dienst an der Pfarrgemeinde Hartkirchen gekommen: ein Anlass für uns alle, einander Dank zu sagen und dem Dank zu sagen, der uns in seinen Dienst gerufen hat.
Dabei halten wir Ausschau nach dem aufbauenden Wort Gottes und orientieren uns auch heute am Wort der Bibel:
In der Christengemeinde von Korinth gab es neben dem Miteinander auch Spaltungen, Gruppen und Grüppchen, die sich auf verschiedene Verkünder eingeschworen hatten: Persönlichkeitskult wurde betrieben.
Fast ähnlich klingt es auch in unseren Tagen, wenn in der einen oder anderen Pfarre oder Diözese Menschen mit ihren Priestern oder Bischöfen nicht zurecht kommen; Spaltungen, einander Ausspielen, das gab es immer und überall.
Ich darf heute an dieser Stelle mit großer Dankbarkeit sagen: wir haben uns ehrlich bemüht, trotz so mancher Verschiedenheiten fair miteinander umzugehen: es gab kein Ausspielen. Denn wir alle haben eines kapiert und versucht danach zu leben: nicht vom persönlichen Charisma eines Priesters, eines Predigers, auch nicht von seinem Charme und Talent lebt eine Gemeinschaft, sondern aus der Kraft des Herrn Jesus Christus, der in jedem seiner Glieder wohnt und wirkt. Ich bin dankbar, dass ihr mich wirken und werken lasst, und ich bin dankbar, dass ihr mich dabei nicht auf ein Stockerl stellt, sondern sein lasst, wer ich bin: ein Christ mitten unter euch, mit einer Aufgabe betraut: diese Gemeinschaft in ihrer bunten Vielfalt zu begleiten und zu Jesus Christus zu führen.
Diese Aufgabe der Leitung durch Begleitung konnte ich zu keiner Zeit allein wahrnehmen. Da waren und sind die vielen Leiterinnen und Leiter der Fachausschüsse und Arbeitskreise und Teams mit alle ihren Mitgliedern, da nenne ich die vielen ehrenamtlichen freiwilligen Helferinnen und Helfer, deren Arbeit und Hilfeleistung oft in der Öffentlichkeit nicht aufscheint, da nenne ich die stillen treuen Seelen, die durch ihr Gebet und ihr Beispiel in Arbeit und Beruf oder auch als Pensionisten Zeugnis geben von ihrem Glauben, von ihrer Einstellung zum Leben, zum Mitmenschen und zu Gott.
Da sind die vielen, die jeden Sonntag den Tag des Herrn heiligen durch die Mitfeier der Eucharistie; da sind die vielen, die mit ihren Gaben auch den wirtschaftlichen Rahmen unserer Gemeinschaft mittragen und gewährleisten.
Ich will Euch allen Danke sagen und - wenn ich sage: Vergelt’s Gott, dann wirklich so, wie es das Wort sagt: Gott vergelte es euch. Denn einen fröhlichen Geber hat Gott gern, so heißt es schon in der Bibel. Wer immer in den vergangenen Jahren in irgendeiner Form mitgearbeitet hat, und dies noch dazu mit Freude tun konnte, wird diese Erfahrung heute in Dankbarkeit einbringen können: Ich habe durch mein Tun zu mir selber gefunden, habe durch mein Mitwirken einen inneren Frieden gefunden; ich habe durch mein Engagement hinweisen dürfen, worum es geht: Leben soll gelingen, zu allen Zeiten und bei allen Menschen - und ich durfte dabei mithelfen.
Das Kommen Jesu Christi, wie es im Evangeliumabschnitt skizziert wird, hat diesen Sinn:
Den Menschen, die im Dunkel leben, soll ein Licht aufstrahlen. Und wer ist es denn, der Mitarbeiter an diesem Lichtbringdienst ruft: Jesus selber sagt auch heute noch: HINTER MIR HER. Ich brauche dich, du sollst Menschenfischer sein.
Gott ruft - er ruft so, dass es Menschen verstehen. Niemand kann sich selbst berufen: beispielsweise kann jemand seine Mitarbeit anbieten: immer aber ist es notwendig, dass dieses Angebot auch gehört und angenommen wird. Niemand kann sich also selbst ein Amt geben: nicht der Papst, nicht die Bischöfe, nicht der Priester, nicht die Pfarrgemeinderäte, nicht die Mitarbeiter in der Kinder- und Ju-gendarbeit, nicht die Leute, die karitative Dienste leisten ... usw.
Immer gehört zum Amt, zur Aufgabe, zum Dienst das Gerufensein.
Liebe Pfarrgemeinderäte und Mitarbeiter in den Fachausschüssen! Ihr habt zu eurer Berufung durch die Wahl im Jahr 1997 bzw. durch Nominierung und Kooptierung JA gesagt zu eurer Aufgabe im Dienst der Pfarrgemeinde. Jesus selbst hat euch durch die Zumutung, durch die Wahl oder Ernennung gerufen. Ich danke euch für euer Engagement und euren Einsatz ganz herzlich.
Bitte, bleibt noch - so sagt es ja auch unsere Spielregel - bleibt noch im Amt, bis der neue Pfarrgemeinderat die für die Arbeit notwendigen Ausschüsse und Arbeitskreise installiert hat.
Und bleibt auch bitte mit den euch eigenen Begabungen und Geistesgaben, mit euren Charismen der großen Aufgabe der Pfarrgemeinde treu: vielleicht in einem anderen Ausschuss, einem anderen Arbeitskreis, in einer anderen Aufgabe.
Horcht bitte in den nächsten Wochen in euch hinein: Herr, was willst du, dass ich tun soll? Fragt euch ehrlich, was kann ich und was will ich beitragen zum Gelingen des Lebens für die Mitmenschen hier in unserer Pfarrgemeinde.
Es steht euch, wenn ihr den Ruf Jesu annehmt "Komm, folge mir nach" eine Zeit der inneren Auseinandersetzung bevor. Nehmt euch bitte Zeit zur Stille, zum Nachdenken, zum Gebet, zum Ge-spräch; und noch eines: es hat nichts mit Überheblichkeit zu tun, in sich Nachschau zu halten: was kann ich, welche Begabungen bringe ich mit, und was davon will ich einbringen.
Das Ziel wird sein: wenn viele Menschen ihre Möglichkeiten einbringen und dies mit Freude tun, wächst das, was wir mit dem biblischen Wort Reich Gottes bezeichnen. Es wächst dort nichts mehr, wo Menschen sich ausbluten, sich so verausgaben, dass sie selber eigentlich fast nicht mehr leben können, weil sie sich von ihren oft auch selbstgewählten Aufgaben auffressen lassen: Missmut, Verärgerung wegen jeder Kleinigkeit, Vorwürfe wegen Nichtbedanktwerden, Versäuerung des Klimas, Neid und Missgunst gegenüber anderen, die es anders machen - all dies und noch so manches mehr sind Früchte des falsch verstandenen und falsch gelebten Einsatzes für das Reich Gottes.
Jeder soll das und dann auch nur das tun, wozu er, wozu sie sich von Gott gerufen weiß. Und um da drauf zu kommen, weise ich nochmals eindringlich darauf hin: dazu braucht es Stille, Gebet, Nach-denken und das Gespräch. Und keines dieser Elemente darf z.B. aus Zeitmangel zu kurz kommen.
So bringen wir heute die Früchte unseres Arbeitens und Wirkens ein: wissend, dass vieles gelungen ist und manches unvollkommen geblieben ist, dankbar für das viele Verbindende, und zuversichtlich ausblickend auf die vor uns liegende Zukunft:
Gott selber wird in unserer Mitte sein, wir werden sein Volk sein. Er wird durch uns wirken und wir dürfen mithelfen am Aufbau von Gerechtigkeit, von Wahrhaftigkeit, von Liebe und von Frieden: mithelfen am Aufbau seines Reiches. Amen.