Das Kornwunder
Auch als Bischof vergaß Nikolaus niemals die Menschen vor Ort und half ihnen, wo er nur konnte.
In einem heißen Sommer hatte es sehr lange nicht mehr geregnet. Die Hitze war unerträglich, es gab kaum Wasser, und das Obst auf den Bäumen sowie das Getreide auf den Feldern vertrocknete. Die Menschen hatten schrecklichen Hunger. Bischof Nikolaus ging durch die Straßen und sah die Not um sich. „Wir haben nichts zu essen. Und wegen der Hitze wächst auch nichts mehr. Nikolaus, kannst du uns helfen?“ baten sie ihn verzweifelt. Der Bischof betete zu Gott und spürte, dass dieser ihnen helfen würde.
Da hörte er aufgeregte Rufe: Schiffe waren im Hafen von Myra angekommen, die bis oben hin mit Getreide beladen waren. Bischof Nikolaus eilte sofort los.
Doch das Getreide auf den Schiffen war für den Kaiser. Die Menschen hatten den Seeleuten bereits zugerufen, dass sie gerne etwas kaufen wollten. Doch die schüttelten die Köpfe. Alle waren niedergeschlagen, sie hatten so sehr auf Hilfe gehofft. Da bat Nikolaus darum, den Kapitän zu sprechen.
Nikolaus erzählte von der Not in Myra und fragte: „Kapitän, könnte ich bitte etwas von dem Getreide bekommen, damit die Menschen etwas zu essen haben?“
Der Kapitän schüttelte den Kopf. „Das Getreide ist genau gewogen. Wenn etwas fehlt, werde ich vom Kaiser bestraft.“
„Mit Gottes Hilfe wird nichts davon fehlen, wenn der Kaiser seine Lieferung bekommt“, versprach Nikolaus. „Vertrau du mir, wie ich Gott vertraue!“
Der Kapitän zögerte, aber als er die hungrigen Gesichter der Leute am Hafen sah und spürte, wie sicher sich Nikolaus seiner Sache war, stimmte er schließlich zu.
Bischof Nikolaus verteilte das Korn an die hungrigen Menschen, und alle wurden satt. Was übrig blieb wurde auf den Feldern für das kommende Jahr ausgesät. Währenddessen brachten die Seeleute die Schiffslieferung zum Kaiser und staunten: Es fehlte wirklich kein einziges Korn!
„Ein Wunder ist geschehen!“ flüsterten alle und verbreiteten die Nachricht. „Nikolaus ist ein Wundertäter!“
Der Text ist urheberrechtlich geschützt und stammt aus:
Zett, Sabine: Der heilige Nikolaus. © Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2018.
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