Herr, bleibe bei uns / Impuls z Eucharistiefeier
Die Feier der Eucharistie ist die Mitte christlichen Lebens. Papst Johannes Paul II. hat die Auseinandersetzung und Vertiefung mit der Feier dieses Glaubensgeheimnisses angeregt und dazu auch das Schreiben "Mane nobiscum, Domine - Bleibe bei uns, Herr" den Gläubigen vorgelegt. Ausgehend von der Emmauserzählung und in Weiterführung der päpstlichen Anregungen wollen die folgenden Überlegungen einen Impuls darstellen, die Feier der Eucharistie inhaltlich zu bedenken und zu vertiefen.
Die Erfahrungen der beiden auf dem Weg nach und in Emmaus
Nach den Ereignissen um die Verurteilung und Hinrichtung Jesu verließen zwei aus der Gemeinschaft der Jüngerinnen und Jünger Jerusalem und gingen in ein Dorf namens Emmaus. Lukas beschreibt die beiden als zwei Menschen, die Jesus kennen gelernt haben und mit ihm unterwegs waren. Sie kannten seine Art, den Menschen versöhnend und aufrichtend zu begegnen, zu predigen, sich zu konfrontieren mit den Verantwortlichen seiner Glaubensgemeinschaft usw. Nun war er hingerichtet worden, weil er vom Staat und von Vertretern der Glaubensgemeinschaft als ein Aufwiegler und Gotteslästerer empfunden und bezeichnet wurde und zur scheinbaren Gefahr geworden war.
In ihrer Trauer verlassen die beiden enttäuscht Jerusalem und sprechen unterwegs über die Ereignisse und Erfahrungen in Jerusalem. Indem sie so miteinander sprechen und sich ihre persönliche Eindrücke und Erfahrungen anvertrauen, "gesellt" sich ihnen Jesus zu und geht mit ihnen. Den am Kreuz Getöteten erfahren die beiden als einen Lebenden, der nun in einer neuen Weise mit ihnen geht, der ihnen hilft, die Schriften auszulegen und der schließlich mit ihnen bei Tisch ist, um sich in der Erfahrung des Mahles erfahrbar zu machen. In diesen Begegnungen gehen den beiden die Augen auf und sie erkennen den, der immer schon mit ihnen unterwegs war und damit "Speise für den Pilgerweg ist". So schildert Lukas die Erfahrung, dass Jesus nicht einfach im Tod vergangen ist, sondern dass er über den Tod hinaus lebt. Gott hat ihn in seiner Treue aus dem Tod in sein ewiges Leben geführt. Damit wird die Überzeugung deutlich, dass der "Vater" über den Tod hinaus treu ist und ihn aus dem Dunkel des Todes in sein Licht hinein verherrlicht hat, so wie er alle Menschen in Treue zum ewigen Leben führen will.
Das ist Auferstehungserfahrung. Der Getötete ist in einer neuen Weise gegenwärtig und begleitet die Seinen. Aus dieser Erfahrung erwächst die Bitte: Bleibe bei uns, Herr.
Die ersten Christinnen und Christen versammeln sich, um das Wort Gottes, die Schriften Israels zu lesen und zu bedenken. Sie tun dies in der Art, wie Jesus das getan hat und erfahren dabei seine neue Gegenwart. Sie brechen das Brot miteinander und spüren, dass Christus gegenwärtig ist. Das ist die neue Art seiner Gegenwart als Auferstandener, die ein neues Bewusstsein und eine neue Identität schenkt. Aus beiden erwuchs und lebt die Kirche, die sich gebunden weiß an die Schriften Israels und die Schriften, die aus dieser Verbundenheit entstanden sind, das Neue Testament. Sie weiß sich aber auch gebunden an die Gemeinschaft im Mahl, denn sie bleibt dem Auftrag Jesu treu, sich zu seinem Gedächtnis zu versammeln, um damit ihn selbst als Speise und Trank für das Leben zu empfangen.
Die Sehnsucht nach der Gegenwart des Herrn mit der Bitte "Bleibe bei uns, Herr" steht über dem Jahr der Eucharistie:
Bleibe bei uns, Herr, und führe die Menschen zusammen!
Bleibe bei uns, Herr, und eine versöhnend!
Bleibe bei uns, Herr, und lege uns die Schriften aus!
Bleibe bei uns, Herr, und lehre uns beten!
Bleibe bei uns, Herr, und bereite uns das Mahl!
Bleibe bei uns, Herr, und bete mit uns zum Vater!
Bleibe bei uns, Herr, und gib dich uns zur Speise!
Bleibe bei uns, Herr, und sende uns!
Im Folgenden sollen einzelne Aspekte der Eucharistiefeier angesprochen werden. Dabei kommen unsere Sehnsucht, die Gegenwart Christi als Auferstandener und sein Wirken in unseren Feiern zur Sprache und auch die Art und Weise, wie dies in der Feier "inszeniert" wird.
Bleibe bei uns, Herr, und führe die Menschen zusammen!
Sinn und Aufgabe des Eröffnungsteiles der Eucharistiefeier ist es, dass die Gläubigen zusammenkommen, sich bewusst werden, dass sie eine Gemeinschaft in Christus sind und sich so auf die Begegnung mit Christus in seinem Wort und im Brechen des Brotes vorbereiten.
Beim Einzug zur Eucharistiefeier wird Weihrauch vorangetragen, es folgt das Kreuz begleitet von den Lichtträgern. Das Kreuz ist das Heilszeichen Christi, um den sich die Gläubigen versammeln. Christus ist aus dem Tod erstanden und versammelt nun als der Auferstandene die Menschen um sich. Den, der uns Licht ist auf unserem Weg, bezeichnet das Licht, das mitgetragen wird. Der Weihrauch ehrt den, der als "König" und "Herr" unser Leben prägt und dem wir unsere Ehrbezeugung entgegenbringen. Mitgetragen wird auch das Evangeliar bzw. Lektionar: Christus selbst wird uns die Schriften verstehen helfen und sie in seiner Geistesgegenwart auslegen. Der Zug endet im Altarraum. Der Altar ist das würdevolle Zeichen für Christus, um den sich die Gemeinde versammelt. Daher wird er auch durch den Vorsteher, den Bischof oder den Priester, und dem Diakon mit dem Kuss geehrt. Ein intimes menschliches Zeichen deutet an, wen die feiernde Gemeinde in ihrer Mitte begrüßt und durch wen sie sich versammelt weiß. Der Vorsteher begibt sich an den Priestersitz. Er ist der Ort, an dem deutlich wird, dass er den die Kirche leitenden Christus repräsentiert. Währenddessen wird der Eröffnungsgesang gesungen, in dem wie in einer Ouvertüre der Inhalt der jeweiligen Messfeier erklingt.
Die Gemeinde der Gläubigen ist versammelt; jede und jeder einzelne ist durch die Taufe berufen und berechtigt, die Eucharistie zu feiern. Alle so von Christus Geheiligten sind lebendige Zeichen der Christusgegenwart in der Welt. In dieser Feier kommen sie zusammen, um in Gemeinschaft mit Christus sich stärken und von seinem Wort wieder neu bewegen zu lassen. Das Zusammenkommen der Getauften geschieht daher nicht in Anonymität, sondern kann in der gegenseitigen Wahrnehmung durch einen Gruß oder einen Handschlag geschehen. Es ist gut, sich bewusst in der gegenseitigen Berufung und Lebenssituation zu sehen, zu schätzen und zu fördern. Damit verbunden ist der Wunsch, der Herr möge allen Menschen seine Gegenwart offenbaren und sie zur Gemeinschaft mit ihm zusammenführen.
Bleibe bei uns, Herr, und eine versöhnend!
Nach der Eröffnung der Feier durch den Vorsteher, in der je neu gesagt wird, dass Gottes Gegenwart durch Jesus Christus im Heiligen Geist die Versammlung prägt, folgt der Bußakt. Seit den frühesten Zeugnissen über die Eucharistie wissen wir, dass das Gebet der Versöhnung zum Beginn dieser Feier gehört. Aus dem Alltag mit seinen Herausforderungen und Unbarmherzigkeiten, aber natürlich auch mit den positiven und aufbauenden Erfahrungen kommend, bittet die Gemeinde im Bußakt, dass Christus alle und alles versöhnen möge. Jede und jeder einzelne, aber auch die Gemeinschaft der Versammelten bekennt die eigene Schuld und Unzulänglichkeit Gott gegenüber und einander. Damit begeben sich alle auf dieselbe Stufe vor Gott. Sie wissen sich alle versöhnungsbedürftig. Im Schuldbekenntnis bitten aber auch alle, um die Hilfe der Engel und Heiligen und um die Gebetshilfe aller Anwesenden, damit das neue Bemühen, ein versöhntes Leben zu führen, gelinge. Die Bitte um das Gebet füreinander prägt diesen Akt. Sie ist eine Verpflichtung aller füreinander und solidarisiert in der Erkenntnis, dass Menschen immer aus der versöhnenden Kraft des Miteinanders leben. Wo versöhntes Miteinander stattfindet, blüht das Leben: ein Zeichen der Gottesherrschaft, die Christus unter den Menschen vom Vater her aufrichten will. Die Begegnung mit Christus schenkt Versöhnung, sie ruft aber auch zur Verwirklichung der Versöhnung unter den Menschen. Das ist eine Dynamik, die Christus in unserem Alltag anfachen möchte. Der Vorsteher spricht die Vergebungsbitte aus und macht damit deutlich, dass alle, die im Herzensgebet vor Gott durch Jesus Christus die Sehnsucht nach Versöhnung und Vergebung aussprechen, von ihm auch Vergebung geschenkt bekommen. Wie sehr sich diese Vergebung auf das Leben auswirkt, entscheiden auch die Menschen, die diese Versöhnung in ihren Lebenssituationen zu verwirklichen suchen. Christi Sehnsucht ist es, die Menschen so zu einen und sie als versöhnte Gemeinschaft anzusprechen und durch die Kraft seiner Speise auf den Weg schicken zu können. Das Gloria, der große Hymnus auf den barmherzigen und versöhnenden Gott und das Tagesgebet schließen den Eröffnungsteil ab.
Bis zum Tagesgebet steht die Gemeinde, um ihre vorbereitende Haltung auf das kommende hin auszudrücken und den Eintritt in die verweilende Begegnung mit Christus in seinem Wort zu unterstreichen.
Bleibe bei uns, Herr, und lege uns die Schriften aus!
"Bin gespannt, was der Herr mir heute sagen möchte!" Mit diesem Ausspruch hat ein Jugendlicher einmal seine Motivation zum Ausdruck gebracht, zur sonntäglichen Eucharistie zu gehen. So ist die Grundhaltung ausgedrückt, die die Begegnung mit dem Herrn prägt: offen und erwartungsvoll sich dem Wort Gottes zu nähern, um in den Schriften Israels und der jungen Kirche für heute Orientierung, Impuls und Wegweisung zu erfahren. In den Heiligen Schriften sind die Glaubenszeugnisse der biblischen Zeiten festgehalten, die die Erfahrung mit Gott, mit Christus im Heiligen Geist bezeugen und beschreiben. Sie stiften Gottesbegegnung und Deutung des Lebens aus dem Glauben heute.
Die Lektorin oder der Lektor tritt an das Ambo und trägt als "Sprachrohr" Christi die Lesung vor. Aufmerksam hören die Gläubigen, was Gott selbst seiner Gemeinde zu sagen hat. Der in den Schriften gegenwärtige Herr hilft der Gemeinde zu verstehen. Auch der Vorsteher ist dabei ein Hörender, denn alle sind Hörende des Wortes Gottes. Wer das Wort Gottes auslegt, muss zuerst aufmerksam hören können. Die geschilderten Erfahrungen des Glaubens, die Erkenntnisse im Sinne von Lebensweisheit oder die prophetischen Stimmen der Ermahnung und Aufrüttelung dienen dem Leben und der Gottesbeziehung heute.
Der Antwortpsalm, der in der Regel gesungen wird, ist selbst Wort Gottes und hilft das Gehörte zu vertiefen. Die Antiphon (Refrain) greift einen wichtigen Gedanken der Lesung auf und wird als roter Faden der Meditation immer wieder wiederholt.
So wird der Tisch des Wortes Gottes bereitet und gestaltet. Von ihm sagt das Zweite Vatikanische Konzil, dass die Kirche die Heiligen Schriften immer so verehrt hat wie den Herrenleib selbst. Darin gründet die Verehrung des Wortes Gottes, weil auch darin Kommunion mit Christus sich ereignet. So auch in der zweiten Lesung, die nun folgt und wiederum von einem/r Lektor/in vorgetragen wird. Zu den Lesungen und zum Antwortpsalm sitzen die Gläubigen, um in Ruhe zu hören und zu bedenken.
Wenn der Ruf vor dem Evangelium erklingt, erhebt sich die Gemeinde, weil sie sich auf den Höhepunkt der Wortverkündigung im Evangelium vorbereitet, in dem Leben und Wirken Jesu Christi berichtet werden. Dieser Ruf ist ein Aufmerksamkeitsruf, entnommen zumeist aus dem Evangelium und verbunden mit Aufruf zum Jubel. Er wird stehend vollzogen. Evangeliar, Licht und Weihrauch, welche die Evangeliumsprozession prägen, deuten das Geschehen: Christus, das Licht, spricht als das fleischgewordene Wort, das in die Welt und in die Finsternisse dieser Welt gekommen ist. Ihm gilt die Ehre, die im Weihrauch sichtbar und als Geruch wahrnehmbar wird.
Die Predigt legt das gehörte Wort Gottes aus. Sie erklärt und verdeutlicht einerseits, was in den zeitgebundenen Texten der Heiligen Schrift den Menschen damals wichtig war und aktualisiert diese Erfahrungen und diese Erkenntnisse für das christliche Leben heute. Dabei sitzen die Versammelten wieder, um in Ruhe hören und bedenken zu können.
Bleibe bei uns, Herr, und lehre uns beten!
Die Fürbitten sind nach dem Glaubensbekenntnis, in dem die Gemeinde den Glauben in Erinnerung an die Taufe neuerlich bekräftigt, der Ort, wo sie gemeinsam mit Christus vor den Vater hintreten. Das Fürbittgebet ist durch Christus an den Vater gerichtet. In diesem Gebet werden jene Anliegen ausgesprochen, die sich aus dem Hören des Wortes Gottes und der Begegnung mit Christus in seinem Wort ergeben haben. Daneben soll immer auch für die Kirche in der Welt, für die Verantwortlichen in der Kirche und in der Politik, für die Notleidenden und Kranken sowie für die eigene Pfarrgemeinde mit ihren Anliegen gebetet werden. Der Vorsteher führt in das Gebet ein, der Diakon oder Mitglieder der Gemeinde sprechen die Bitten aus, auf die alle eine verstärkende Gebetsbitte sprechen oder singen können. Das Schlussgebet der Fürbitten spricht der Vorsteher. Durch das Hören des Wortes ist es Christus selbst, der uns das Beten lehrt und im Heiligen Geist, in der Kraft der Beziehung, zeigt, worum wir in rechter Weise beten.
Bleibe bei uns, Herr, und bereite uns das Mahl!
Nach dem Hören des Wortes lädt Christus an den Tisch des Brotes und des Weines. In der Gabenbereitung werden die Gaben, die Speisen für das Mahl gebracht. In diesen Gaben bringen sich die Gläubigen selbst, um die Voraussetzung für die "Wandlung" zu erbringen. Christus will sich in dem dargebrachten Brot und Wein der Gemeinde als Speise zum Leben schenken. Das Gabenlied besingt diese Wirklichkeit und diese Voraussetzung. Jede und jeder legt sich damit selbst mit den von den liturgischen Diensten zum Altar gebrachten Gaben auf den Altar, der von der Liturgie gleichzeitig der himmlische Altar besungen wird, um so Wandlung zu erfahren. Die Gaben und der Altar können mit Weihrauch geehrt werden, damit kommen die Würde der Christen und die Würde Christi zum Ausdruck. Der Vorsteher wird mit Weihrauch bedacht, um zu zeigen, dass er ein Repräsentant Christi in der leitenden Funktion dieser Feier ist; alle Gläubigen werden mit Weihrauch bedacht, um zu zeigen, dass alle Getauften personhafte Zeichen der Christusgegenwart sind. Christen sind Menschen, die den Geruch der Erkenntnis Christi verbreiten (vgl. 2 Kor 2,14). So wird in allem deutlich, dass Christus selbst das Mahl bereitet, auch wenn die Menschen die Voraussetzung dafür schaffen.
Bleibe bei uns, Herr, und bete mit uns zum Vater!
Der Priester lädt zum Eucharistiegebet. Die Gemeinde beteuert dabei, dass sie die Herzen zu Gott erhoben hat und dass der Priester nun in ihrem Namen den großen Lobpreis vor Gott aussprechen soll. Indem der Priester nun im Hochgebet an das Wirken Gottes, des Schöpfers, in Jesus Christus erinnert, an sein letztes Abendmahl und seine Hingabe in den Tod, aber auch um die lebensbegleitende Gegenwart Christi in seiner Kirche, für die Verantwortlichen der Kirche und für alle Gläubigen bittet, wird das Brot und der Wein zum Brot des Lebens und zum Kelch des Segens, ist die Gemeinschaft der an Christus Glaubenden Leib des Herrn, mit Augustinus gesagt: "Empfangt, was ihr seid und werdet, was ihr empfangt: Leib des Herrn!". Zentrale Aussage dieses Gebetes ist die Bitte um den Heiligen Geist, der auf die Versammlung und die Speisen kommen möge, damit beide realisierendes Zeichen der Christuswirklichkeit seien. Christus ist die Speise zum ewigen Leben und Trank der Freude ob dieser Wirklichkeit. Die Gemeinde singt daher auch mit allen Engeln und Heiligen den großen himmlischen Gesang, den Heilig-Ruf, der auf der Erde ebenso erklingen soll wie im Himmel, wo auch die in Christus Geheiligten (die Verstorbenen) und alle Menschen guten Willens mitjubilieren. Im Hochgebet bringt die Versammlung, erfüllt von der Gegenwart des Herrn, je neu ihr Vertrauen zum Ausdruck, dass jede und jeder einzelne, so wie Christus, durch die Treue des Vaters durch den Tod hindurch in die ewige Gemeinschaft mit ihm geführt wird und dass die Kirche dafür ein sichtbares Zeichen in der Welt sei und die Welt in diesem Sinne als Vorwegnahme des Reiches Gottes gestaltet.
Bleibe bei uns, Herr, und gib dich uns zur Speise!
Der Kommunionteil mit dem Vaterunser und der Friedensbitte bereitet auf das Empfangen dieser Speise vor. Es ist Christus selbst, seine Beziehungsgemeinschaft, die im Brot und im Wein gereicht wird. Die Gläubigen empfangen daher mit Würde dieses Geschenk und nehmen es als ein Herzenszuwendung in sich auf. Wer diese Speise isst, hat ewiges Leben, sagt der Evangelist Johannes. Er meint, wer dem Auferstandenen hier und jetzt traut, trägt den in sich, zu dem die Gläubigen unterwegs sind: es ist die Vorwegnahme der endgültigen Gemeinschaft hinter der Schwelle des Todes, am Morgen des ewigen Lebens, die aber schon jetzt angebrochen ist. In der Taufe sind Getaufte mit Christus begraben und mit ihm auferstanden, d. h. sie sind in die Wirklichkeit des ewigen Lebens hineingetauft. Jede Eucharistie bekräftigt diese Wirklichkeit. Wer so erfüllt ist von dieser Wirklichkeit, ist auch gerufen, den Frieden auszustrahlen, den diese Wirklichkeit schenkt.
Der Herr schenkt sich im Zeichen der vollen Gestalt des Mahles. Daher ist es angebracht, die Eucharistie regelmäßig in beiden Gestalten, Brot und Wein, zu reichen. Das gebrochene Brot ist ein Zeichen der Todesgemeinschaft mit Christus, zugleich aber auch ein einendes Zeichen. Christus vereint in dieser Gabe die Menschen aller Völker und Sprachen, aller Rassen und Nationen zur einen Gemeinschaft.
Mit dem Empfangen der Eucharistie, die von den Amtsträgern und den KommunionhelferInnen ausgeteilt wird, ist der Kommuniongesang verbunden, der leider in vielen Gemeinden vernachlässigt wird. Der Kommunionvers greift einen Grundgedanken des Evangeliums oder des Wortes Gottes auf und meditiert diesen mit einen dazu passenden Psalm. So wird deutlich, dass Christus, die Speise des Lebens, zur Verwirklichung des (eben gehörten) Wortes Gottes ruft und befähigt.
Hier wie auch andernorts in der Feier ist es gut, eine entsprechende Stille zu fördern, damit die Feiernden ins Herzensgespräch mit Christus eintreten können. Sie ist der Ort, wo Christus bewegt und zum Handeln anstiftet, aber auch der Ort, wo er in Herzensgemeinschaft die Trauer und Klage, Freude und Zuversicht der Menschen hört. So ist er Speise für den Lebensweg. Dass dem so sei, darum wird im Kommuniongebet/Schlussgebet gebetet.
Bleibe bei uns, Herr, und sende uns!
Wer die Gemeinschaft mit dem Herrn sucht und sich von ihm prägen lässt, wird das Verlangen spüren, sich senden zu lassen. Christus schenkt die Kraft seiner Gegenwart, um in jedem einzelnen Leben heilend und ermutigend anwesend zu sein, aber auch dafür, dass die Menschen untereinander diese Gegenwart erfahren. So kommt Kirche als Gemeinschaft zu ihrer vollen Berufung und Gestalt. Der Segen bzw. das Segensgebet und die Entlassung sind die gottesdienstlichen Elemente, die das bewusst machen und realisieren. Segen ist die Bitte und das Vertrauen auf die bleibende Gegenwart, die in der Feier erfahren wurden. Es ist eine Zuversicht, die je neu ausgesprochen wird. Sie bewirkt, dass das in der Feier Erfahrene nicht im Kirchenraum bleibt, sondern dass Gottes Wort und seine Gemeinschaft zu den Menschen getragen werden. Dadurch wird die Welt heller und von Christus geprägt. Daher ist die Entlassung ein Auftrag: Geht und bringt den Frieden Christi. Dafür dankt die Gemeinde und geht zuversichtlich weg, beim nächsten Gottesdienst, wie der gute Knecht, Rechenschaft dafür geben zu wollen und zu können.