Dienstag 1. Oktober 2024

„Sonntag der Völker“ im Linzer Mariendom: Bereichernde Vielfalt

Ein Miteinander im Glauben über Sprach- und Kulturgrenzen hinweg: So präsentierte sich auch heuer wieder der „Sonntag der Völker“, am 29. September 2024. 

Am 29. September 2024 um 10.00 Uhr wurde auf Einladung der Fremdsprachigen Seelsorge der Diözese Linz und des Fachbereichs Beratung und Hilfe der Caritas im Linzer Mariendom ein Festgottesdienst zum „Sonntag der Völker“ gefeiert. Er stand unter dem Motto „Gott geht mit seinem Volk“. Mit den verschiedenen muttersprachigen Gruppen und deren Seelsorgern feierten Martin Füreder, Leiter des Fachbereichs Priester und Diakone, und Ernest Szabó, Leiter der Fremdsprachigen Seelsorge, sowie Diakon Alexander Niederwimmer.

 

 

Niemandem den Glauben absprechen, sondern miteinander um einen guten Weg ringen


Martin Füreder nahm in seiner Predigt Bezug auf die Botschaft von Papst Franziskus zum heurigen „Welttag des Migranten und Flüchtlings“. Darin lade der Papst Christinnen und Christen dazu ein, sich gemeinsam – auch mit Flüchtlingen und Migrant:innen – auf „Synode“ zu begeben. „Synodalität ist eines der Schlüsselworte im Pontifikat von Franziskus und bedeutet einen neuen Stil, als Volk Gottes unterwegs zu sein. Im Oktober werden 368 Vertreter und Vertreterinnen der katholischen Kirche sich in Rom zu einer Welt-Synode versammeln und über neue Formen der Zusammenarbeit und Entscheidungsfindung beraten. Ende August haben sich 43 europäische Synoden-Teilnehmer:innen hier in Linz zu Vorbereitungsgesprächen getroffen und auch im Mariendom miteinander Gottesdienst gefeiert“, so Füreder. Gerade in Europa seien sehr unterschiedliche Ausprägungen der katholischen Kirche in den einzelnen Ländern wahrnehmbar; manchmal sei von einer „Ost-West-Spaltung“ die Rede. Umso mehr seien die Synoden-Vertreter:innen um einen gemeinsamen Weg als Katholik:innen in Europa bemüht, so Füreder.

 

„Sonntag der Völker“

Festgottesdienst zum „Sonntag der Völker“ im Mariendom © Diözese Linz / Zeljko Jakovljevic

 

Füreder hatte Anfang September Teilnehmer an einer Reise mit Bischof Manfred Scheuer und anderen Diözesanverantwortlichen nach Tansania und Uganda teilgenommen. „Dort habe ich sehr eindrücklich erlebt und noch einmal verstehen gelernt, wie unterschiedlich unsere gesellschaftlichen Rahmenbedingungen in den einzelnen Ländern sind, aber auch, wie unterschiedlich die jeweiligen Kirchen durch ihre eigene Geschichte, ihre gesellschaftliche Stellung und ihre spirituellen Traditionen geprägt sind“, schilderte er seine Erfahrungen. Für Christ:innen in Europa und in Österreich sei es ebenfalls eine große Herausforderung, die Handlungen anderer Menschen zu verstehen und deren Glaubenseinstellung anzuerkennen. So gebe es etwa Unterschiede beim Verhalten in politischen Fragen oder beim Zugang zur künstlerischen Auseinandersetzung mit religiösen Themen. 
„Jesus ermutigt uns dazu, zuerst positiv zu reagieren und dem bzw. der anderen weder den Glauben noch den guten Willen abzusprechen“, unterstrich Füreder, der in diesem Zusammenhang auch an den Aufruf des Papstes zur Synode erinnerte: „Papst Franziskus ermutigt uns, mehr und intensiver aufeinander zu hören und so die Grundhaltung des anderen herauszuhören, auch wenn sie aufs Erste unverständlich erscheint. Die runden Tische in der Synodenaula von Rom sind dafür ein eindrückliches Zeichen.“ Die einzelnen christlichen Gemeinschaften seien gefordert, die Ärmeren nicht zu übersehen, ihnen gegebenenfalls finanzielle Unterstützung und/oder emotionale Zuwendung zu schenken und sie in das Gemeindeleben zu integrieren, so Füreder weiter. Die biblische Zusage, dass Gott mit seinem Volk unterwegs sei, wie sie auch Papst Franziskus in seiner Botschaft betone, sei dabei eine Ermutigung: „Gott ist mit allen Völkern unterwegs, weder mit einer Nation allein noch mit einer bestimmten Frömmigkeit. Darum sollen wir niemanden ausgrenzen oder ihm gar den Glauben absprechen, sondern miteinander um einen guten gemeinsamen Weg ringen“, appellierte Füreder an die Mitfeiernden.

 

 

Sprachlich-musikalische Vielfalt


Die Vielfalt der verschiedenen muttersprachlichen Gemeinden wurde nicht nur durch die bunten Landestrachten sichtbar, sondern auch bei den Texten und Liedern im Festgottesdienst hörbar: Die Texte zum Bußakt wurden in verschiedenen Landessprachen gelesen, ebenso die Fürbitten. Die Lesungen wurden auf Polnisch und Englisch gelesen, das Evangelium auf Deutsch und Kroatisch. Mehrere hundert Mitfeiernde beteten und sangen in ihrer jeweiligen Muttersprache mit. Musikalische Akzente setzten Liedbeiträge der afrikanischen, ungarischen, kroatischen, ukrainischen, spanischen und slowakischen Gemeinde und die persisch-afghanische Gemeinschaft. Außerdem musizierten Kantor Christoph Niemand und Jean Matau an der Orgel. Bei der Gabenbereitung kamen Vertreter:innen unterschiedlicher Volksgruppen nach vorn und überreichten Martin Füreder landestypische Geschenke.

 


Begegnungsfest auf dem Linzer Domplatz


Das anschließende Begegnungsfest auf dem Domplatz lud bei Sonnenschein mit Musik und Tanz zum geselligen Miteinander und vielen Begegnungen ein. Musikalisch-tänzerische Beiträge kamen von den ungarischen, ukrainischen, kroatischen, philippinischen, vietnamesischen, polnischen und afrikanischen, und lateinamerikanischen / spanischsprachigen Gemeinden. Auch kulinarisch konnten die Besucher:innen verschiedenste Länder „bereisen“ und deren Spezialitäten verkosten.

 

„Sonntag der Völker“
Begegnungsfest auf dem Linzer Domplatz
Begegnungsfest auf dem Linzer Domplatz
Begegnungsfest auf dem Linzer Domplatz
Begegnungsfest auf dem Linzer Domplatz
Begegnungsfest auf dem Linzer Domplatz

© Diözese Linz / Zeljko Jakovljevic


Fremdsprachige Seelsorge in Oberösterreich


In der Katholischen Kirche in Oberösterreich gibt es Seelsorge für 16 fremdsprachige Gemeinden: afrikanisch-englischsprachige, albanisch-katholische, arabische und chaldäische, ukrainisch-griechisch-katholische, kroatische, rumänisch-griechisch-katholische, philippinisch-katholische, polnische, lateinamerikanische / spanischsprachige, tschechische und slowakische, türkische und persische, ungarische sowie vietnamesische. Es gibt auch eine persisch-afghanische Gemeinschaft. Am „Sonntag der Völker“ wird diesen Gruppen besondere Wertschätzung zuteil. Ernest Szabó, Leiter der Fremdsprachigen Seelsorge der Diözese Linz, sowie Michaela Haunold von der Abteilung Beratung und Hilfe der Caritas OÖ sind als Organisator:innen wesentlich für das Gelingen des Festes verantwortlich.

 


110. Welttag des Migranten und Flüchtlings


Der katholische Welttag des Migranten und Flüchtlings findet in diesem Jahr zum 110. Mal statt. Ausgerufen hatte ihn Papst Benedikt XV. (1914-1922) im Jahr 1914. Papst Franziskus hatte das frühere Datum vom Jänner in den September verlegt, da das bisherige Datum nahe an anderen kirchlichen Gedenk- und Feiertagen lag.
In Österreich wird der Welttag des Migranten und Flüchtlings als „Sonntag der Völker“ gefeiert, der in den Diözesen Österreichs am 29. September 2024 begangen wurde. An diesem Tag macht die Kirche auf die Vielfalt der Nationen in der römisch-katholischen Glaubensgemeinschaft aufmerksam. Das Motto des diesjährigen „Sonntags der Völker“ lautete: „Gott geht mit seinem Volk“.


Papst Franziskus zieht in seiner Botschaft zum Welttag des Migranten und Flüchtlings Parallelen zwischen der biblischen Exodus-Erzählung von den Israeliten und den heutigen Migrant:innen. Laut biblischer Überlieferung führte Moses die Israeliten in einer 40 Jahre andauernden Wanderung aus der Sklaverei in Ägypten. Wie diese fliehen Migranten oft vor Unterdrückung und Übergriffen, vor Unsicherheit und Diskriminierung, vor mangelnden Entwicklungsperspektiven, schreibt Franziskus.


Weiters betont der Papst in seiner Botschaft, das Wesentliche eines jeden Exodus sei es, dass „Gott seinem Volk und allen seinen Kindern – aller Zeiten und aller Orte – vorausgeht und sie begleitet. Er identifiziere sich „mit den Männern und Frauen auf ihrem Weg durch die Geschichte – insbesondere mit den Letzten, den Armen, den Ausgegrenzten“. Jede Begegnung mit Migrant:innen und mit jedem Menschen in Not sei daher eine Begegnung mit Christus selbst: „Er ist es, der hungrig, durstig, als Fremder, nackt, krank und als Gefangener an unsere Tür klopft und um Begegnung und Hilfe bittet.“


Aber auch die Kirche und Migrant:innen seien wesensverwandt, so Papst Franziskus. Die Betonung ihrer synodalen Dimension erlaube es der Kirche, ihr eigene Unterwegssein wiederzuentdecken. Man könne „in den Migranten unserer Zeit, wie in denen einer jeden Epoche, ein lebendiges Abbild des Gottesvolkes auf dem Weg in die ewige Heimat sehen.“ Die Migranten erinnerten die Kirche daran, dass auch sie auf Erden keine bleibende Heimat habe, sondern stets unterwegs sei zur ewigen Heimat im Himmel. 

 

Papstbotschaft zum 110. Welttag des Migranten und Flüchtlings 2024.

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