Mittwoch 20. November 2024
Diözesanarchiv
Linzer Diözesangeschichte 1909-1918


Im 50. Einzelheft der Reihe „Neues Archiv für die Geschichte der Diözese Linz“  wird nun mit der  „Linzer Diözesangeschichte 1909-1918“ nach dem Band zur Zwischen­kriegszeit ein relativ kurzer, aber sehr bewegender Abschnitt unserer Landes- und Kirchengeschichte ‚in Text und Bild mit vielen Original-Quellen‘ vorgestellt:

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Monika Würthinger – Klaus Birngruber, Linzer Diözesanchronik 1909-1918 , hg. v. Diözesanarchiv Linz (NAGDL 20), Linz 2015;  274 Seiten, 153 Abb.,  VP 21,00 EUR

 

Die nur sechsjährige Amtszeit von Bischof Rudolph Hittmair (1909-1915), dessen Todestag sich heuer also zum 100. Mal jährte, und die Weltkriegsjahre der Amtszeit von Bischof Johannes Gföllner (1915-1918):  Kirche im Ersten Weltkrieg — eine Thematik, die bisher trotz (oder vielmehr wegen) seiner Brisanz zu wenig Beachtung fand.

 

Rudolf Hittmair (1859-1915) wird nach dem unerwarteten Tod Bischof Doppelbauers am 1. Mai 1909 als erster Bischof im noch unvollendeten Mariendom (erste Bischofsweihe in Linz!) geweiht. Das Dombauprojekt ist sein großes Anliegen, die Gemäldefenster, von denen er persönlich zwei stiftete, entstammen seiner Konzeption.

Seine Bistumsregierung ist vor allem auf die Pastoral ausgerichtet:  (Aus)Bildung des Klerus, Förderung der Marianischen Kongregationen und Bruderschaften. Besonderes persönliches Engagement zeigt der rhetorisch begabte Bischof im sozialen Bereich bis zur ‚Selbstaufopferung‘ im Krieg - als Krankenpfleger bei den Barmherzigen Brüdern und dem Pastoralbesuch bei den an Flecktyphus erkrankten Serben im Lager Mauthausen, der zu seinem Tod am 5. März 1909 führt.

Der Krieg wird von der Bistumsleitung „begrüßt“. Hittmair verfasst noch am Tag der Kriegserklärung (29. Juli 1914) seinen viel zitierten Kriegs-Hirtenbrief und stellt Priesterseminar und Petrinum als Lazarett, die Seminaristen als Krankenpfleger zur Verfügung.

Sein Nachfolger, Bischof Johannes M. Gföllner (1867-1941) tritt das Amt (Bischofsweihe 18. Oktober 1915) bereits in einer düsteren Kriegsphase an. Die Kirchenleitung steht jedoch loyal hinter dem Herrscherhaus und unterstützt die Kriegsführung u.a. durch massive Beeinflussung der Bevölkerung (zur ‚Beruhigung der Massen‘ und hinsichtlich der Zeichnung für Kriegsanleihen, Ablieferungen aus landwirtschaftlichen Erträgen für das Heer trotz materieller Not an der Heimatfront, etc.). Für Gföllner ist das ‚bereitwilligste Entgegenkommen des Klerus eine patriotische Pflicht‘ (bes. bei den Glockenablieferungen – 2/3 des Bestandes werden abgegeben), aus der Überzeugung, dass es sich um einen gerechten, legitimen und aufgezwungenen Krieg handle. Der Krieg wird gedeutet als göttlicher Entschluss, als Strafgericht Gottes für die Sünden der Menschen, als Prüfung und als Mission, die Christen zur besseren Glaubenspraxis zu führen. 1917 besucht Gföllner die oö. Soldaten an der Südwestfront (Isonzo/Südtirol) um sie durch ‚religiöse Einflussnahme in der Erfüllung ihrer schweren patriotischen Pflichten zu bestärken‘.

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