Kirchenpädagogik-Tagung: Akzente für die Kulturhauptstadt
Die Jahrestagung für Kirchenpädagogik von 21.–22. April 2023 im Salzkammergut gab Impulse, wie Kirchen abseits von Zahlen und geschichtlichen Fakten als lebendige Ankerpunkte des Glaubens präsentiert werden können.
Wenn Bad Ischl und das Salzkammergut 2024 zur Kulturhauptstadt Europas werden, rücken auch zahlreiche Stifte, Dome und Wallfahrtskirchen in den Fokus. Bei der Jahrestagung für Kirchenpädagogik bekamen die Teilnehmenden wertvolle Anregungen, wie Kirchen abseits von Zahlen und geschichtlichen Fakten als lebendige Ankerpunkte des Glaubens präsentiert werden können. Bei einem Podiumsgespräch diskutierten Vertreter:innen aus Kirche, Kultur und Tourismus.
Das Veranstaltungsteam mit den Teilnehmer:innen der Podiumsdiskussion v.l.: Jakob E. Reitinger, Karin Maier, Sr. Ruth Pucher, Elisabeth Schweeger, Katharina Steinkogler, Anna Minta, Anja Häse, Teresa Kaineder © ÖOK
Die Tagung, die am 21. und 22. April 2023 dem Anlass entsprechend im Salzkammergut stattfand, wurde vom Bereich Kultur und Dokumentation (ARGE Kirchenpädagogik) der Österreichischen Ordenskonferenz in Kooperation mit der Diözese Linz, die kirchliche Projekte und Initiativen rund um „Salzkammergut 2024“ setzen möchte, durchgeführt. Karin Mayer, Leiterin des Bereichs Kultur und Dokumentation der Österreichischen Ordenskonferenz, betont: „Es geht darum, Kirchenräume und Kulturbetriebe enger zusammenzubringen und Menschen dafür zu begeistern, ihre Kirchen zu öffnen und der Öffentlichkeit zu zeigen.“ Teresa Kaineder, die Leiterin des diözesanen Projekts, ergänzt: „Vor allem im Hinblick auf das Interesse, das 2024 europaweit an der Region Salzkammergut herrschen wird, wollen wir bewusst machen, dass in Kirchenvermittlungen eine besondere Chance liegt, vor allem, wenn sie mehr als ein Rezitieren von Zahlen, Namen und Begriffen sind!“
Natur und Kultur im Einklang: Die Tagungsteilnehmer:innen nützten das schöne Wetter für ein gemeinsames Morgenlob am Traunsee. © ÖOK
Mensch und Kirchenraum in Beziehung bringen
Das Interesse war entsprechend groß. Mehr als 40 Teilnehmende – darunter Tourismusverantwortliche, Kirchenführer:innen, Religionslehrer:innen und Interessierte aus Pfarren – fanden sich am 21. April im Karmelitinnenkloster Gmunden ein, um sich wichtige Impulse zu holen, neue Methoden zu entdecken und interessante Kontakte zu knüpfen.
"Tagungsraum Klostergarten": Sr. Ruth Pucher erläuterte in ihrem Auftaktvortrag die Anliegen der Kirchenpädagogik. © ÖOK
Sr. Ruth Pucher, die Leiterin der ARGE Kirchenpädagogik der Österreichischen Ordenskonferenz appellierte in ihrem Vortrag, der aufgrund des strahlenden Wetters kurzerhand im Klostergarten stattfand, Mensch und Kirchenraum in Beziehung zu bringen. Viele Praxisbeispiele und die acht Thesen, die der Bundesverband für Kirchenpädagogik in Deutschland dazu erarbeitet hat, stimmten auf ein Erfassen eines Raumes "mit Kopf, Herz und Hand" ein.
Podiumsgespräch: Was bedeuten Kirchenräume für Kultur und Tourismus?
Ein Podiumsgespräch zur Bedeutung von Kirchenräumen für Kultur und Tourismus, zu der fünf Expert:innen eingeladen waren, brachte einen abwechslungsreichen Austausch und lebendige Begegnung. Gesprächspartner:innen waren Anja Häse (Stiftung Frauenkirche Dresden, 1. Vorsitzende des Bundesverbandes für Kirchenpädagogik), Anna Minta (Professorin für Geschichte und Theorie der Architektur der Katholischen Theologischen Universität Linz ist und Initiatorin des Projekts „Licht. Schatten. Dasein. - Frauenbilder im Mariendom.“), Jakob E. Reitinger (Geschäftsführer Tourismusverband Bad Ischl, Kunsthistoriker), Elisabeth Schweeger (künstlerische Leiterin der Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl-Salzkammergut 2024) sowie Katharina Steinkogler (Theologin, Religionslehrerin, staatlich geprüfte Fremdenführerin).
Die Teilnehmenden erklärten, welche Kirchenräume sie geprägt haben, welche Themen Menschen in einen Kirchenraum bringen und was sie dort beschäftigt. Elisabeth Schweeger meinte etwa, wer bereit sei, auszuloten, was der Raum mit einem mache, könne in einem Kirchenraum erfahren, wer er ist. Kirchen als Möglichkeitsräume zu sehen, dafür plädierte Anna Minta. Anja Häse betonte, dass auch kleine – oft unscheinbare – Kirchen in ihrem Potential nicht unterschätzt werden dürfen.
Ein Tag am See
Am zweiten Veranstaltungstag standen unter der fachkundigen Anleitung von Sr. Ruth Pucher drei Kirchenbesichtigungen auf dem Programm, bei denen das am Vortag Gehörte gleich in der Praxis erlebt werden konnte.
Rollenspiel mit Tiefgang entlang der Szenerie der Fischerkanzel © Teresa Kaineder
Die Tour begann in der Pfarrkirche Traunkirchen, die für ihre „Fischerkanzel“ berühmt ist. Sie gilt als Meisterwerk der Holzschnitzkunst und beinhaltet eine einmalige Darstellung des Wunders des reichen Fischfangs. Passend dazu wurden die Teilnehmenden eingeladen, in die Rolle einer der dargestellten Figuren auf der Kanzel zu schlüpfen – also zum Beispiel in die Figur des Apostels Petrus oder eines Fisches. Anschließend konnten sie ihre Empfindungen von der Kanzel aus mitteilen.
Der nächste Halt auf der Salzkammergut-Kirchentour war die Pfarrkirche in Ebensee, in einem Ort der stark von der Salzgewinnung, aber auch von der NS-Zeit geprägt wurde. So galt bei der Auseinandersetzung mit dem Innenraum der Kirche einem Detail besondere Aufmerksamkeit: Die Balken des Vortragekreuzes wurden aus dem Holz einer Baracke des KZ Mauthausen angefertigt. Damit soll symbolstark darauf hingewiesen werden, dass sich in der NS-Zeit in Ebensee eines der vielen Nebenlager von Mauthausen befand, in dem tausende Menschen gelitten haben und ums Leben gekommen sind.
Reflexion der angeleiteten eigenständigen Kirchenerkundung in der Pfarrkirche Ebensee © Teresa Kaineder
Den Abschluss bildete ein Besuch in Bad Ischl. Um und in der Pfarrkirche Bad Ischl stellte der Künstler Christoph Mayer chm. seinen „Großen Welt-Raum-Weg“ vor – ein Projekt, das speziell für das kommende Jahr entwickelt wird.
Ein kirchliches Projekt für die Kulturhauptstadt 2024: Der Künstler Christoph Mayer präsentiert in der Pfarrkirche Bad Ischl seinen "Großen Welt-Raum-Weg". © ÖOK
Die Tagung gab vielfältige Anregungen, Kirche vielfältig erfahrbar zu machen, Neues auszuprobieren und sich und andere in den Dialog mit dem sakralen Raum zu bringen.