Nikolaus von Myra
Kein Wunder: Denn wer für viele Lebenslagen zuständig ist, wird auch oft angerufen. Und das obwohl man gar nicht so viel über den Heiligen Nikolaus weiß.
Am 6. Dezember feiert die katholische Kirche den Heiligen Nikolaus, den Bischof von Myra (heute: Demre) in Kleinasien in der heutigen Türkei. Die Bräuche rund um den Nikolaustag sind allseits bekannt: Der Nikolaus besucht mit seinem weißen Bart die artigen Kinder und beschenkt sie. Manch einer stellt auch den Nikolausstiefel vor die Tür und – siehe da – am nächsten Tag ist der Stiefel mit reichlich Süßigkeiten gefüllt.
Teilen und Schenken
Die Legendenerzählungen rund um den Heiligen Nikolaus sind vielfältig und haben alle das Teilen und Schenken zum Inhalt – das erklärt auch die Bräuche rund um das Heiligenfest. Das Teilen als grundlegender Akt, Not zu lindern und faire Lebenschancen für alle bereitzustellen, wird mit dem Heiligen eng verbunden.
Nikolaus von Myra wird mit einem Buch – der Bibel – und drei goldenen Kugeln oder goldenen Säckchen dargestellt. Diese verweisen auf eine Legende, nach der Bischof Nikolaus mit Geldspenden in drei Säckchen eine Familie mit drei Töchtern aus der Armut gerettet habe.
Alte Wurzeln des Brauchtums
Der Brauch des Nikolausganges und Schenkens geht bis ins Mittelalter zurück. So durfte damals am Nikolaustag ein Schüler die Rolle des Bischofs spielen. Der Nikolaustag entwickelte sich auch zum Tag der Geschenke für Kinder. Erst nach der Reformation im 16. Jahrhundert wurde dieses Schenken vermehrt auf das Weihnachtsfest gelegt.
Myra oder Pinora?
Was aber hat es mit der realen Gestalt des Nikolaus auf sich? Man weiß nicht viel: Nikolaus von Myra wurde zwischen 280 und 286 in Patara (heutige Türkei) geboren. Der Überlieferung nach soll er mit 19 Jahren zum Priester geweiht worden und anschließend als Abt im Kloster von Sion in der Nähe seiner Heimat eingesetzt worden sein. Schließlich wurde Nikolaus nach dem Tod seines Onkels Bischof von Myra. Bald jedoch setzten die Christenverfolgungen ein, bei denen auch Nikolaus in Gefangenschaft geriet und schwer misshandelt wurde.
Schließlich soll Nikolaus 325 beim Konzil von Nicäa kämpferisch gegen die Lehre des Arianismus aufgetreten sein – von dort gibt es Überlieferungen, die seine Handschrift tragen. Damit neigt sich das Wissen über den Heiligen aber auch schon seinem Ende zu. Auch das Todesdatum ist nicht exakt bestimmbar: Er starb an einem 6. Dezember – irgendwann zwischen 345 und 351. Durch historische Forschungen weiß man heute, dass die Heiligenfigur auf Geschichten, Legenden und Brauchtum von zwei Personen zurückgeht, auf den Bischof von Myra, der im 4. Jahrhundert lebte, und den gleichnamigen Bischof von Pinora in Kleinasien, der 564 starb.
Patron für alle
Die starke Heiligenverehrung setzt mit dem sechsten Jahrhundert ein – ausgehend von Griechenland über die osteuropäischen Länder bis nach Russland (Nikolaus ist auch Patron von Russland). Etwas zaghafter war der Siegeszug in den west- und mitteleuropäischen Ländern, etwa ab dem zehnten Jahrhundert wird der Nikolaus auch in England, Frankreich und Deutschland verehrt.
Der beliebte Bischof ist übrigens Patron für ganz schön viele Dinge, um nur einige zu nennen: Er ist Patron der Kinder, Schüler, Ministranten, Pilger und Reisenden, Seeleute und Brückenbauer, Kerzenzieher und Knopfmacher, Eigentümer und Bettler sowie der Gefangenen, Diebe und Verbrecher.
Bei seiner Beliebtheit wurde der Heilige Nikolaus bis heute Schutzherr von vielen Kirchen und Kapellen – in Oberösterreich sind ihm 22 Kirchen und Kapellen geweiht.
Quellenangabe:
Zimmermann, Steffen (2015): Der Heilige, den jeder kennt. URL: https://www.katholisch.de/artikel/173-der-heilige-den-jeder-kennt [Stand: 11/2020]
Schäfer, Joachim (2020): Nikolaus. In: Ökumenisches Heiligenlexikon. URL: http://www.heiligenlexikon.de/BiographienN/Nikolaus_von_Myra.htm [Stand: 11/2020]