Lucia von Syrakus
Schon seltsam, wenn eine Sizilianerin vor allem im Norden verehrt wird – aber das hat einen Grund, der mit der Lebensgeschichte der leuchtenden Heiligen zu tun hat ...
Schon ihr Name ist von strahlender Schönheit: Lucia heißt nichts anderes als „die Leuchtende“. Erhellt ist ihr Leben allerdings nicht ganz – wie bei vielen anderen Heiligen ranken sich viele Mythen und Legenden um Lucia. Belegt ist nur wenig.
Lucia wurde um 286 als Tochter eines begüterten Kaufmannes im heutigen Siracusa (Syrakus) auf Sizilien geboren. Lucia erkannte schon früh ihren tiefen Glauben und ihre Berufung, doch ihre Mutter Eutychia wollte sie verheiraten. Der Vater starb schließlich und die Mutter Eutychia wurde krank. Und so machte Lucia mit ihrer Mutter eine Wallfahrt zum Grab der heiligen Agathe in Catania, um bei der Patronin Hilfe zu erbitten. Und siehe da: Nach Gebeten und einer Erscheinung wurde die Mutter wieder gesund und willigte darum ein, dass Lucia die vorgesehene Hochzeit mit ihrem heidnischen Verlobten aufkündigte, um ihr Leben ganz dem Glauben zu weihen. Lucia verschenkte ihre gesamte Aussteuer an die Armen und gründete eine Armen- und Krankenstation – unterstützt wurde Lucia in ihrer Arbeit nun auch von ihrer auf wundersame Weise geheilten Mutter.
Lucia – eine Märtyrerin
Der zornige Verlobte verriet die junge Frau aber an den Präfekten – so hatte Lucia durch ihre Absage der Hochzeit unwissend ihren eigenen Märtyrertod besiegelt. Zahlreiche – teils widersprüchliche – Überlieferungen berichten von Lucias Qualen: In einem Bericht sollte sie von einem Ochsenkarren zu Tode geschleift worden sein, in einer anderen Quelle hätte sie als Strafe für ihren festen Glauben in einem Ochsengespann von mehreren tausend Soldaten in ein Dirnenhaus gekarrt werden sollen. Aber weder ein Ochsengespann noch tausend Männer waren imstande, die Gefesselte von der Stelle zu bewegen, darin sind sich die Überlieferungen einig. Selbst das Ausreißen ihrer Augen soll sie überlebt haben. Und gegen heißes Öl, das über sie gegossen wurde, war Lucia – den Berichten nach – auch immun. Vermutlich starb Lucia rund um 304 oder 310 nach Christus durch einen Schwertstich in den Hals.
Lucia – eine berühmte Heilige
1894 wurde eine Grabinschrift in den Katakombe San Giovanni a Siracusa entdeckt, die als frühestes gesichertes Zeugnis gilt. Schon in byzantinischer Zeit erbaute man über Lucias Grab eine Kapelle – im zwölften Jahrhundert wurde schließlich dann die Chiesa di San Lucia errichtet, eine große Basilika in Syrakus.
Im fünften Jahrhundert waren in Rom und Syrakus bereits die ersten Luciaklöster entstanden. Vermutet wird auch, dass Papst Gregor I. (auch „der Große“) sie im sechsten Jahrhundert in den Messkanon aufnahm.
Angeblich wurden Lucias Gebeine 1038 nach Konstantinopel gebracht – seit dem dreizehnten Jahrhundert befinden sich diese in einem Glassarg in Venedig. Anderen Quellen zufolge liegen auch Teile der Reliquien im französischen Metz. Seit 1987 wird auch in Siracusa ein Teil der Gebeine verwahrt.
Im Mittelalter galt Lucia als eine der berühmtesten Heiligen des Abendlandes – in dieser Zeit entstand auch der Lucia-Tag, an dem die Kinder beschenkt wurden. Erst im 16. Jahrhundert verlagert sich der Tag der Bescherung auf den 24. Dezember. Und selbst in die Literatur hat die heilige Lucia Eingang gefunden: In Dantes „Inferno“ ist sie die Trägerin des heiligen Lichts.
Lucia – die Sizilianerin im Norden
Wahrscheinlich wird fast jeder, den man nach seinen Assoziationen zur heiligen Lucia fragt, Antworten rund um Schweden, hellblonde Mädchen, weiße Gewändern und Kerzenkränzen auf dem Kopf geben. Und in der Tat: In ganz Schweden wird der Lucia-Tag seit dem 18. Jahrhundert gefeiert. In schwedischen Familien ist es Brauch, dass die älteste Tochter Kerzen auf einem grünen Kranz trägt und mit ersten Kostproben von der Weihnachtsbäckerei die noch schlafenden Eltern und Geschwister aufweckt - als „Lucienbraut“. Weil es im Dezember dort nur wenige Stunden hell ist, wirkt das Licht besonders stimmungsvoll. Nicht umsonst werden auch in anderen europäischen Ländern Lichterprozessionen und Volksfest zu Ehren von „Santa Lucia“ gefeiert. In Italien wird am Luciatag auch eine besondere Mahlzeit für die Armen gekocht: „Torrone dei poveri“, ein Kichererbsenbrei.
Doch wieso eigentlich der Kerzenkranz? Dieser Brauch hat seinen Ursprung in überlieferten Berichten, dass Lucia verfolgten Christen in ihren Verstecken in den Gängen unter der Stadt Speisen und Getränke brachte und dazu beide Hände brauchte – und deshalb soll sie die Kerzen wie eine Krone auf ihrem Kopf getragen haben, um den Weg in der Dunkelheit zu finden.
Lucia – mit vielen Zuständigkeiten
Lucia ist nicht nur Patronin von Syrakus, Venedig, Mantua und Toledo, die Lichtheilige wird auch von einigen Berufssparten angerufen: Lucia gilt als Schutzpatronin der Kutscher, Sattler, Glaser, Schneider und Weber, aber auch der Bauern, Hausmeister, Optiker, Notare und Schriftsteller. Und wie Florian wird sie auch bei Feuer angerufen. Es verwundert vermutlich auch nicht, dass die Heilige, die ihr eigenes Hab und Gut verschenkte, bei Armut angerufen wird. Und wer Halsschmerzen oder Augenleiden hat, ist bei der Heiligen aus Syrakus auch gut aufgehoben.
Lucia. Ihr Name allein „leuchtet“ schon und so machen ihre Lichter die Umgebung etwas heller und künden so auch die Ankunft Jesu auf Erden an. Lucias Licht – ein Vorbote des weihnachtlichen Lichts.
Quellenangabe:
Luderschmidt, Angelika: Sagenumwobene Lucia. In: katholisch.de - Unser Kirchenjahr. URL: http://www.katholisch.de/glaube/unser-kirchenjahr/sagenumwobene-lucia [Stand: 11/2020]
Schäfer, Joachim: Lucia. In: Ökumenisches Heiligenlexikon. URL: https://www.heiligenlexikon.de/BiographienL/Lucia.htm [Stand: 11/2020]