„Es gibt verschiedene Formen, mit dem Wort Gottes vertraut zu werden. Die wichtigste und allen zugängliche Form besteht im Hören auf das Wort Gottes im Gottesdienst. (Bischof Wilhelm Egger)
Mitte und Ziel der Verkündigung der Feier des Gotteswortes ist die Begegnung mit dem jetzt gegenwärtigen Christus. Ihn feiern wir, wenn wir sein Wort hören. Denn Christus selbst spricht, wenn die Heiligen Schriften in der Kirche gelesen werden. Gott möchte uns in Christus begegnen; er kommt seinen Kindern auch auf diese Weise in Liebe entgegen und nimmt mit ihnen das Gespräch auf (vgl. II. Vatikanum, Konstitution über die Göttliche Offenbarung, (DV) Art. 21). Er redet uns an „wie Freunde, um uns in seine Gemeinschaft einzuladen und aufzunehmen“ (DV, Art. 2). So „wird die Liturgie, die ganz aus dem Wort Gottes lebt, selbst zu einem neuen Heilsereignis“. (Pas-torale Einführung in das Messlektionar (PEM), Art. 3)
Feier des Wortes Gottes
Die Begegnung mit Christus erfasst den ganzen Menschen, das Denken und Fühlen, alle Sinne. Daher ist eine „Inszenierung“ der Feier des Gotteswortes kein „Theater“. Es ist ein menschlicher Weg, dem gerecht zu werden, was in dieser Begegnung nach Ausdruck sucht.
Feier mit allen Sinnen - Davon ist alles berührt:
die Menschen in ihren körperlichen Haltungen und ihren sinnlichen Wahrnehmungen, etwa: sitzen zum aufmerksamen Hören der Lesungen, sich erheben zum Ruf des Halleluja und stehen beim Vortrag des Evangeliums; bewegen bei Prozessionen; hören auf das Wort und in der Stille; singen der Lieder; riechen von Weihrauch; sehen der Zeichen, ...
die Gestaltung der Bibel und der Umgang mit dem heiligen Buch (bzw. Lektionar / Evangeliar), etwa: seine kostbare Gestaltung, Verehrung durch Prozession, Weihrauch und Kerzen; die angemessene Ausgestaltung der liturgischen Handlung;
die Gestaltung und Verwendung des Raumes, etwa: die angemessene Gestaltung und Auszeichnung des Ambo (Blumen, Kerze), seine Reservierung für die Verkündigung der Schrift.
Ob man das Wort Gottes innerhalb einer Messe feiernd verkündet, bei einer Wortgottesfeier oder in anderen gottesdienstlichen Formen:
Die Intensität der zeichenhaften Ausgestaltung wird Maß nehmen an einem wohlüberlegten Standard zeichenhafter Ausgestaltung, an der konkreten Gottesdienstgemeinde und dem Feieranlass.
Jeder Wortgottesdienst hat auch eine innere dramaturgische Struktur, die ihren Höhepunkt im Verkünden des Schriftwortes aus den Evangelien findet. Die Feiergestaltung wird diesem Handlungsverlauf Rechnung tragen.
Anregungen zur Feier des Wortes Gottes
Die Person des Verkündigers / der Verkündigerin
Bücher: die Heilige Schrift - das Evangeliar - das Lektionar
Der Ort der Verkündigung: der Ambo
Gestufte Festlichkeit / Die Dichte der Zeichen
Die Feier des Wortes Gottes innerhalb der Eucharistiefeier: Standard und Festgottesdienst
Die Feier des Wortes Gottes in Wortgottesfeiern und in anderen Gottesdienstformen
a) Die Person des Verkündigers / der Verkündigerin
Die Einbindung des Lektors / der Lektorin in die liturgische Handlung (z. B. beim Einzug), seine/ihre äußere Haltung und die Kleidung können die innere Einstellung unterstreichen und so den HörerInnen etwas von der Bedeutung des Geschehens wahrnehmen lassen – „Christus spricht nun zu uns“, daher: Wer immer das Gotteswort vorträgt, kann durch sein äußeres Verhalten auch etwas beitragen zur Sammlung, zum Hinhören, zu einer freundlichen und offenen Atmosphäre. Auch der/die VerkünderIn selbst kann durch die äußere Form Halt finden.
Freundliche Offenheit signalisieren; Natürliches, angemessenes Gehen zum Verkündigungsort, gesammelte Händehaltung, ...
Kleidung: wenn möglich liturgisches Kleid, sonst Kleidung, die dem Dienst entspricht: Orientierungspunkt: die Kleidung soll nicht vom Hinhören auf das Schriftwort ablenken.
Gesten: sollen natürlich und klar gesetzt werden; man vermeide theatralische Übertreibung und kleinräumiges, kaum wahrnehmbares Handeln.
b) Bücher: Die Bibel – das Evangeliar – das Lektionar
Auch die Bücher, aus denen das Wort Gottes gelesen wird, machen den HörerInnen die Gegenwart Gottes bewusst, der zu seinem Volk spricht. Deshalb soll man für eine würdige, passende und schöne Ausstattung der Bücher sorgen. (Vgl. PEM 5, Art. 35).
Evangeliar
Das Evangelium ist der Höhepunkt des Wortgottesdienstes. Daher haben nach langer Tradition des Ostens und des Westens die Liturgien zwischen den Büchern für die verschiedenen Lesungen einen Unterschied gemacht. Das Buch mit dem Evangelium wurde mit noch größerer Sorgfalt hergestellt und geschmückt und höher verehrt als jedes andere Buch mit biblischen Lesungen. Es ist auch weiterhin sinnvoll, ein eigenes besonders ausgestattetes Evangeliar zu verwenden.
Das Evangelienbuch enthält die Evangelien aller Sonn- und Festtage für alle drei Lesejahre. Im Buchhandel werden verschiedene Ausgaben angeboten, es ist aber auch überlegenswert, für die ei-gene Pfarrgemeinde eine eigene Buchgestaltung zu überlegen.
c) Der Ort der Verkündigung: der Ambo
Was in der Liturgie wichtig ist, hat im allgemeinen auch seinen eigenen Ort im Feierraum. „Die Würde des Wortes Gottes erfordert für seine Verkündigung einen besonderen Ort, ..“ (Allg. Einführung i. d. Messbuch; Art. 272) Der Ambo ist mehr als ein Lesepult mit einem Mikrofon; seine Position im Raum, seine Gestalt und sein Schmuck sollen dies unterstreichen – besonders aber seine Reservierung für die Verkündigung des Wortes Gottes (so weit es die Raumsituation zulässt).
Der „Tisch des Wortes“ soll ähnlich wie der „Tisch des Brotes“ geschmückt sein:
Die Möglichkeiten des Schmucks werden abhängen von der Anlage des Ambo und seiner faktischen Verwendung. Ist er Leseort für alles Mögliche, ist es weniger sinnvoll, ihn als einen zentralen Handlungsort der Liturgie zu schmücken.
d) Die gestufte Festlichkeit / Die Dichte der Zeichen
Es empfiehlt sich ein - allgemeiner sonntäglicher und - ein festtäglicher Standard (mit entsprechenden Varianten je nach Situation).
Jede Feier braucht ihre Zeichen; ein Zuviel aber entrückt das Wort und ein Zuwenig belässt das Wort leicht an der Oberfläche.
Je vertrauter die Mitfeiernden mit dem Wort Gottes sind, desto eher kann man auf Zeichenfülle verzichten. Zu besonderen Anlässen wird aber gerade diese Fülle geschätzt.
Je weniger die Mitfeiernden einen inneren Zugang zur Heiligen Schrift mitbringen, desto mehr soll zum gesprochenen Wort die sinnenhafte Gestaltung hinzutreten; eine allzu intensive Zeichen-gestalt kann aber die Distanz noch vergrößern.
Je größer eine Feiergemeinde ist, desto wichtiger wird die Kommunikation durch nicht-sprachliche Zeichen.
e) Die Feier des Wortes Gottes innerhalb der Messe
e 1) Vorschlag für einen sonntäglichen Standard
(mit Rücksicht auf die weit verbreitete Praxis ohne Evangelienbuch)
In jedem Fall soll das Buch nach der Verkündigung geöffnet und für die Gemeinde erkennbar an einem würdigen Ort abgelegt werden:
Das Lektionar verbleibt im Feierraum, es wird also beim Auszug nicht mitgetragen.
Bei Verwendung eines Evangelienbuches (Evangeliar)
e 2) Zusätzliche Elemente für festliche Gottesdienste:
Die Kerzen der MinistrantInnen werden nach dem Evangelium beim Evangelienbuch abgestellt.
f) Die Feier des Wortes Gottes in Wort-Gottes-Feiern und in anderen Formen von Gottesdiensten
Allgemeine Anmerkung
Die Feier des Gotteswortes ist gerade bei Wort-Gottes-Feiern bedeutsam. Die rituelle Ausgestaltung soll das eigene Profil und den Eigenwert solcher Gottesdienste erkennbar machen; sie wird sich aber an den Feiererfahrungen der konkreten Feiergemeinde orientieren müssen – besonders an den sonn- und festtäglichen Eucharistiefeiern.
Bei Wort-Gottes-Feiern mit Zeichenhandlungen:
Zusammenstellung
Mag. Hans Stockhammer, Liturgiereferent, Linz; 2003 01