Martin von Tours
Eine großartige Sache, wenn man bedenkt, dass der heilige Martin bereits im November 397 verstorben ist. Vielleicht war es ja der Umstand, dass er der erste Heilige war, der nicht wegen eines Martyriums, sondern aufgrund seines Lebens verehrt wurde.
Martinus – Soldat Gottes
Einer römischen Familie mit militärischem Hintergrund entstammend, war schon die Bedeutung seines Namens Programm. Martinus heißt „zum Kriegsgott Mars gehörend“ – und dieser Name bedeutete für die Christen dann abgeleitet „Soldat Gottes“. Martin – einer, der sich in die Pflicht seiner Kirche stellte, mit Ernsthaftigkeit und Disziplin.
Diese Haltung scheint auch Martin selbst geprägt zu haben, wenn er am Ende seines Lebens folgendes ausführt: „Mein Herr, es ist ein harter Kampf, den wir in Deinem Dienste in diesem Dasein führen. Nun aber habe ich genug gestritten. Wenn Du aber gebietest, weiterhin für Deine Sache im Felde zu stehen, so soll die nachlassende Kraft des Alters kein Hindernis sein. Ich werde die Mission, die Du mir anvertraust, getreu erfüllen. Solange Du befiehlst, werde ich streiten.“ Martin, um 316 in Pannonien geboren, trat bereits mit 15 Jahren in die römische Armee ein, wo er unter Konstantin und Julian diente.
Drei Jahre bereitete Martin sich auf die christliche Taufe vor. Aus dieser Zeit wird berichtet, dass Martin Kranken beistand und Notleidenden Hilfe brachte. Von seinem Sold behielt er nur das Lebensnotwendige.
Geteilter Mantel
Bekannt sind von Martin vor allem die zahlreichen Legenden, wie die Geschichte von der Mantelteilung, die heute noch von zahlreichen Kindern nachgespielt wird. Als junger Soldat begegnete Martin am Stadttor von Amiens einem unbekleideten Bettler. Der Rest der Geschichte ist bekannt: Martin teilt den Mantel und gibt dem armen Mann eine Hälfte. In Verbindung mit dieser Erzählung steht der Bericht einer Christusbegegnung: Im Traum erscheint Jesus Christus dem Martin, mit seinem halben Militärmantel bekleidet.
Absolutes Gottvertrauen
Im Rahmen der Kämpfe zwischen den Römern unter Kaiser Julian bat Martin beim Imperator um Entlassung aus dem Militär aus religiösen Gründen: „Bis heute habe ich Dir als Soldat gedient; erlaube, dass ich in Zukunft für Gott streite.“ Weil ihm Kaiser Julian die religiösen Gründe seines Gesuchs nicht abnahm, erwiderte er: „Wenn man meine Haltung der Feigheit, nicht aber der Glaubenstreue zuschreibt, werde ich morgen unbewaffnet vor die Schlachtreihe treten, und im Namen des Herrn Jesus werde ich unter dem Schutz des Kreuzes, ohne Schild und Helm, sicher durch die Reihen der Feinde gehen.“ – Zu diesem „Test“ kam es aber nie, weil sich die Germanen zuvor ergaben.
Bischof – trotz verräterischer Gänse
Martin gründete 360 in Poitiers ein Kloster und fand bald viele Gleichgesinnte. Sein weiser Rat und seine guten Taten machten ihn schnell in der ganzen Umgebung bekannt. Die Menschen betrachteten ihn als Favorit für das Amt des Bischofs von Tours. Er versuchte, sich diesem Drängen der Menschen zu entziehen, doch nach jüngeren Quellen vereitelten Gänse das Versteckspiel des Heiligen. Und so wurde er am 4. Juli 372 Bischof von Tours.
Ein Leben nach dem Evangelium
Viele Wunderdinge werden mit dem dritten Bischof von Tours verknüpft, der mit viel persönlichem Einsatz nach dem Evangelium zu leben versuchte. Zeit seines Lebens distanzierte er sich von Gewalt – und trat dabei auch gegen andere Bischöfe und sogar gegen den römischen Kaiser auf.
Nach seinem Tod wurde der 11. November, der Tag seines Begräbnisses, schon bald als hoher Feiertag begangen. Und seinem Leben zu Ehren singen die Kinder heute noch Lieder über ihn und lernen an seinem Beispiel, was es heißt, nach dem Evangelium zu leben.
Quellenangabe:
Becker-Huberti, Manfred: Heiliger Martin - Geschichte. URL: www.heiliger-martin.de/geschichte/index.html [Stand: 11/2020]
Text: Michael Haderer