Wieder in der Spur
Als ich gebeten wurde, zu diesem Thema einige Zeilen zu schreiben, erinnerte ich mich sofort an einen schönen Wintertag, an dem ich auf der Langlaufloipe vom Hinteren zum Vorderen Langbathsee unterwegs war, vermutlich um einiges zu schnell, denn es warf mich aus der Spur. Nun es bedurfte nicht viel, um wieder in die Spur zurückzukommen und die Fahrt flott wieder in Angriff nehmen zu können.
Dieses aussagekräftige Bild ist aber nicht viel mehr als ein schwacher Trost, wenn wir Lebenssituationen bedenken, die Menschen vom Weg abkommen lassen, etwa Versagen in der Schule, Verlust des Arbeitsplatzes, Krisen in der Ehe, Loskommen aus einer Abhängigkeit, Unfall und Krankheit, die Trauer über den Tod eines lieben Angehörigen. Solche oder ähnliche Situationen bringen den Alltag ins Stocken – Angst und Unsicherheit kommen auf, lassen ratlos in die Zukunft schauen und die Frage stellen, wie soll es weitergehen? In meinem nun doch schon langem Leben bin ich wie andere auch wiederholt in Situationen gekommen, die mich aus der Spur geworfen haben. Die wohl gravierendste war der Tod meiner Gattin Ursula, die nach langer Krankheit verstorben ist.
Nun, wie habe ich versucht (Betonung auf „versucht“), damit umzugehen, wieder in die Spur zu finden?
Obwohl ich ihren Tod nach langer Krankheit als Erlösung sehen konnte, kam mein Herz damit nicht zurecht. Anfangs unerträglich die Stille und Leere der Wohnung. Also hinaus aus dieser bedrückenden Enge hin zum Grab am Friedhof. Dankbare (Zwie-)Gespräche führte ich. Erinnerungen taten sich auf an das Schöne, das uns als Familie geschenkt war, und an das Schwere, das wir gemeinsam tragen und bestehen haben können. Auch der Spruch auf dem Grabstein „Ich lebe und auch ihr sollt leben“ stärkte mich im Glauben, dass der Tod nicht das letzte Wort hat und dass die Liebe über den Tod hinaus Bestand hat, also die Verbindung mit dem geliebten Menschen weiterhin bestehen bleibt. Darüber hinaus wurde der Friedhof zum Ort des Trostes durch die Gespräche mit anderen, die ebenfalls um einen lieben Menschen trauerten. Einfühlsame Wegbegleiter auf dem Weg der Trauer, welch großes Geschenk! Eingebettet in der Familie, im Freundeskreis, in der Pfarre ließen mich Schritt für Schritt mit Zuversicht in die Zukunft gehen.
Ganz unterschiedlich waren die Tage, einmal recht stark und zuversichtlich, ein andermal wieder traurig. Begleitet von Menschen, Halt aus dem Glauben hat mich wieder in die Spur kommen lassen. Dafür bin ich dankbar.