Osterriederkrippe
Sebastian Osterrieder (1864–1932) erhielt 1908 vom damaligen Bischof Franz Maria Doppelbauer den Auftrag, zuerst die Geburtsgrotte mit den dazugehörigen Figuren zu liefern und die Krippe danach Jahr für Jahr zu erweitern. Zu Weihnachten 1913 war das Werk vollendet und wurde anfänglich vor dem Herz-Mariä-Altar jedes Jahr auf- und wieder abgebaut, was trotz aller Vorsicht zu Beschädigungen führte. Seit 1921 steht die Krippe fix an ihrem Platz in der Krypta des Mariendoms.
Überaus detailreich und berührend erzählt Osterrieder, der für seine naturgetreuen Darstellungen auch die Strapazen einer Reise ins Heilige Land auf sich genommen hatte, mit den Figuren und Gemälden die Weihnachtsgeschichte. Die rund achtzig Figuren sind aus Lindenholz gefertigt, farblich gefasst und metallisiert. Gemeinsam mit dem kunstvoll gefertigten Strahlenkranz, der Landschaftsarchitektur und den Hintergrundgemälden bilden sie eine der größten Krippenanlagen der Welt.
Die Krippe im Dom wird im Laufe des Advents umgebaut und zeigt sich jeweils in unterschiedlicher Darstellung. Während der Adventzeit, der Zeit der Erwartung, fehlt die Heilige Familie in der Krippendarstellung. Erst am 24. Dezember sind Maria und Josef mit einem neugeborenen Jesuskind zu sehen. Drei Engel „beschützen“ die Krippe und vor der Krippe stehen oder knien Hirten mit Tieren und den Gaben, die sie dem Kind darbringen. Ab 6. Jänner ist Jesus in der Dreikönigsfiguration der Heiligen Familie als zweijähriges Kind dargestellt und die Weisen aus dem Orient mit ihren Dienern sowie Elefant, Kamele und Pferde ergänzen die Szenerie.
Auch eine theologische Deutung wurde in das Geschehen miteinbezogen: Über Maria und dem Kind schweben drei Engel mit Kreuz, Dornenkrone und Kelch als Symbol für das spätere Geschick und Leben dieses Neugeborenen. Oben hängt ein großer Strahlenkranz mit musizierenden Engeln als Darstellung des Himmels. Christus kam vom Vater, lebte als Mensch, ist gestorben und zum Vater erhöht worden. So ist eigentlich in dieser Krippe nicht nur das Weihnachtsgeschehen dargestellt, sondern durch die Symbolik das ganze Christusgeschehen.
In den Jahren 2020 und 2021 wurde die Krippe vollständig restauriert. Seitdem ist es möglich, das Kunstwerk auch als audiovisuelles 3D-Erlebnis kennenzulernen und auf ganz neue und außergewöhnliche Weise in die Weihnachtsgeschichte einzutauchen. Die Besucherinnen und Besucher können den Krippenfiguren auf Augenhöhe und in Lebensgröße begegnen und so an der Krippenszenerie teilhaben. Der 360-Grad-Einblick in die Krippe erlaubt es, von außen in die Krippengeschichte einzutauchen und diese aus verschiedenen Perspektiven zu erleben. Texte von Dompfarrer Maximilian Strasser, in denen er ausgewählte Figuren der Krippe und ihre Geschichten theologisch betrachtet und beleuchtet, wurden von Schauspielerin Bettina Buchholz und Schauspieler Franz Strasser, eingesprochen. Verbunden mit einem im Ars Electronica Futurelab produzierten Klangraum wird die virtuelle Inszenierung zu einem Erlebnis für Augen und Ohren.
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