Dienstag 23. Juli 2024

„Sonntag der Völker“ im Linzer Mariendom: Bereichernde Vielfalt

Ein Miteinander im Glauben über Sprach- und Kulturgrenzen hinweg: So präsentierte sich auch heuer wieder der „Sonntag der Völker“. 

Bischof Manfred Scheuer und Ernest Szabó als Leiter der Fremdsprachigen Seelsorge feierten am 24. September 2023 mit hunderten Gläubigen einen Festgottesdienst im Linzer Mariendom. Bunte Vielfalt wurde auch beim anschließenden Begegnungsfest auf dem Linzer Domplatz sichtbar.


Am 24. September 2023 um 10.00 Uhr wurde auf Einladung der Fremdsprachigen Seelsorge der Diözese Linz und des Fachbereichs Nothilfe und Zusammenleben der Caritas im Linzer Mariendom ein Festgottesdienst zum „Sonntag der Völker“ gefeiert. Er stand unter dem Motto „Als Christ:innen auf der ganzen Welt daheim“. Mit den verschiedenen muttersprachigen Gruppen und deren Seelsorgern feierten Bischof Manfred Scheuer und Ernest Szabó, Leiter der Fremdsprachigen Seelsorge, sowie Diakon Alexander Niederwimmer. Zum Festgottesdienst gekommen waren auch Landtagsabgeordnete Elisabeth Manhal in Vertretung von Landeshauptmann Thomas Stelzer und Vizebürgermeister Martin Hajart.

 

 

Bischof Scheuer: Kirche wäre ohne fremdsprachige Gemeinden „weit weniger lebendig“


Bischof Manfred Scheuer betonte in seiner Predigt, so wie die Gesellschaft sei auch die Kirche in Oberösterreich bunt und vielfältig: „Sie wäre ohne die Menschen – und übrigens auch ohne die Priester –, die aus anderen Ländern zu uns gekommen sind und uns mit ihrem Glauben, ihrer Arbeit, ihrer Kultur und der Verbundenheit mit den Traditionen ihrer Herkunftsgebiete bereichern, leerer und weit weniger lebendig!“ Viele dieser Menschen hätten ihre Heimat nicht freiwillig verlassen, sondern seien durch Krieg, ethnische oder religiöse Konflikte, Hunger, Elend und Naturkatastrophen dazu gezwungen worden. Manche seien dabei Opfer von Ausbeutung und Menschenhandel geworden und hätten auf ihrer Reise traumatisierende Situationen erlebt, so Scheuer.

 

Bischof Manfred Scheuer beim Gottesdienst zum Sonntag der Völker im Linzer Mariendom.

Bischof Manfred Scheuer beim Gottesdienst zum Sonntag der Völker im Linzer Mariendom. © Haijes


Der Bischof wies auf die Botschaft von Papst Franziskus für den diesjährigen 109. Welttag der Migranten und Flüchtlinge hin, die dieser unter das Thema „Frei in der Entscheidung auszuwandern oder zu bleiben“ gestellt habe. Der Papst betone darin, dass der Entschluss, zu emigrieren, von den Betroffenen in Freiheit gefasst werden müsse und nicht durch äußere Faktoren erzwungen sein dürfe. Es sei Aufgabe der Regierenden, dafür zu sorgen, dass alle Menschen die Möglichkeit hätten, in ihren Heimatländern ein Leben in Würde, Freiheit und materieller Sicherheit zu führen und so gar nicht die Notwendigkeit sähen, auszuwandern bzw. zu flüchten. Jenen, die sich dennoch dazu entschließen würden, solle mit Menschlichkeit und Achtung begegnet werden. Es gehe letztlich darum, zitierte Scheuer den Papst, „die Migrationsbewegungen so gut wie möglich zu begleiten und zu lenken, indem wir Brücken bauen und die Wege für eine sichere und reguläre Migration erweitern“.


Bezugnehmend auf das Evangelium meinte der Bischof: „Vielleicht geht es uns ein wenig wie den Arbeitern im Weinberg, die dagegen protestieren, dass die, die zuletzt gekommen sind, genauso viel Lohn erhalten wie die, die den ganzen Tag geschuftet haben. Und wie diesen sagt der Gutsherr auch uns: Freund, dir geschieht kein Unrecht! Du hast alles, was vereinbart war, bekommen! Doch auch jene, die nicht so viel Glück hatten wie du, haben das Recht, ein Leben in Freiheit und Würde zu führen! Sei deshalb nicht neidisch, sondern freu dich darüber, dass es euch beiden gut geht!“ Christinnen und Christen seien aufgerufen, sich an Jesus zu orientieren und ein Leben entsprechend dem Evangelium zu führen. „Dies schließt in besonderer Weise unsere Verantwortung jenen gegenüber mit ein, die aus existenzieller Not ihre Heimat verlassen haben und als Migrant:innen und Flüchtlinge an unsere Menschlichkeit appellieren“, stellte Scheuer klar.

 

 

Sprachlich-musikalische Vielfalt


Die Vielfalt der verschiedenen muttersprachlichen Gruppen wurde nicht nur durch die bunten Landestrachten sichtbar, sondern auch bei den Texten und Liedern im Festgottesdienst hörbar: Die Texte zum Bußakt wurden in verschiedenen Landessprachen gelesen, ebenso die Fürbitten. Die Lesungen wurden auf Ungarisch und Englisch gelesen, das Evangelium auf Deutsch und Kroatisch. Mehrere hundert Mitfeiernde beteten und sangen in ihrer jeweiligen Muttersprache mit. Musikalische Akzente setzten Liedbeiträge der afrikanischen, polnischen ungarischen und slowakischen Gemeinde. Außerdem musizierten Kantor Christoph Niemand und Jean Matau an der Orgel. Bei der Gabenbereitung kamen Vertreter:innen unterschiedlicher Volksgruppen nach vorn und überreichten Bischof Manfred Scheuer landestypische Geschenke. Von der afrikanischen Gemeinde erhielt der Bischof ein Messgewand.

 

Musikalischer Beitrag der afrikanischen Gemeinde.Bischof Manfred Scheuer erhielt von den Volksgruppen landestypische Geschenke

Musikalischer Beitrag der afrikanischen Gemeinde. © Haijes

 

Begegnungsfest auf dem Linzer Domplatz


Das anschließende Begegnungsfest auf dem Domplatz lud bei Sonnenschein mit Musik und Tanz zum geselligen Miteinander und vielen Begegnungen ein. Musikalisch-tänzerische Beiträge kamen von den ungarischen, ukrainischen, kroatischen, afrikanischen, philippinischen und lateinamerikanischen / spanischsprachigen Gemeinden. Auch kulinarisch konnten die Besucher:innen verschiedenste Länder „bereisen“ und deren Spezialitäten verkosten.

 

 

Festgottesdienst zum Sonntag der Völker mit Bischof Manfred Scheuer, Ernest Szabó (Leiter der Fremdsprachigen Seelsorge) und zahlreichen Priestern der muttersprachigen Gemeinden im Linzer Mariendom.
Bischof Manfred Scheuer erhielt von den Volksgruppen landestypische Geschenke
Bischof Manfred Scheuer beim Gottesdienst zum Sonntag der Völker im Linzer Mariendom.
Bischof Manfred Scheuer
Sonntag der Völker.
Sonntag der Völker.
Sonntag der Völker.
Begegnungsfest auf dem Domplatz: Kvirinus-Kinder aus Kroatien.
Begegnungsfest auf dem Domplatz: ungarische Tanzgruppe.
Begegnungsfest auf dem Domplatz: Kindertanzgruppe aus der Ukraine
Sonntag der Völker.
Sonntag der Völker.
Sonntag der Völker.
Begegnungsfest auf dem Domplatz.
Begegnungsfest auf dem Domplatz.
Begegnungsfest auf dem Domplatz.

 

 

 

Fremdsprachige Seelsorge in Oberösterreich


In der Katholischen Kirche in Oberösterreich gibt es Seelsorge für 16 fremdsprachige Gemeinden: afrikanisch-englischsprachige, albanisch-katholische, arabische und chaldäische, ukrainisch-griechisch-katholische, kroatische, rumänisch-griechisch-katholische, philippinisch-katholische, polnische, lateinamerikanische / spanischsprachige, tschechische und slowakische, türkische und persische, ungarische sowie vietnamesische. Es gibt auch eine persisch-afghanische Gemeinschaft. Am „Sonntag der Völker“ wird diesen Gruppen besondere Wertschätzung zuteil. Ernest Szabó, Leiter der Fremdsprachigen Seelsorge der Diözese Linz, sowie Michaela Haunold, Caritas OÖ, Abt. Beratung & Hilfe, sind als Organisator:innen wesentlich für das Gelingen des Festes verantwortlich.

 

 

109. Welttag des Migranten und Flüchtlings


Der katholische Welttag des Migranten und Flüchtlings findet in diesem Jahr zum 109. Mal statt. Ausgerufen hatte ihn Papst Benedikt XV. (1914-1922) im Jahr 1914. Papst Franziskus hatte das frühere Datum vom Jänner in den September verlegt, da das bisherige Datum nahe an anderen kirchlichen Gedenk- und Feiertagen lag.


In Österreich wird der Welttag des Migranten und Flüchtlings als „Sonntag der Völker“ gefeiert, der in den Diözesen Österreichs am 24. September 2023 begangen wurde. An diesem Tag macht die Kirche auf die Vielfalt der Nationen in der römisch-katholischen Glaubensgemeinschaft aufmerksam. Das Motto des diesjährigen „Sonntags der Völker“ lautete: „Als Christ:innen auf der ganzen Welt daheim“. Papst Franziskus wählte für seine Botschaft zum 109. Welttag des Migranten und Flüchtlings das Thema: „Frei in der Entscheidung auszuwandern oder zu bleiben“. In seiner im Mai veröffentlichten Botschaft beklagt Papst Franziskus, dass es in vielen Fällen bis heute keine Entscheidungsfreiheit gebe: Verfolgungen, Kriege, Wetterphänomene und Elend würden Millionen von Menschen zum Verlassen ihrer Heimat zwingen. Die Forderung des Papstes: Die Ursachen dieser „Zwangsmigration“ müssten beseitigt werden. Dafür brauche es das gemeinsame Engagement aller. „Wir müssen uns bemühen, das Wettrüsten, den wirtschaftlichen Kolonialismus, den Raub der Ressourcen anderer und die Zerstörung unseres gemeinsamen Hauses zu beenden“, so Franziskus wörtlich.


Um die Migration zu einer wirklich freien Entscheidung zu machen, brauche es das Bemühen, allen einen gerechten Anteil am Gemeinwohl, die Achtung der Grundrechte und den Zugang zu einer ganzheitlichen menschlichen Entwicklung zu gewährleisten. Die Hauptaufgabe liege dabei zwar bei den Herkunftsländern und ihren Regierenden, die aufgerufen seien, „eine gute, transparente, ehrliche und weitsichtige Politik im Dienste aller, insbesondere der Schwächsten, zu betreiben“. Diese müssten jedoch in die Lage versetzt werden, dies zu tun, „ohne dass sie ihrer Natur- und Humanressourcen beraubt werden und ohne Einmischung von außen, welche die Interessen einiger weniger begünstigt“, wie der Papst betont. Da die Ressourcen der Welt nicht unbegrenzt seien, hänge die Entwicklung der wirtschaftlich ärmeren Länder davon ab, ob es gelinge, unter den Völkern eine Fähigkeit zum gegenseitigen Teilen zu erwecken. „Solange dieses Recht nicht gewährleistet ist – und bis dahin ist es noch ein langer Weg –, werden noch viele auf der Suche nach einem besseren Leben auswandern müssen“, so Franziskus. Damit jede Migration die Frucht einer freien Entscheidung sein könne, sei es wichtig, die Migrationsbewegungen so gut wie möglich zu begleiten und zu lenken, „indem wir Brücken und nicht Mauern bauen und die Wege für eine sichere und reguläre Migration erweitern. Wo auch immer wir uns entscheiden, unsere Zukunft aufzubauen, in unserem Geburtsland oder anderswo, wichtig ist, dass es dort immer eine Gemeinschaft gibt, die bereit ist, alle aufzunehmen, zu schützen, zu fördern und zu integrieren, ohne Unterschied und ohne jemanden außen vor zu lassen.“

 

Papstbotschaft zum 109. Welttag des Migranten und Flüchtlings 2023.

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