entflammt - Textbausteine zum Florianjahr 2004
Floriangebet
Lebendiger Gott,
Deine Nähe, Deine Zuwendung, Deine Weite
hat immer wieder Menschen
berührt, getroffen, Mut gemacht
- sie zu eigener Menschlichkeit und Weite „entflammt“.
Wie kein anderer hat Jesus – Dein Sohn –
Dich erfahrbar gemacht
und Menschen mit Deinem Geist, Deiner Leidenschaft,
Deinem Feuer angesteckt.
Auch Florian,
der erste namentlich bekannte Christ und Märtyrer
in unserem Land, ließ sich von Dir berühren.
Entflammt für Dich und Deinen Sohn
setzte er sein Leben für seine Mitchristen ein.
Er wich – selbst im Angesicht des Todes –
nicht von Deiner heilbringenden Botschaft ab.
Lebendiger Gott, wir bitten Dich,
entflamme auch heute Menschen
mit Deiner Liebe, Deiner Weite
und Deiner Leidenschaft für das Leben.
Darum bitten wir durch Jesus Christus,
unseren Herrn und Bruder.
A Amen.
Stefan Schlager
Anrufung des heiligen Florian
Die Anrufungen können an das Floriangebet angeschlossen werden oder man nimmt sie als Teil eines anderen Gebetselements.
Heiliger Florian, du Patron der Diözese Linz, bitte für unsere Kirche, dass in ihr die Liebe Gottes spürbar ist.
A Bitte für uns.
Heiliger Florian, du Patron des Landes Oberösterreich, bitte für unser Land, dass in ihm die Menschlichkeit blüht.
A Bitte für uns.
Heiliger Florian, besonderer Schutzpatron der Feuerwehr, bitte für die Frauen und Männer im Einsatz, dass sie immer wieder gesund heimkehren.
A Bitte für uns.
Lasset uns beten.
Allmächtiger, ewiger Gott,
du hast die Kirche von Oberösterreich durch das Martyrium des heiligen Florian und seiner Gefährten in ihren Anfängen geheiligt.
Wir gedenken heute dieser deiner Zeugen.
Durch ihr Bekenntnis und ihr Beispiel stärke auch in uns den Mut zum Glauben und die Treue zu dir.
Darum bitten wir durch Jesus Christus, unserem Herrn.
A Amen.
(Nach dem Tagesgebet des Hochfestes)
Meditation: „Christentum zum Blühen bringen“
Zum Glück gab es Menschen,
und es gibt sie immer noch,
die dem Christentum
menschliches Antlitz verleihen.
Zum Glück gab und gibt es Menschen,
die den Glauben zum Blühen bringen,
mit frischem Duft
und bunten Farben
- auch in schwierigen Zeiten.
Zum Glück gab und gibt es Menschen,
die das Christentum leben:
gerne,
authentisch,
mit Weitblick und Tiefgang,
für andere und mit anderen,
ohne viel Aufheben,
nah am „Feuer“,
mitten im Leben.
Stefan Schlager
Fürbitten:
Tragen wir nun unsere Bitten gemeinsam mit dem hl. Florian vor Gott.
“entflammt”, das bedeutet:
„voll Idealismus und Tatkraft sein“
Wir bitten heute besonders für die jungen Menschen, die sich begeistern lassen für das Gute, die andere anstecken, motivieren und mitreißen.
Gott, du kannst das Leben der Menschen entflammen:
A: Wir bitten dich, erhöre uns.
„entflammt“, das bedeutet:
Solidarität und Treue
Wir bitten für alle Menschen, die Not sehen, die für andere da sind, die anderen helfen und beistehen.
Gott, du kannst das Leben entflammen:
A: Wir bitten dich, erhöre uns.
„entflammt“, das bedeutet:
„mutig und voll Begeisterung sein“
Wir bitten für alle Menschen, die den Mut haben, zu ihren Überzeugungen zu stehen und sich auch durch Misserfolge nicht entmutigen lassen.
Gott, du kannst das Leben der Menschen entflammen:
A: Wir bitten dich, erhöre uns.
„entflammt“, das bedeutet:
„für die Botschaft Gottes brennen“
Bitten wir für uns selbst, dass auf uns der Funke Gottes überspringt, damit wir Mut zum Leben haben – in all seinen hellen und dunklen Farben.
Gott, du kannst das Leben der Menschen entflammen:
A: Wir bitten dich, erhöre uns.
Gott, entfache in deiner Welt das Feuer der Liebe und hilf uns, dass auch wir selbst einen Beitrag leisten können, damit deine Liebe unter uns spürbar wird. Das bitten wir für heute und alle Tage. Amen.
Zusammenstellung durch Marianne Stockhammer nach Impulsen von Marianne Pichlmann
Florianlegende
In der Zeit der Kaiser Diokletian und Maximian erhob sich eine Verfolgung gegen die Christen. Damals verwaltete Ufernoricum der Statthalter Aquilinus, der nach seiner Ankunft in Lorch die Christen eifrig ausforschen ließ: es wurden vierzig ergriffen und nach vielen Martern eingekerkert. Als hievon der ehemalige Amtsvorsteher Florian, der damals im Stadtgebiet von Cetium (St. Pölten) wohnte, erfuhr, eilte er nach Lorch und bekannte sich als Christ. Auf das hin forderte ihn der Statthalter auf, den Göttern zu opfern; doch Florian weigerte sich und blieb auch dann noch standhaft, als er ihn mit Knütteln schlagen und seine Schulterblätter mit geschärften Eisen brechen ließ. Schließlich fällte er das Urteil und befahl, ihn von der Brücke mit einem Stein um den Hals in die Enns zu stürzen.
Die Legende erzählt, dass jener, der ihn hinab stieß, erblindete, dass der Fluss erschrak und seinen Leichnam auf einem aufragenden Felsen absetzte. Dort beschützte ihn ein Adler mit ausgespannten Flügeln in der Form des Kreuzes. Da nun offenbarte sich der Heilige einer Frau und zeigte ihr die Stelle an, wo er zu finden wäre. Auf sein Erscheinen hin spannte sie Zugtierchen (animiola) ein, fuhr zur Enns und fand den Leichnam, den sie aus Furcht vor den Heiden mit Gesträuch und Laubwerk verbarg. Auf dem Wege zu dem angewiesenen Bestattungsorte ermüdete das dürstende Gespann und kam nicht mehr vorwärts; da entsprang auf das Gebet der Begleiterin hin eine sprudelnde Quelle, die noch heute fließt; die erquickten Tiere blieben auf der Weiterfahrt an dem Orte stehen, den der Heilige bezeichnet hatte. Wegen der heftigen Verfolgung begrub sie ihn eilig und heimlich unter der Erde: dort nun geschehen viele Wunder: es werden böse Geister ausgetrieben, Fiebrige geheilt und alle Kranken, die hoffen, erlangen Barmherzigkeit.
Die erwähnten vierzig Bekenner starben im Kerker.
Der heilige Florian –
die historischen Grundlagen
Der Text ist entnommen aus dem neuen Florianbuch der Diözese Linz und des Stiftes St. Florian (2003).
Die Beschäftigung mit der Person des hl. Florian führt uns in die Zeit um 300 n. Chr. und zu den Anfängen des Christentums in Österreich. Im 3. Jh. steckte das Römische Reich in einer schweren, existenzbedrohenden Krise. Die von den Truppen ausgerufenen „Soldatenkaiser“ wechselten in rascher Folge und verloren ihr Leben in Kämpfen um die Herrschaft oder bei der Abwehr von Einfällen der Sassaniden (im Osten) oder der Germanen (im Westen). Die wirtschaftlichen Folgen waren eine allgemeine Verarmung weiter Bevölkerungsteile und eine ständig steigende Inflation. Die allmählich einsetzenden Reformen, die alle Bereiche des Lebens erfassten, brachte Kaiser Diocletian (284–305) zu einem Abschluss und schuf so den bürokratisch straff organisierten absolutistischen Zwangsstaat der Spätantike.
Erste Hinweise auf ein Vorgehen gegen Christen bereits in neutestamentlicher Zeit enthält die Apostelgeschichte. In der Folge kam es immer wieder zu lokalen Verfolgungen, von denen die in Rom zur Zeit des Kaisers Nero (64 n. Chr.) und die in Lugdunum (heute Lyon) im Jahre 177 genannt seien. Kaiser Decius (249–251) ordnete erstmals ein für alle Reichsbewohner verpflichtendes Bittopfer an die Götter an: wer dies verweigerte, sollte hingerichtet werden. Unter der Herrschaft Diocletians kam es dann ab 303 zur größten und schwersten Christenverfolgung der Antike. Das erste Edikt vom 23. Februar 303 befahl die Zerstörung der christlichen Kirchen, die Auslieferung der christlichen Bücher und die Entfernung aller Christen aus dem Staatsdienst. Das zweite und dritte Dekret betrafen die Angehörigen des Klerus. Sie sollten eingesperrt und zum Opfer gezwungen werden. Der vierte Erlass vom Februar oder März 304 wandte sich dann gegen alle gläubigen Christen: er verordnete Opferzwang für alle. Wenn das verlangte Opfer verweigert wurde, drohten Folter und Bergwerksarbeit oder Hinrichtung. Dieser Verfolgung ist Florian, der einzige namentlich bekannte und historisch fassbare Martyrer Österreichs aus frühchristlicher Zeit zum Opfer gefallen. Vermutlich im Jahre 304 wurde er in Lauriacum, dem heutigen Enns, wegen seines Glaubens mit einem Stein um den Hals in den Fluss gestürzt. In gleicher Weise hat man Bischof Irenaeus und den Priester Montanus in Sirmium (heute Sremska Mitrovica) sowie Bischof Quirinus von Siscia in Savaria (heute Szombathely) hingerichtet.
Über den Tod Florians berichten die lateinischen Texte einer Passio (Leidensgeschichte) und eines Elogiums (Eintragung am Todestag) im Martyrologium Hieronymianum. Die Passio Floriani – ihr sind die folgenden Textzitate entnommen – liegt in einer kürzeren und einer längeren Fassung vor, die sich durch ausführlichere Formulierungen, Dialoge, Gebete und Wunderberichte unterscheiden. Die Passio ist in der jetzigen Form Ende des 8. oder Anfang des 9. Jhs. entstanden, die ältesten Zeugnisse ihrer handschriftlichen Überlieferung stammen aus dem 9. Jh.
„Als in jenen Tagen der Befehl der gotteslästernden Kaiser nach Noricum Ripense gekommen war, das unter der Verwaltung des praeses Aquilinus stand, begab sich dieser ins Lager Lauriacum und begann Christen aufzuspüren. Vierzig wurden ergriffen, gefoltert und in den Kerker geworfen.“ Noricum Ripense ist die in den diocletianischen Reformen durch Teilung von Noricum entstandene Provinz zwischen Donau und Alpenhauptkamm, Wienerwald und Inn. Der Statthalter leitete in Lauriacum das Vorgehen gegen die Christen. Wie einer anderen Stelle der Passio zu entnehmen ist, haben sich viele durch Flucht dem staatlichen Zugriff entzogen, in den Bergen und in Höhlen versteckt. Es wird sich bei den Festgenommenen nicht nur um Bewohner Lauriacums gehandelt haben. Die überlieferte Zahl 40 ist wohl nur symbolisch zu werten.
„Florianus, er war ex principe officii, lebte in der Stadt Cetium und hörte von den Ereignissen in Lauriacum. Er verabschiedete sich von den Seinen und begab sich dorthin, um den Christen beizustehen.“ Über die Herkunft und das Alter Florians werden keine Angaben gemacht. Er war ex principe officii, ehemaliger Vorstand der zivilen Statthalterkanzlei mit ungefähr hundert Beamten. Ob man den früheren höchsten Zivilverwaltungsbeamten der Provinz im Zuge des schrittweisen Vorgehens gegen die Christen wegen seines Glaubens entlassen und zwangspensioniert hat, ist eher unwahrscheinlich. Denn anscheinend haben weder die ehemaligen Kameraden noch der Statthalter Aquilinus vom Christentum Florians gewusst. Nur die längere Fassung der Passio überliefert als Aufenthaltsort Cetium, das heutige St. Pölten. Da sich Florian von den Seinen verabschiedet, wird es auch dort mit ziemlicher Sicherheit eine kleinere Anzahl von Christen gegeben haben.
„Als er aber in die Nähe von Lauriacum gekommen war und die Brücke, auf der man den Fluß zu überschreiten pflegte, betreten hatte, begegnete er seinen ehemaligen Kameraden.“ Nachdem er sich als Christ zu erkennen gegeben hatte, nahmen sie ihn fest und führten ihn zum Statthalter. Aquilinus forderte Florian zunächst wohlwollend zum Opfer auf, damit er nicht mit den Verächtern der kaiserlichen Befehle gestraft werde. Da er das aber entschieden ablehnte, ließ ihn der praeses mit Knüppeln schlagen und ihm mit spitzen Eisen die Schulterblätter brechen, doch Florian bekannte sich weiter zum christlichen Glauben. Im Verhör wird deutlich, dass er sehr leicht sein Leben durch ein Scheinopfer hätte retten können, doch kam für ihn eine Aufgabe seines Glaubens nicht in Betracht.
„Schließlich fällte der Statthalter über ihn ein Urteil, indem er anordnete, Florian am 4. Mai zum Ennsfluss zu führen und dort von der Brücke zu stürzen. Sie banden einen Stein um seinen Hals. Nachdem Florian lange gebetet hatte, stürzte ihn ein junger Mann von der Brücke in den Fluß, wobei ihm die Augen brachen, was alle Umstehenden sahen“. Als Ort der Hinrichtung ist die römische Ennsbrücke genannt. Unterwasserarchäologische Untersuchungen erbrachten leider keinerlei Hinweise auf bauliche Überreste im Flussbett. In der späteren legendenhaften Überlieferung erblindet der Mann, der dem Martyrer einen Stoß gegeben hat: auf zwei Gemälden aus der Zeit um 1520 fallen ihm die Augen aus dem Kopf. Und der um den Hals gebundene Stein wird zu einem Mühlstein, der auf vielen Darstellungen Florians zu sehen ist.
Unsere zweite Quelle über das Martyrium Florians ist eine Eintragung in einem fälschlich dem hl. Hieronymus zugeschriebenen Heiligenkalender, dem Martyrologium Hieronymianum. Von einer um 627/28 im Kloster Luxeuil in Burgund entstandenen Version ist eine Handschrift vom Ende des 8. Jhs. erhalten. In ihr ist für den 4. Mai folgendes Elogium zu finden: „in Noricum Ripense, im Orte Lauriacum, der Geburtstag (für den Himmel, also der Sterbetag) Florians, eines ex principe officii praesidis, auf dessen Befehl er mit einem Stein um den Hals von der Brücke in den Ennsfluss gestürzt wurde, wobei ihm die Augen brachen, was alle Umstehenden sahen.“
Es fällt auf, dass in Passio und Elogium ausgefallene, aus der Spätantike stammende Begriffe enthalten sind, die den Schreibern in karolingischer Zeit nicht mehr bekannt waren. Das lassen die Verschreibungen in den Handschriften der beiden Texte erkennen. Als Teile einer alten Tradition unterstreichen diese Ausdrücke (z. B. Noricum Ripense, praeses, ex principe officii praesidis) die Glaubwürdigkeit und Zuverlässigkeit beider Quellen. Wahrscheinlich gehen sie auf einen spätantiken, nicht mehr erhaltenen Bericht über das Martyrium Florians zurück.
Dr. Reinhardt Harreither